Ulrike Zizelmann-Meister und Holger Zizelmann verlassen im Mai Rotenzimmern (linkes Bild: die Nikolauskirche) und Leidringen. Nach fünfzehneinhalb Jahren auf dem Lande geht es in die Stadt und zu neuen Aufgaben. Fotos: Zizelmann Foto: Schwarzwälder Bote

Abschied: Für Pfarrerin Ulrike Zizelmann-Meister endet im Mai ein Lebensabschnitt / Blick auf Rotenzimmern

Das Ende einer Ära ist nahe. Das Pfarrer-Ehepaar Ulrike Zizelmann-Meister und Holger Zizelmann verlässt im Mai das Pfarramt Leidringen, somit gleichfalls Rotenzimmern und die Nikolauskirche. Die engagierte Pfarrerin blickt auf eine schöne, fünfzehneinhalb Jahre dauernde Zeit.

Dietingen-Rotenzimmern. "Rotenzimmern ist eine kleine Gemeinde mit sehr engagierten Menschen", sagt Ulrike Zizelmann-Meister. Dies fasst vielleicht am besten das Erlebte zusammen, auf das die 54-jährige Seelsorgerin gerne, mit Dankbarkeit und einem Lächeln in der Stimme zurückblickt.

Da die aus Schönaich Stammende als geschäftsführende Pfarrerin in Rotenzimmern überwiegend für die Menschen im Fachwerkdorf an der Kreisgrenze Ansprechpartnerin war und ist – für ihren Mann gilt das Gleiche als geschäftsführender Pfarrer in Leidringen –, fällt es ihr nicht schwer, so manches zu erzählen.

Als Besonderheit in Rotenzimmern mit seinen 268 Einwohnern gilt sicher das ausgeprägte Vereinswesen; nahezu der gesamte Ort ist Mitglied, sei es im Albverein mit seinen zahlreichen Abteilungen oder im "Sängerkranz", der gleichzeitig als Kirchenchor zum Lobe des Herrn singt. Kein Wunder also, dass der Kirchengemeinderat in gewisser Weise eingebunden ist. "Man ist füreinander da", sagt die Pfarrerin.

Die evangelischen Christen besuchen regelmäßig und in stattlicher Zahl die Gottesdienste. Ein schöner Anblick, wenn sie sogar in Tracht kommen. Wie traditionellerweise an Palmarum, in diesem Jahr am 28. März. Die gute und enge Dorfgemeinschaft in Rotenzimmern machte es zu einer Selbstverständlichkeit, dass die Pfarrerin zu vielen Feierlichkeiten und Festivitäten, zu Adventsfeiern und zu Vereinsjubiläen eingeladen wurde, die dann mit kleineren und größeren Andachten bereichert wurden.

Auf dem Käpfle

Höhepunkte waren für Ulrike Zizelmann-Meister die Kirchenfeste der evangelischen Kirchengemeinden auf dem Kleinen Heuberg, die auf dem Käpfle gefeiert wurden, das Bibelteilen in Rotenzimmern mit beiden Kirchengemeinden, für sie persönlich der Frauenkreis "Aufatmen" und der Bücherflohmarkt in Leidringen sowie die gemeindeübergreifenden Angebote im Lutherjahr 2017.

Keineswegs vergessen wird die Kinderkirche in Leidringen und Rotenzimmern. Dieses Angebot, getragen von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, wurde von den Kindern zahlreich wahrgenommen. Vor allem das Krippenspiel hat es ihr angetan.

Kurz: Ulrike Zizelmann-Meister ist dankbar für die sehr gute Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinderäten in zwei angenehmen Gemeinden.

Positiv spricht die Pfarrerin außerdem über ihre Mitstreiter von der katholischen Kirchengemeinde. Sei es Pfarrer Albrecht Zepf, mit dem sie zum Beispiel zusammen das "Wander-Paradies" eingeweiht hat. Sei es Schwester Ursula, die ihr von Anbeginn an in Rotenzimmern und Böhringen, dem überwiegend katholischen Nachbarort, zu dem Rotenzimmerner Bürger eine enge Bindung haben, eine herzensgute Begleiterin war. Familiengottesdienste wurden gefeiert, unlängst – also vor dem November-Lockdown – gemeinsam ein Schulanfängergottesdienst mit dem Thema Noah im Böhringer Kindergarten.

Ein weiterer Punkt, der nicht in Vergessenheit geraten soll, ist für Ulrike Zizelmann-Meister die gute Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Ortsvorsteher und nun der Ortsvorsteherin. Dies betrifft zum Beispiel Punkte, die beide "Parteien" tangiert. So die Sanierung der Mauer beim Gotteshaus. Die Kirchengemeinde sei immer gut informiert gewesen, stellt sie dankbar fest.

Bald geht ihr Weg und der ihres Mannes weiter: Richtung Landeshauptstadt. Er übernimmt eine Pfarrstelle in der Großgemeinde Fasanenhof-Möhringen, sie in der Klinikseelsorge. Damit schließt sich ein Kreis, denn Ulrike Zizelmann-Meister und Holger Zizelmann waren vor ihrem Umzug ins Leidringer Pfarrhaus an der Tübinger Uni-Klinik in der Seelsorge tätig. Als das Paar dann Kinder bekam, wechselten sich die Beiden in der Arbeit ab. Davor waren sie ein Jahr lang in den USA in der Klinikseelsorge tätig.

Am 2. Mai in Leidringen

Der Abschiedsgottesdienst für beide Gemeinden wird in Leidringen am 2. Mai in der Kleiner-Heuberg-Halle stattfinden. Beteiligt sind die "Jugo-Band" und der Posaunenchor. Gehofft wird in Corona-Zeiten auf eine angemessene Feier, vielleicht sogar, wenn das Wetter mitspielt, unter Gottes freiem Himmel. Die Ankündigung des Abschieds sei häufig mit Verständnis aufgenommen worden, hat die Pfarrerin wahrgenommen. Selbst Anmerkungen wie ein "Wieso denn in die Stadt" stellt sich ja bei gewisser Betrachtung als Lob auf das Land, also auf Rotenzimmern und Leidringen, heraus. Auf eine wunderschöne Umgebung, auf die Natur, die die fünfköpfige Familie genießen durfte. Und auf so viele Schwätzle – gerade in Corona-Zeiten outdoor ein Lebenselixier.

Nun also eine Stadt, gar eine Großstadt. Jedes andere Dorf wäre in gewisser Weise schließlich eine "Konkurrenz" zu Rotenzimmern und Leidringen.

Ihre Pfarrstellen werden derweil neu ausgeschrieben. Doch nicht nur Personen, auch die Strukturen werden sich ändern. 2024 werden Kirchengemeinden zusammengelegt. Es gilt als Möglichkeit, dass auf dem Kleinen Heuberg Leidringen und Rotenzimmern zusammen mit Bickelsberg und Brittheim eine Einheit bilden. Doch spruchreif ist noch nichts, so Zizelmann-Meister.