Der Entschluss zum Erhalt der drei Schulstandorte wird von breiten Schultern getragen. Auf einer gemeinsamen Sitzung der Gremien aus Irslingen und Böhringen wird die Empfehlung an den Gemeinderat weitergereicht. Fotos: Schmidt Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Im Gemeinderat Dietingen steht eine Entscheidung über Schulstandorte an

In der kommenden Gemeinderatssitzung wird über die Schulentwicklung der Gemeinde Dietingen entschieden. Die Empfehlungen aus Irslingen und Böhringen sind schon gefallen. Sie plädieren dafür, ihre Schulstandorte zu erhalten.

Dietingen-Böhringen. Die Ortsteile Böhringen und Irslingen stehen felsenfest hinter ihren Schulstandorten. Wobei Gerhard Held, Böhringer Ortschaftsrat und Nachrücker von Klaus Weisser, unentschuldigt in der Sitzung fehlte. Seine Stellungnahme war neugierig erwartet worden.

Die anwesenden Räte positionierten sich eindeutig. Sie wollen den Erhalt der beiden Schulstandorte in Böhringen und Irslingen, mithin keine Zentralisierung auf einen Schulstandort in Dietingen, wie von Bürgermeister Frank Scholz favorisiert. Dennoch bleibt ihre Entscheidung lediglich eine Empfehlung an den Gemeinderat. Sich dessen bewusst, entschieden sich die beiden Gremien für ein gemeinsames Auftreten.

Die beiden Teilorte haben 1800 Bürger

Nicht im stillen Kämmerchen, sondern im kleinen Saal der Schlichemtalhalle in Böhringen vor zahlreichen Zuschauern sollte die Entscheidung ein Signal setzen. Die Räte aus Irslingen und Böhringen vertreten fast 1800 Bürger, von insgesamt etwa 4000 aus der Gesamtgemeinde. Und sie verstehen sich als Interessenvertreter der Eltern, die sich im Vorfeld klar für den Erhalt der Schulstandorte eingesetzt hatten, betonten die Räte.

Ein Signal, das bei Bürgermeister Scholz angekommen zu sein scheint. Erstmals war auch er bei einer Sitzung der Ortschaftsräte zum Thema Schulentwicklung anwesend. Und er brachte eine neue Haltung mit. Er plädierte nicht mehr für einen Schulstandort, sondern empfahl, die Schulstandorte so lange zu erhalten, bis die Elternschaft nicht mehr um Plätze nachfragt, mithin Schulanmeldungen weniger werden.

Seine Hoffnung, dadurch eine Einigkeit mit den Ortschaften zu erzielen und die Empfehlungsbeschüsse aus Irslingen und Böhringen zu mildern, schlug aber fehl. Zwar zeigte sich Böhringens Ortsvorsteher Detlef Langrock bereit, den Böhringer Ortschaftsräten Scholz Empfehlungen zu unterbreiten, aber sie schmetterten sie aufgrund der wagen Formulierung von vornherein ab.

Vor dem Beschluss der Irslinger Räte griff Scholz noch mal ein, ermahnte die Räte, die Zukunftsperspektive der Gesamtgemeinde in der Schulentwicklung zu betrachten, und dem Empfehlungsvorschlag der Verwaltung zu folgen. Doch auch Irslingens Ortsvorsteher Klaus Häsler schüttelte der Kopf. Somit stand die klare Formulierung für beide Gremien fest. Sowohl am Schulstandort Böhringen wie an Irslingen wird ohne Einschränkung festgehalten. Schon vor den Beschlüssen, während der Inforunde, zeigte sich Scholz gemäßigter. Er bescheinigte der großen Runde eine sachorientierte Argumentation und gestand ein, dass durch eine Zentralisierung auf den Standort Dietingen weder die Lehrerversorgung, noch die Schüleranmeldungen zugesichert werden könnten. Er machte deutlich, dass besorgte Eltern immer wieder die Qualität der Schule in Frage gestellt hätten, also gute Gründe vorlägen, die Schulentwicklung zu betrachten.

Nur zehn von 33 Stellen bleiben unbesetzt

Gleichwohl scheint dieses Argument aber nur für Dietingen zutreffend. Zumindest steht für die Räte aus den Ortsteilen, nach Rücksprache mit den Eltern, die gute Qualität ihrer Standorte außer Frage. Warum sollte etwas verändert oder geschlossen werden, das so gut funktioniere, stellten sie in die Runde. Warum jahrgangsübergreifende Klassen schlecht reden, wenn in anderen Bundesländern dieses Konzept sogar gefördert werde? Und warum ängstlich auf die Lehrerversorgung blicken, wenn von 333 Lehrerstellen im Kreis Rottweil gerade mal zehn unbesetzt blieben, wie sie herausgefunden hätten.

Darüber hinaus würden im Kreis derzeit 8,1 Vertreterreserven zur Verfügung stehen. Zu betrachten sind aus Sicht der Räte vielmehr die Punkte, die Hildegard Flaig auflistete. Sie wählte positive Argumente für den Erhalt, etwa die steigenden Schülerzahlen, den Anspruch auf zwei Lehrerdeputate in den Ortsteilen, die Qualität der Gesamtschule mit den verschiedenen Angeboten in den drei Schulstandorten. Und die negativen bei einer Zusammenlegung, etwa die langen Busfahrzeiten, den Leerstand von dann zwei Schulgebäuden, den befürchteten Attraktivitätsverlust für die Ortsteile, der mit einer Schulschließung einhergehe und eine drohende Spaltung der Gesamtgemeinde.

Eine verbesserte Busverbindung stehe in jedem Fall im Fokus, versprach Häsler. Und verbindet damit die Hoffnung, dass im Falle eines Erhalts die Gößlinger Kinder auch weiterhin die Irslinger Schule besuchen werden.