Hubert Burkard: Der Ehrenbürger von Dietingen feiert an diesem Samstag seinen 80. Geburtstag. Foto: Schwarzwälder Bote

Geburtstag: Hubert Burkard wird 80 / Ehrenbürger und Bundesverdienstkreuz

Auf ein reiches und erfülltes Leben darf Hubert Burkard blicken. Ein angemessener Anlass bietet sich an diesem Samstag an. Schließlich vollendet der Dietinger Ehrenbürger am 16. Januar sein achtes Lebensjahrzehnt.

Dietingen. Wären es andere Zeiten und würde es einen Empfang für den Bürgermeister i. R. geben, wäre es nicht unwahrscheinlich, dass so mancher Laudator die Lebensleistung des Jubilars anhand seiner Taten aufzählen und ansprechen würde. Dann würden lange Reden gehalten, wenn man all dem gerecht werden wollte, was sich so in den Jahren seit 1966 getan hat, seitdem Hubert Burkard mit 25 zum damals jüngsten Schultes des Landes gewählt wurde.

Es gäbe die Erinnerungen von Weggefährten, von Parteifreunden, von kommunalpolitischen Begleitern und Mitstreitern, von Bekannten und Freunden, sogar von der legendären "Haigerlocher Mafia", Jahrgänger der staatlichen Verwaltungsfachschule in Haigerloch, zu denen neben vielen in der Region Bekannten zuvörderst Erwin Teufel, Ministerpräsident a. D., zu nennen wäre.

Sie würden über die erste Wahl Burkards am 10. Juli 1966 sprechen, über all die Herausforderungen, die sich sehr schnell anschlossen in den Zeiten, als die Gemeindereform im Ländle die Öffentlichkeit in Atem gehalten hatte, über die Bildung der Gesamtgemeinde Dietingen mit Böhringen und Rotenzimmern sowie mit – ja – Irslingen und Gößlingen, über seine zweite (27. Juni 1976), dritte (1. Juli 1984) und vierte (12. Juli 1992) Wahl und sein freiwilliges Ausscheiden nach 34 Dienstjahren.

Ehrung des US-Senats

Sein Engagement für die Ertüchtigung der Infrastruktur, ja manchmal erst den Aufbau eben jener, käme nicht zu kurz. Wobei wahrscheinlich die Gründung des Zweckverbands Abwasserbeseitigung Unteres Schlichemtal 1978 und der Vorsitz bis 2009 nur eine Facette von ganz vielen wäre, die angesprochen würde.

Eine andere beträfe das Wasser. Nicht nur sein Wirken im Zweckverband Wasserversorgung Oberer Neckar, den er als dienstältestes Mitglied des Verwaltungsrats seit 1966 geprägt hat, sondern generell sein Engagement in seinem Dietingen für das Wasser. Als sichtbare Zeugnisse dienen Brunnen im Ort.

Höhepunkte jeder Laudatio wären jedoch selbstverständlich die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande am 28. Dezember 2004 durch den damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler und die Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde Dietingen am 13. Januar 2001 auf Grund eines einstimmigen Gemeinderatsbeschlusses ob der herausragenden Verdienste in baulichen, kulturellen und sozialen Belangen während der 34-jährigen Amtszeit als Bürgermeister von 1966 bis 2000. Nicht zu vergessen die Ehrenurkunde des US-Senats in Washington für die Dokumentation des Fliegerabschusses von US-Pilot Cooper 1945 in Dietingen auf dem Hohensteinfeld.

Mit Schalk im Nacken

Alleine diese Würdigungen lassen erahnen, dass Hubert Burkard eine Persönlichkeiten mit vielen Talenten ist. Neben dem Dienstlichen, dem streng Korrekten, angelehnt an die besten Traditionen eines schwäbischen Beamten, fällt es dem Menschen Hubert Burkard immer schwerer seine leichte, humorvolle Seite zu verbergen, je häufiger es zu einer Begegnung auf ähnlicher Wellenlänge kommt. Zwar bricht sich der Schalk nicht brüllend Bahn, dafür wird er in feine Worte und launige Anmerkungen gekleidet.

