Flüchtlinge: In Dietingen schon eingelebt
Dietingen. Im Dezember 2015 sind die ersten unbegleiteten minderjährigen Ausländer nach Rottweil gekommen. In der Trägerschaft der Kita Profil gGmbH (Stiftung Lernen-Fördern-Arbeiten) wurden 36 Jugendliche aufgenommen. Von ihnen leben seit April 2016 20 Jugendliche in Dietingen. Die Stiftung zieht nun ein erstes Resümee zu den Integrationsbemühungen.
Die Ursachen der Flucht der Jugendlichen waren laut Pressemitteilung vielfältig. Doch auch das Ankommen und Einleben sei schwieriger, als so mancher Jugendliche es sich vorher gedacht hatte. Nicht selten gebe es unterschiedliche Erwartungen von Jugendlichen und den betreuenden Mitarbeitern. "Trotz aller Aushandlungsprozesse, Phasen des Orientierens und Ausprobierens, Zeiten des geduldigen Wartens und vieler Behördenkontakte, können wir rückblickend sagen, dass die Jugendlichen gut in Dietingen angekommen sind", so die Bilanz. Sie seien eine Gruppe geworden. Unterstützt werden die Jugendlichen durch die engagierten Mitarbeiter der Kita Profil gGmbH.
Nach dem Ankommen beginne die Integration in das soziale Umfeld. Dazu gehören das Kennenlernen der Gemeinde und Nachbarn, verschiedene Freizeitaktivitäten in unterschiedlichsten Vereinen, das Finden von Freunden genauso wie der regelmäßige Schulbesuch. Dieser sei seit dem September des vergangenen Jahres endlich für alle Jugendliche möglich – und ein wichtiger Schritt bei der Integration.
Jugendliche machen sprachliche Fortschritte
Die Offenheit, Freundlichkeit und das Interesse der Nachbarn habe man auch bei dem erfolgreichen Einweihungsfest im Sommer spüren können. Bei gutem Essen und Musik lernte man sich näher kennen. Die Jugendlichen zeigten begeistert ihre Zimmer und ein selbst produziertes Musikvideo. Ein anderer wichtiger Aspekt der Integration sei das Erlernen der deutschen Sprache. Diese beherrschen die meisten Jugendlichen, auch dank ehrenamtlicher Helfer, laut Pressemitteilung schon richtig gut.
Dies sei nicht nur für die schulische und zukünftige berufliche Integration der Jugendlichen wesentlich. Denn wer einen Ausflug nach Rottweil machen möchte, zu seinem Praktikumsplatz kommen möchte, einkaufen will, Freunde trifft oder vom Sportverein zurück nach Hause möchte, braucht nicht selten einen "Rufbus" in Dietingen. Das tägliche Leben und Miteinander gelinge, auch dank der besser werdenden Deutschkenntnisse, immer besser. Gelegenheit, ihre sprachlichen Kenntnisse anzubringen, hatten die Jugendlichen auch jüngst, als sie sich bei der Dorfputzete im Ort beteiligten.
Jetzt geht es um Zukunftsperspektiven
Umso wichtiger werde es, mit den Jugendlichen gemeinsame Zukunftsperspektiven aufzubauen. Dies gelinge durch individuelle Gespräche und die Berufsorientierung in Praktika. Ein Fokus des pädagogischen Konzepts liege auf der Unterstützung der Jugendlichen in der beruflichen Orientierung. Dies setze selbstverständlich voraus, dass die Jugendlichen immer selbstständiger werden, zunehmend eigenverantwortlich handeln und Aufgaben übernehmen. Ein wichtiges Ziel der pädagogischen Arbeit sei es, die Jugendlichen auf ein selbstständiges Leben vorzubereiten. Perspektivisch sollen die Jugendlichen lernen, allein zu leben. Dazu sind andere Wohnformen für die Verselbstständigung der Jugendlichen in Zukunft geplant.
Der Dank des Stiftungsteams und der "Dietinger Jungs" gilt bei Bürgermeister Frank Scholz, dem Team der Gemeindeverwaltung und den Einwohnern für das gute Miteinander. Die ehrenamtlichen Helfer seien eine große Entlastung für das Fachteam und eine ebenso große Bereicherung für die Jungs. Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Arbeit in diesem Bereich hat, sei es bei der Hausaufgabenhilfe oder Begleitung zu Behörden und Ärzten, kann sich bei der Stiftung Lernen-Fördern-Arbeiten, Telefon 0741/94 25 81 17, E-Mail info@lfa.org, melden.