Der Schutz der heimischen Vögel liegt Albert Scheible am Herzen. Foto: Scheible

"Wir sind nicht nur dagegen, wir tun was". Mit diesem Lebensmotto zieht der Dietinger Albert Scheible Aufmerksamkeit auf sich. Seit Jahrzehnten engagiert er sich für Vögel, für Flüchtlinge und zuletzt sogar im Katastrophengebiet Ahrtal.

Dietingen - Wo Not herrscht, ist Albert Scheible nicht weit entfernt. Seit Jahrzehnten erkennt er Missstände und schreitet zur Tat. Aufgewachsen in der christlichen Arbeiterjugend, prägte ihn ein Satz, der später zu einem Leitsatz in seinem Leben werden sollte: "Unbequem aus Verantwortung."

Damals war er 15 Jahre alt, erzählt Scheible. Und seither sei er aus voller Überzeugung unbequem: "Wenn ich Handlungsbedarf sehe, schwimme ich aus Verantwortung gegen den Strom." Die erste öffentliche Aktion, bei der er maßgeblich in Erscheinung trat, war als Umweltaktivist in den 80er-Jahren. Er war Mitbegründer der Bürgerinitiative Keltenberg, als deren Vorsitzender er dem Müllaufkommen im Kreis entgegentrat. Der Kreis habe damals reagiert und in der Müllbeseitigung nachgebessert.

Heimische Wildvögel liegen ihm am Herzen

Die damalige Parallelaktion "Erstellung von Nistkästen mit Kindern und deren Eltern", für die er einen Umweltpreis, ausgeschrieben vom Schwarzwälder Bote, einheimste, begleitet sein Leben bis heute. Scheible, der mittlerweile Vorsitzender der Erwachsenenbildung Dietingen ist, hat sich dem Schutz der heimischen Wildvögel verschrieben.

Sein Einsatz für die Vogelwelt habe sich auf einer Pilgerreise über Assisi nach Rom vor vier Jahren noch einmal verstärkt, sagt Scheible. Vertieft in die Literatur über den Heiligen Franziskus, der als Tier- und Vogelversteher gelte, habe er unter dem Franziskuskreuz San Damiano in Assisi dem Namenspatron versprochen, sich fortan intensiv um die Verbesserung der Vogelwelt zu kümmern und auf das "enorme Artensterben" aufmerksam zu machen.

Nachhaltigkeit sehr wichtig

Im Kontakt mit "Vogelpapst" Peter Berthold und Vogelfutterhändler Alexander Schmidt aus Winzeln organisiere er seither zwischen November und März Ausgabetermine von Vogelfutter zum Selbstkostenpreis, die auf ein wachsendes Interesse stoßen. Die Termine waren anfangs auch mit der Abgabe von Nisthilfen, Schmetterlingsflieder und insektenfreundlichen Blumenmischungen zum Selbstkostenpreis verknüpft.

Nachhaltigkeit ist immer die Maxime, sagt Scheible. Deshalb fanden über Jahre in Begleitung durch die Erwachsenenbildung Bildvorträge über heimische Vögel, Vorträge über Vogelbetrachtung und Futterhilfen statt. Nach dem jüngsten Aufruf in unserer Zeitung zur Vogelfutterausgabe wären innerhalb der Verkaufsstunde 250 Säcke abgeholt worden, freut sich Scheible über den Erfolg, der sich auch im aufgestellten Ahrtal-Spendenkässle bemerkbar machte.

Spende an Flutopfer

460 Euro habe er als Spende für die Flutopfer erhalten. Scheible selbst half bei zwei Einsätzen Winzern beim Rebschnitt, erzählt er, packte beim Schippen der Schlammmassen an und sortierte an einem Nachmittag nur Stiefel, die bei Großeinsätzen von Flutopferhelfern nach der Flutkatastrophe durcheinandergewirbelt wurden. Das Ausmaß der Katastrophe, das innerhalb einer Stunde jegliche Zivilisation zerstörte und Menschen ihr Heim und ihre Existenz nahm, habe ihn zutiefst getroffen.

Bugwellen von acht Metern Höhe hätten eine Gemeinde getroffen, deren Bewohner sich nur noch über das Dach hätten retten können. Dankbarkeit habe er gespürt, in einer Gemeinschaft von vielen Helfern sein zu dürfen, die ungerufen kamen und guten Willens anpackten: "Ich wusste in dem Moment, ich bin am richtigen Fleck."

Viele Hilfsprojekte

Das war Scheible schon häufig. Im Rahmen der Erwachsenenbildung organisiere er Hilfs- und Spendenaktionen und lud etwa Thomas Schröter, der lange Jahre in Dietingen lebte und beim technischen Hilfswerk arbeitet, regelmäßig zu Informationsabenden ein. Ein Blick auf das zurückliegende Programm der Erwachsenenbildung Dietingen liest sich daher wie ein Katastrophenbericht der vergangenen Jahre.

2004 fand eine Spendenaktion für die Tsunami Opfer in Indonesien statt, 2010 wurde für Haiti gesammelt, 2015 für Nepal, im Herbst desselben Jahres für die Flutopfer in Sri Lanka, 2017 für die Flüchtlinge auf der Insel Lesbos, 2019 für ein Ärzteprojekt in Tansania und 2021 dann für die Opfer im Ahrtal.

Die Flüchtlinge auf der Insel Lesbos habe er selber besucht und stand mit Freunden aus der Schweiz am Meeresufer, wo die Flüchtlinge in überfüllten Booten anlandeten, sagt Scheible. Für ihn eine dramatische dreiwöchige Erfahrung bei viel Schnee und hohen Flüchtlingszahlen.

Weitere Informationen

 Am 8. Januar findet zwischen 13 und 14 Uhr in der Heubergstraße 10 wieder eine Vogelfutterausgabe in Dietingen statt. 200 Vorratssäcke mit je 11,5 Kilogramm Vogelfuttermischung für heimische Vögel stehen bereit. Parallel dazu steht das Spendenkässle für das Ahrtal parat. Im engen Kontakt mit den Verantwortlichen im Ahrtal sollen die Spenden im Frühjahr bei einem weiteren Arbeitseinsatz in Mayschoss unmittelbar Hilfsbedürftige erreichen.