Ein schriftliches Zeugnis hat er vor einigen Jahren verfasst: das Buch "Ällerhand ond kaum zum Glauba". Diese Sammlung von Anekdoten aus einem schwäbischen Rathaus während seiner Amtszeit als Bürgermeister kam und kommt sehr gut an. Ein besonders gefragtes Kompendium des Menschlichen.

Das eine oder andere Anzeichen bleibt aber ebenfalls nicht im Verborgenen in seinen Antworten auf die Frage nach bleibenden Eindrücken und Erlebnissen in seinen nun acht Lebensjahrzehnten, auf die er blicken darf.

Einen nachhaltigen Eindruck hat auf ihn auf jeden Fall in den 60er-Jahren eine junge Rottweilerin gemacht, die damals im Modehaus Russ als kaufmännische Angestellte und Modeberaterin tätig war. Nicht nur, aber vor allem, als er sie mit seinem Freundeskreis der jungen Beamtenkollegen zu einer Wanderung auf den Fohrenbühl eingeladen hatte. Gertrud Klussmann, so hieß die Dame, erschien – im schicken Kostüm und mit Stöckelschuhen. "Beste" Voraussetzungen für diese Tour also – und noch bessere für ihr weiteres Leben. Sie heirateten 1969 und feierten im Frühjahr 2019 goldene Hochzeit.

"Störrische Böcke"

Dass trotz aller Turbulenzen um die Bildung der Gesamtgemeinde in den 70er-Jahren ein gutes Verhältnis zu entscheidenden Persönlichkeiten in den Ortsteilen gepflegt werden konnte und wurde, ist nicht als selbstverständlich anzusehen. Schließlich ging es vor 45 Jahren zum Teil recht robust zu.

Hubert Burkards Ziel, die Selbstständigkeit und Kultur der Ortsteile weitgehend zu erhalten, darf als gelungen bezeichnet werden. So freut es ihn noch heute, als er nach Jahren von einem altgedienten und ausgeschiedenen Irslinger Gemeinderat eine Glückwunschkarte zum Geburtstag mit folgendem Text erhalten hat: "... Sie haben im Guten vier störrische Böcke zu einer Gemeinde zusammengebracht! Bravo!"

In den 80er- und 90er-Jahren sind Hubert Burkard die diversen Jubiläen der Ortsteile in bleibender Erinnerung geblieben. Dietingen besuchte der Bischof von St. Gallen. Ein Festzug, geschichtliche Stationen, der große Zapfenstreich und der Fackelzug zur Marienkapelle auf dem Dietinger Wasen gelten als Höhepunkte jener Festtage.

Zehntscheuer im Herzen

In diesem Zusammenhang bietet es sich an, über die Zehntscheuer zu sprechen. Bürger und Ratsmitglieder mit handwerklicher Profession und Geschick halfen tatkräftig mit, das Wahrzeichen des Ortes zu retten und zu sanieren. Mit nachhaltigen Folgen: Die Zehntscheuer (und ihr Museum) ist Hubert Burkard ans Herz gewachsen. Die Sanierung diente außerdem als Muster für Bewohner älterer Anwesen in Dietingen für einen Umbau als Wohnhaus.

Nebenbei: War das Alte liebt und schätzt, dem schmerzt der für dieses Jahr avisierte Abbruch des früheren Altenheims doppelt. Damit verliert die Ortsmitte in Dietingen ein ortsbildprägendes Gebäude. Auf die architektonischen Postmoderne in der Ortsdurchfahrt – quasi reingehauen in alte Strukturen – wiederum könnte der Ehrenbürger locker verzichten. In den mehr als 54 Jahren, seitdem er in Dietingen wohnt, ist dem gebürtigen Rottweiler die Gemeinde ans Herz gewachsen und zur Heimat geworden. Eine Heimat, die er nicht missen möchte.

In den zwei Jahrzehnten des aktuellen Jahrhunderts hat sich Hubert Burkard vermehrt der Restaurationskunst gewidmet. Eine Passion, die Freude schenkt. Ihm, dem jeweiligen Besitzer und den vielen Betrachtern. So erstrahlen bald ein Dutzend sakraler und historischer Figuren neu. Nicht nur in Dietingen, auch in Seedorf und Zepfenhan. Hubert Burkard: "Das ist meine größte Liebhaberei..." Kleine Pause. "Und natürlich meine Frau."