Immer wieder hinterlässt Hochwasser am Ufer der Schlichem in Böhringen Spuren. Foto: Parage

Bürgerinitiative sammelt Argumente für Rückhaltebecken an der unteren Schlichem.

Dietingen-Böhringen - Die Bürgerinitiative für besseren Hochwasserschutz an der unteren Schlichem hat ihre Arbeit aufgenommen. Was sich bisher getan hat, davon berichten Edgar Kramer, Günther Grossmann und Michael Winkelmann in einer Pressemitteilung.

Hochwasser ist für die Orte entlang der Schlichem leider ein altbekanntes Thema: In Böhringen und Rotenzimmern muss sich etwas tun, das steht fest. Aber was? Darum geht es seit Langem und erst recht, seit die Ergebnisse einer sogenannten Flussgebietsuntersuchung vorliegen. Bei einer Informationsveranstaltung Mitte Juni wurden diese vorgestellt.

Zwei Möglichkeiten gibt es demnach: den Bau eines Rückhaltebeckens oberhalb von Rotenzimmern oder einen Seitenlinienschutz, bei dem die Flussufer mit Schutzwänden versehen werden. Die günstigere, förderfähige und deshalb präferierte Variante ist für das Regierungspräsidium Tübingen der Linienschutz. Gründen die Schlichem-Anlieger einen Zweckverband, könnte der Linienschutz mit 70 Prozent vom Land bezuschusst werden. Für Edgar Kramer indes wäre dieser gerade in Böhringen "eine optische Katastrophe", für die im Ort über 100 Jahre alte Eichen entlang der Schlichem gefällt werden müssten. Zumal er und seine Mitstreiter ein Rückhaltebecken als nachhaltiger betrachten.  

Keine Schutzwände: Mehr als 500 Bürger unterschreiben

Aus diesem Grund haben sie die neue Bürgerinitiative (BI) für einen besseren Hochwasserschutz an der Schlichem gegründet. Bereits in der Gründungsversammlung am 25. Juli hatten fast 200 Bürger mit ihren Unterschriften gezeigt, dass auch sie ein Rückhaltebecken bevorzugen. Inzwischen seien über 500 Unterschriften zusammengekommen, heißt es in der aktuellen Pressemitteilung.

Darüber hinaus seien die Gründungsmitglieder mit vielen Personen der Öffentlichkeit und der Politik in Kontakt getreten. Kramer berichtet, dass etwa ein Gespräch mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Stefan Teufel geplant sei, zudem sei ein Termin mit dem Grünen-Kreisverband avisiert. "Quer durch die Parteienlandschaft stieß man auf offene Ohren", heißt es dazu in der Mitteilung.

Darüber hinaus ist die BI nach eigenen Angaben dabei, die Hochwassersituation "nochmals präzise in der spezifischen Vorortsituation zu beleuchten und dazu die Meinung unabhängiger Sachverständiger einzuholen". Die ablehnende Haltung der Bürger zum Linienschutz solle nun durch objektive Beurteilung der Lösung für eine Rückhaltung gestützt werden.

Zudem prüfen die BI-Mitglieder, ob es weitere Zuschüsse für das Projekt geben könnte. "Schließlich würden auch die Unterlieger der Schlichem und des nahen Neckars davon profitieren."

Auch an den Bundestag haben sich die Böhringer gewendet und eine Petition eingereicht: Diese zielt auf eine Gesetzesänderung dahingehend ab, dass nicht nur die Kosten über die Ausführung einer Schutzmaßnahme entscheiden, sondern die Nachhaltigkeit. "Rückhalt vor Linienschutz" solle als Grundsatz in das Hochwasserschutzgesetz eingefügt werden. Für Böhringen und Rotenzimmern käme die zwar zu spät, allerdings könnten andere Orte in einer ähnlichen Situation profitieren, meint Kramer.

Dazu erklärt Michael Winkelmann laut Mitteilung: "Natürlich sind wir nicht weltfremd, aber wenn Förderfähigkeit und Genehmigungsfähigkeit gegeben ist, sollte zukünftig eine Rückhaltung vorzuziehen sein."

Überrascht zeigte sich Edgar Kramer, wie offen und ohne Vorurteile die BI als Gesprächspartner ernst genommen werde. "Wir sind vom Landratsamt sogar zu einem Gespräch zum Sachstand eingeladen worden." Auch von der Dietinger Verwaltung werde die BI seines Empfindens nach im Verfahren als Partner gesehen.

Weitere Informationen: Die BI informiert Interessierte auf der Seite www.schlichem.de über ihr Anliegen.