Jung und Alt gemeinsam. Die Samen von vier Tomatensorten werden ausgesät, die Abteilungen beschriftet. Fotos: Noll Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Pilotprojekt von Grundschule und AWO Pflegeheim in Dietingen / Generation Smartphone trifft Generation Tintenfass

Ursula Bittner (Hospizdienst Rottweil und ehemalige Lehrerin) und Grundschullehrerin Hummel, beide in Dietingen tätig, schmiedeten den Plan, ein Projekt "Jung trifft Alt" zu erproben und gewannen dazu schnell die Unterstützung der Leitung des AWO-Pflegeheims St. Josef in Dietingen.

Dietingen. Man kennt es aus dem Fernsehen: Senioren, die in Pflegeheimen glücklich strahlend aufleben, wenn bei Veranstaltungen in ihrer Einrichtung mal eine Kindergartengruppe oder die Theater-AG einer benachbarten Schule vorbeischauen. Nun stellte sich laut Mitteilung des Hospizdienstes Rottweil die Frage: Wie werden Erst- und Zweitklässler mit den fremden "Omas und Opas" zurechtkommen, wo es doch heute so gut wie keine Mehrgenerationen-Familien mehr gibt?

Mit Grundschülern ins Altenheim und mit Senioren auf die Schulbank – eine verrückte Idee. Und so wurde sie realisiert: Bei einem ersten Treffen, bereits im März, ging es ums Kennenlernen: Mit Singen und Basteln entstand ein prächtig geschmücktes Frühlingsfenster. Paarweise fanden immer ein Grundschüler und ein Heimbewohner zusammen. Diese Zuordnung hatte sich auch bei den folgenden Treffen bewährt.

Am zweiten Nachmittag war "Garten" das Thema. Es wurde Gemüse in Fühlkisten ertastet, benannt, mit Wortkärtchen geschrieben, und anschließend wurden Tomatensamen ausgesät. Da es mehrere Sorten gab, musste alles sorgfältig vorbereitet und beschriftet werden. Für die Senioren und die Schüler schon ein recht komplexes Aufgabenfeld.

Am dritten Nachmittag, kurz vor Ostern, wurde gemeinsam geknetet, geformt, verziert; so entstanden Osterhasen aus vorbereitetem Hefeteig: Bis diese gebacken waren, war Zeit für eine spannende Ostergeschichte und auch Zeit, den Tisch schön zu schmücken, denn natürlich durften die duftenden Langohren gleich verspeist werden. Immer ging es darum, dass beide "Altersklassen", so gut es ging, bei allen Arbeitsschritten eingebunden wurden.

Es war für die professionellen Pflegekräfte erstaunlich, welche Achtung und Rücksicht die Kinder gerade auch den Heimbewohnern entgegenbrachten, die an Demenz erkrankt waren oder ein anderes Handicap hatten. Eine Pflegekraft stellte fest: "Ich glaube für die Schülerinnen und Schüler ist es eine ganz besondere Erfahrung zu erleben, dass Erwachsene auch so ganz anders sein können. Dies hat die jungen Schüler aber in keiner Weise befremdet."

Die Heimleitung bedankte sich bei den Kindern und verwöhnte jedes mit einem netten kleinen Abschiedsgeschenk.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass ein solches Projekt enorm viel Engagement, Vorbereitung und Einsatz voraussetzt. Als Fazit sprechen die Initiatoren von einer gelungenen Begegnung im gemeinsamen Tun, wenn die Smartphone-Generation auf die Tintenfass-Generation trifft.