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Kirchengemeinde St. Martin und der Freundeskreis Maria Hochheim wollen die Pilgerstätte erhalten und das Mesnerhaus sanieren / Unterstützer gesucht

Maria Hochheim soll gerettet werden. Nach dem Rückzug des langjährigen Investors krempeln die Kirchengemeinde St. Martin und der Freundeskreis der Pilgerstätte die Ärmel hoch und hoffen auf zahlreiche Spenden.

Dietingen-Irslingen. "Die Suche nach geeigneten Investoren, die die Nutzung des Ensembles durch die Kirchengemeinde weiterhin ermöglicht, ist gescheitert", sagt Hans Schlenker, ehemaliger Pfarrer von Dietingen und Vorsitzender des Freundeskreises Maria Hochheim. Um den Verfall der Pilgerstätte aufzuhalten und die jahrelangen Bemühungen zu einem guten Abschluss zu bringen, hatte sich die Kirchengemeinde St. Martin in Irslingen entschieden, das Mesnerhaus und das dazugehörende Grundstück zu erwerben und den Freundeskreis Maria Hochheim gebeten, bei der Finanzierung zu helfen. Jüngst waren die Mitglieder des Freundeskreises zu dieser Thematik eingeladen und hatten diesem Vorgehen einstimmig zugestimmt.

Nachweislich bebaut war die Anhöhe schon zu römischer Zeit, was Historiker vermuten lässt, dass es damals bereits eine Art Kultstätte gab. Wann die erste christliche Kirche dort erbaut wurde, ist unklar. Sichere Zeugnisse gäbe es ab dem 16. Jahrhundert, so der frühere Stadtarchivar Winfried Hecht. Im Zuge der Erneuerung des katholischen Glaubens nach dem Trienter Konzil wurde Maria Hochheim Ziel einer Rottweiler Staatswallfahrt, die bis zum Ende der Reichsstadtzeit Bestand hatte. Zahlreiche Dokumente belegen, dass Maria Hochheim ein belebter Glaubensort mit überregionaler Ausstrahlung war.

Die Bedeutung illustriert auch der Ausspruch, jemand sei "überlenkt wie der Hauchemer Mesmer", den es nachweislich seit 1671 gab. Der Erzählung nach wusste der Mesmer nicht mehr aus noch ein, als seine Frau im Kindsbett lag, zugleich eine Kuh kalben wollte, die Bienen am Schwärmen waren und aus drei Himmelsrichtungen Prozessionen auf "seine" Kirche zuzogen.

Für die Kirchengemeinde St. Martin in Irslingen, die Seelsorgeeinheit Dietingen und für die nähere Umgebung – vor allem auch für Rottweil – ist die Kapelle mit dem ehemaligen Mesnerhaus ein Ort geblieben, der bis heute Menschen zur Andacht, Besinnung und Begegnung einlädt. Seit einem Jahr wird die Kapelle unter Leitung des Freundeskreises renoviert. Der Gottesdienstraum wird neu gestaltet. Gottesdienste am Pfingstmontag, Sternprozession an Christi Himmelfahrt und eine Messfeier mit Reitern und Fußwallfahrern zum Patrozinium der Kapelle – Mariä Heimsuchung – sind feste Bestandteile. Kleinere Feiern wie zum Josefstag oder Marienandachten, aber auch Taizégebet und Jugendkreuzweg hätten in und an der Kapelle ihren Ort gefunden. Um jedoch größere Gottesdienste im Freien abhalten zu könnten, muss die große Fläche vor dem Mesnerhaus eingebunden werden.

Erwerb unumgänglich

Gefördert und ermöglicht wurden die Angebote der Seelsorge durch das Entgegenkommen der Eigentümerfamilien Digeser und durch den jahrzehntelangen Leerstand des Mesnerhauses. Indes hatte der Leerstand auch Folgen: Der Zahn der Zeit nagt an der Substanz des Hauses. Gutachter Stefan Blum, der das Mesnerhaus als "historisch bedeutendes, landschaftsprägendes und höchst schützenwertes Ensemble" würdigt, fürchtet den zeitnahen Einsturz des Mesnerhauses und mahnt dringend zur Sanierung.

Um die Tradition an diesem Ort zu erhalten, war für den Kirchengemeinderat und den Vorstand des Freundeskreises die Entscheidung zum Erwerb unumgänglich. Daher werde ein Nutzungskonzept angestrebt. Es sei wichtig, so Blum, dass bei allen Sanierungsmaßnahmen des Mesnerhauses "niederschwellig" gedacht wird: Ziel sei eine denkmalgerechte, einfache Nutzung, die nicht einmal zwingend wintertauglich sein müsse. Auf dieser Basis könne aus dem Mesnerhaus eine Begegnungsstätte mit einer kleinen Bewirtschaftung und einer einfachen Unterkunft im Obergeschoss für Pilger oder Menschen werden, die einen Ort der Stille suchen.

Maria Hochheim liegt an einem rege benutzten Radweg und an einem Jakobus-Pilgerweg. Zudem liege der Ort in der Mitte der Seelsorgeeinheit und sei auch gut zu Fuß erreichbar. "Nutzungspotential" dürfte also vorhanden sein", so Schlenker. Derweil könne die finanzielle Verantwortung eines solchen Projektes nicht allein von der Kirchengemeinde St. Martin und dem Freundeskreis gestemmt werden. Positive Signale wurden aus der Diözese Rottenburg gesendet, aber darüber hinaus hoffen die Initiatoren auf die Unterstützung der Bevölkerung. Besonders werden auch Rottweiler Bürger und Institutionen angeschrieben, mitzuhelfen, dass das Ensemble Maria Hochheim wiederbelebt werden kann.

Weitere Informationen: Wer das Projekt unterstützen will, erhält im Pfarrbüro der Seelsorgeeinheit, Telefon 07404/9 30 29 30, oder bei Hans Schlenker, Telefon 0741/9 49 10 80, weitere Infos.