Viele Einblicke in die Geschichte von Gößlingen, der Grafen von Sulz und die Verflechtungen mit dem Kloster Alpirsbach im Laufe der Jahrhunderte gibt bei einem Vortrag Winfried Hecht in der Kirche St. Peter und Paul. Foto: Riedlinger Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Winfried Hecht blickt in die Vergangenheit eines kleinen Ortes mit seiner bedeutenden Kirche zurück

Dietingen-Gößlingen. Winfried Hecht hat in der Gößlinger Kirche St. Peter und Paul im Jubiläumsjahr des Umbaus des Gotteshauses (500 Jahre) über die Geschichte von Dorf und Kirche referiert. Insbesondere war für zahlreiche Zuhörer die Rolle der Grafen von Sulz wichtig. Hecht entführte sein Publikum in eine Zeit, in der Gößlingen für die Grafen von Sulz eine materielle und wirtschaftliche Machtbasis gewesen sei.

Nach der erstmaligen Nennung im Jahr 793 wurde der Ort als eine Schenkung des Grafen Berthold genannt. Von hier aus schickten sich die Sulzer an, in Richtung Schwarzwald Land zu erschließen und Wald zu roden.

Die Kirche selbst wurde im 14. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt. 1354 verkauften die Grafen von Sulz die Ortsherrschaft und damit die Verwaltungshoheit an das Kloster Alpirsbach.

Umwandlung von Naturalien führte zur Entstehung von Geld. Eine Rolle spielten dabei auch die Herzöge von Teck. Zu dieser Zeit hatten die Klöster Geld und oft die Funktion von heutigen Sparkassen: von ihnen konnte man sich Geld leihen. Die Grafen von Sulz waren mit dem Kloster Alpirsbach immer schon eng verbunden, als Gründer des Klosters gilt Graf Alwig von Sulz. Auch Graf Hans von Sulz war als Abt in Alpirsbach.

Nachdem 1284 Sulz den Grafen verloren ging, orientierten sie sich zunehmend nach Wildeck, danach in Richtung Neckarburg und später in den Klettgau und Küssaburg nahe der heutigen Schweizer Grenze. Damit rückt Gößlingen selbst an die Peripherie ihres Machtraumes.

Diese Bewegung der Familie der Grafen von Sulz wurde über Generationen hinweg oft durch Heiraten ausgelöst, was wiederum meist wirtschaftliche Überlegungen gewesen seien und weniger Liebesheiraten.

In der Gößlinger Kirche, die ursprünglich eine Wehrkirche gewesen sein muss, sind nur wenige Dokumentationen der Urheberschaft, ja nur ein einziges Steinmetzzeichen bis heute vorhanden.

Gößlingen blieb kaisertreu

Gleichzeitig zum Umbau in Gößlingen war in den Jahren 1485 bis 1515 in Rottweil laut Winfried Hecht mit Heilig Kreuz eine Großbaustelle. Nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich war, dass Steinmetze damals von einer Baustelle zur nächsten mitgewandert sind.

Nach Fertigstellung in Gößlingen kam die durch Luther ausgelöste Reformation, die aber auf dem Lande damals noch gar nicht richtig Fuß gefasst habe. Dies passierte erst ab 1534.

Umso erstaunlicher war, dass Gößlingen wie das kaisertreue Rottweil katholisch geblieben ist, während andere Gemeinden wie Rosenfeld evangelisch wurden. Nachbarorte wie Täbingen und Rotenzimmern kamen zur Pfarrei Leidringen. Noch 1615 werde eine Messpriesterin zitiert, die aussagte, man bleibe katholisch, um mit Österreich und Rottweil keine Zwietracht zu haben.

Um alle Fragen bis ins Detail zu beantworten, bot ein einziger Abend zu wenig Zeit. Aber Gößlingens Bürger sind wissbegierig, ihre Historie in Zukunft weiter zu beleuchten. Der Vortrag, initiiert von der Gößlinger Kirchengemeinde, machte Appetit auf mehr.