Der Kirchengemeinderat möchte den Neubau eines Gemeindezentrums in Böhringen verwirklichen. Laut Plan wird ein kleiner, aber funktionaler Bau angestrebt. Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Aufreger: Pfarrhaus-Initiative und Kirchengemeinderat finden schwer einen Konsens / Heute Sitzung

Dietingen-Böhringen. Die Pfarrhaus-Initiative um Reinhold Hils kämpft weiter um den Erhalt des Pfarrhauses Böhringen. Am "runden Tisch" wurde ein weiterer Vorschlag eingebracht, der aber von den Kirchenräten bereits durchdacht und abgelehnt worden war.

Hinter der katholischen Kirchengemeinde in Böhringen liegt eine schmerzvolle Zeit. Sowohl der Kirchengemeinderat als auch die Pfarrhaus-Initiative kämpfen seit Monaten mit Herzblut für ihre Anliegen. Beide Seiten im ehrlichen Vertrauen, das Beste für die Gemeinde zu bewirken. Doch zurück bleiben viele Scherben.

Im Mittelpunkt steht das alte Pfarrhaus. Von beiden Seiten geliebt. Doch während die Pfarrhausinitiative bewahren möchte, blicken die Kirchenräte in die Zukunft und streben einen kleinen, aber funktionalen Neubau an. Das Treffen am "runden Tisch" wurde von den Bewahrern des Pfarrhauses sehnlichst erwartet. Angehört wollten sie werden, und so die Hoffnung, auch überzeugen können.

Anbau an Kirche?

Gewohnt akribisch hatten sie sich vorbereitet und einen Alternativvorschlag vorgelegt, mit dem laut Reinhold Hils, Sprecher der Pfarrhaus-Initiative, für Böhringen das alte Pfarrhaus erhalten und gleichzeitig die fehlenden, aber für die Kirchengemeinde notwendigen Einrichtungen günstiger verwirklicht werden könnten als durch den geplanten Neubau.

Das neue Gemeindehaus, dessen Entwurf bereits vorliegt, würde die Kirchengemeinde 870 000 Euro kosten, wobei die Diözese Rottenburg Zuschüsse in Aussicht stellt. Mit dem Alternativvorschlag könnten annähernd 300 000 Euro gespart werden, sagt Reinhold Hils. Möglich sei die Ersparnis mit einem Anbau an die Kirche, wie etwa in Schörzingen umgesetzt.

Hoffnung verflogen

Die benötigte WC-Anlage könne verwirklicht und für Ministranten und die Mesnerin ein direkter Zugang zur Sakristei geschaffen werden. Mit der notwendigen Sanierung des alten Pfarrhauses würden sich die Kosten, basierend auf einem Gutachten, zwischen 500 000 und 600 000 Euro bewegen.

Domkapitular Uwe Scharfenecker von der Diözese Rottenburg, der der Gesprächsrunde mit den Mitgliedern des Kirchengemeinderats und drei Mitgliedern der Initiative beisaß, habe "grundsätzlich keine Einwände geäußert". Allerdings erneut darauf hingewiesen, dass die Entscheidung allein von Kirchenrat getroffen werde.

Pfarrer Albrecht Zepf habe die Kernpunkte der Sitzung aufgenommen, mit dem Hinweis, dass das Denkmalamt dem Anbau zustimmen müsse. Der Zuschuss, den die Diözese für den Neubau gewähre, sei ebenso für den Anbau an die Kirche möglich, habe Scharfenecker bestätigt. Die Hoffnung, die während des "runden Tisches" bei der Initiative aufgekeimt sei, sei aber inzwischen verflogen, sagte Hils.

Vier Wochen wären seither vergangen und die von Pfarrer Zepf versprochene Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls im Gemeindeblatt habe nicht stattgefunden. Auch in der Kirchengemeinderatssitzung am 13. Dezember werde das Thema in keinem Tagesordnungspunkt aufgegriffen, bedauert Hils. Einmal mehr würden sie sich mit ihrem Anliegen ignoriert sehen.

Problem mit Protokoll

Dies sei nicht der Fall, reagierte der Pfarrer. Das vereinbarte Protokoll habe er, wie besprochen an die drei Vertreter der Initiative geschickt. Damit habe sich Hils aber nicht einverstanden erklärt, sondern zu 30 Prozent Veränderungen vorgenommen. Er sehe sich nun außerstande "eine Harmonisierung" herzustellen, die er guten Gewissens im Gemeindeblatt veröffentlichen könnte.

Allerdings würde das Protokoll, auch die von Hils ergänzten Anmerkungen, in der Kirchengemeinderatssitzung am heutigen Mittwoch ausgelegt. Und unter dem Punkt Bürgerfragestunde bestehe die Möglichkeit, das Thema anzusprechen. Die Sicht des Kirchengemeinderats habe sich aber nicht geändert. Der Alternativvorschlag sei im Gremium frühzeitig aufgegriffen, während des Meinungsbildungsprozesses dann aber abgelehnt worden.

Die Böhringer Kirche sei im Typus des württembergischen Kameralamtsstil errichtet worden. Der Anbau würde einen Stilbruch bedeuten, der weder von der Diözese noch vom Böhringer Kirchengemeinderat erwünscht sei. Dass ein Anbau an die Kirche in Schörzingen verwirklicht worden sei, sei ihm bekannt. "Aber er wurde erstritten", ergänzte Pfarrer Zepf.

Laut den Gutachten zum Energiebedarf beider Häuser, die am "runden Tisch" vorgestellt wurden, liege der Neubau bei gleicher Nutzfläche siebenmal günstiger als das alte Pfarrhaus. Für den Kirchengemeinderat gebe es daher zum Neubau keine Alternative, zumal auch die kommunale Seite sehr an der Aufwertung im Ensemble interessiert sei.

Interessent abgesprungen

Der Verkauf des alten Pfarrhauses werde öffentlich ausgeschrieben. Ein bereits gefundener Interessent sei aufgrund der Querelen abgesprungen. Bedauerlich für den Pfarrer insofern, da das Pfarrhaus bei der Familie in guten Händen gewesen wäre.