Der Applaus will nicht mehr aufhören (linkes Bild). Peter Nikol verlässt nach 25 Jahren die große Bühne in Böhringen und erhält von Marc Herter die Auszeichnung zum Ehrendirigenten des Musikvereins (rechtes Bild). Fotos: kw Foto: Schwarzwälder Bote

Abschied: Peter Nikol zum Ehrendirigenten ernannt / Wehmütige Momente beim Jahreskonzert

Im Jahr 1993 übernahm der junge und in der Blasmusikszene völlig unbekannte Peter Nikol beim Musikverein Böhringen den Taktstock. Am Sonntag hat er nach 25 Jahren die Kapelle nun als Ehrendirigent verlassen.

Dietingen-Böhringen (kw). Mit dieser Auszeichnung würdigten die Böhringer Musiker beim Weihnachtskonzert (wir berichten noch ausführlich) die erfolgreiche und außerordentlich engagierte Arbeit ihres Dirigenten während des vergangenen Vierteljahrhunderts. Lautstarker und sehr lang anhaltender Beifall begleitete diese im Böhringer Musikverein höchst seltene Ehrung. Die Musiker und die Konzertbesucher erhoben sich dabei von ihren Plätzen.

"Da haben sich zwei gesucht und gefunden", meinte Vorsitzender Marc Herter in seinem Rückblick. Der Vereinschef verabschiedete stellvertretend für die ganze Musikerschar nicht nur einen exzellenten, ehrgeizigen und höchst zuverlässigen Musiker, sondern auch einen "guten Freund und treuen Kameraden".

Als sich das Orchester mit dem vorweihnachtlichen Lied "Oh du fröhliche" – es war die zweite Zugabe und das letzte Musikstück unter dem scheidenden Dirigenten – vom Publikum verabschiedete, passte das zwar trefflich zum bevorstehenden Weihnachtsfest, spiegelte aber keineswegs die Gemütsverfassung der Aktiven und des musikalischen Leiters wider.

Es war nicht bloß ein Hauch von Wehmut, der während des gesamten Konzerts in der Schlichemtalhalle wehte. Je mehr das Finale nahte, umso deutlicher waren die Emotionen bei den Akteuren auf der Bühne wahrnehmbar. "Mir ist davor himmelangst", hatte Nikol noch vor Tagen betont.

Erst ganz am Ende griff er zum Mikrofon und sprach zuerst zu seinen Musikern: "Ich bedanke mich für das große Vertrauen, das ihr mir damals entgegen gebracht habt, ihr habt mich einfach machen lassen." Dann kam gleich die Familie, vor allem die Eltern, die er in den Dank mit einbezog. Sie hätten den Grundstein für seinen musikalischen Weg gelegt. Dankeschön sagte er abschließend allen Böhringern.

Dass mit Nikol viel mehr als nur ein Musiker den Ort verlässt, kam deutlich zum Ausdruck. "Peter Nikol hat die Böhringer Musikkapelle geprägt", stellte Ortsvorsteher Detlef Langrock lobend fest. Ein Geschenk der Gemeindeverwaltung hatte er mitgebracht. Auch die Böhringer Vereinsgemeinschaft dankte dem scheidenden Dirigenten für die stets gute und offene Zusammenarbeit. Der Vorsitzende des Turn- und Sportvereins, Andreas Merkt, überreichte Nikol im Auftrag aller Vereine ein Geschenk.

Abschied nahm ebenso die katholische Kirchengemeinde. Die stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Sofie Gfrörer-Frommer, zitierte Worte des Fernsehmoderators und Autors Peter Hahne: "Nur wer ein Profil hat, hinterlässt Spuren." Mit den Kirchenkonzerten und den vielen Auftritten an Festtagen lasse Nikol im Böhringer Gotteshaus und allgemein in der katholischen Kirchengemeinde deutliche Spuren zurück. Falls mal kein Organist zur Verfügung stünde, könne sie ja bei ihm anrufen, sagte die Vertreterin des Kirchengemeinderats, bevor sie ihm zum Dank ein Geschenk aushändigte.

Die Musiker revanchierten sich für die erfolgreiche Ära mit einer "finanziellen Starthilfe" zum Kauf eines Flügelhorns. Dann zog sich der Vorhang wie bei einem großen Theaterstück ganz langsam zu. Zuletzt sahen die Besucher nur noch den Dirigenten, der mit seiner Fassung rang und einen allerletzten wehmütigen Blick auf das Publikum in der Halle warf. Danach feierten Musiker und Dirigent noch viele Stunden.