Im Wohlfühlort Irslingen gibt es keine 30er-Zonen. Es wird gerast. Foto: Schmidt

Raserei in Irslingen soll entgegengewirkt werden. Temporäre Einführung sind schwierig. Bürger werden gefragt.

Dietingen-Irslingen - In Irslingen wird zu schnell gefahren. Der Dietinger Ortsteil ist neben Dornhan die letzte Gemeinde im Kreis Rottweil, die bislang ohne Tempo-30-Zone auskommt.

Die Meinung im Irslinger Rat ist eindeutig: Die Irslinger Straßen sind nicht sicher. Es werde gerast. Und zwar überwiegend von Einheimischen. Es müsse etwas getan werden. Doch was?

Vor zehn Jahren wurde das Thema schon einmal diskutiert. Eine Tempo-30-Zone hätte damals nicht umgesetzt werden können, berichtete Ortsvorsteher Klaus Häsler von vehementen Gegenstimmen. Der Ortschaftsrat habe sich im Zuge dessen dann darauf verständigt, Wartelinien einzuführen, die geeignet seien, Vorfahrtssituationen zu regeln. Das habe nach seinem Empfinden auch Wirkung gezeigt, so Häsler. Aber hat es auch die Rasersituation nachhaltig verbessert? Die Stimmen, die wieder laut werden, zeugen vom Gegenteil: Sie fordern eine Verkehrsberuhigung. Häsler berichtete von Eltern, die um ihre Kinder besorgt seien und älteren Mitbürger, die den Verkehrslärm beklagen. Schon zu Beginn der Sitzung bestätigte dies eine ältere Bürgerin in der Einwohnerfragestunde. Die Lebensqualität habe aufgrund der "fürchterlichen Raserei" in den zurückliegenden Jahren "erheblich gelitten".

30er-Zonen könnten für Aufschrei sorgen

Dennoch gebe es nach wie vor die anderen Stimmen im Ort. Würden 30er-Zonen eingerichtet, befürchtet Ortschaftsrat Martin Bantle einen "Aufschrei" in der Bevölkerung. Auf diesem schmalen Grat bewegte sich also die Diskussion der Räte. Sie blieben mit ihren Argumenten zurückhaltend. Es wurde nach Kompromissen gesucht. Etwa Schwellen einzubauen, Verschwenkungen oder Kübel aufzustellen. Doch keiner der Vorschläge entsprach den Vorstellungen des Gremiums, wenngleich Bürgermeister Frank Scholz gute Argumente für eine Verschwenkung etwa in der Talhauser Straße aufzählte.

Was blieb war die 30er-Zone. Bei einer Verkehrsschau Anfang August mit Fachleuten sei festgestellt worden, dass im Kreis Rottweil nur noch Irslingen und Dornhan auf 30er-Zonen verzichten. Zwar sei in Irslingen nachweislich kein großes Verkehrsaufkommen, aber es gebe acht Eingangsstraßen, über die auf Irslingen zugerast werde. Alle auf den Eingangsmetern mit Tempo-30-Abschnitten zu versehen, könne nicht umgesetzt werden, sagte Häsler. Die Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Stundenkilometer sei nur in Zonen möglich. Also etwa in den Wohngebieten, die Häsler für Irslingen in vier Zonen einteilte.

Bürger werden gefragt

Frank Scholz berichtete, dass Dietingen-Ort bis auf das Gewerbegebiet und die Kreisstraße komplett in 30er-Zonen gehüllt sei und Böhringen die 30er-Zone zunehmend ausdehne. Doch an der Zurückhaltung der Räte änderte das wenig. Selbst, als Klaus Häsler von einem Selbstversuch berichtete, also von einer Fahrt durch Irslingen mit nur 30 Stundenkilometer, und sie als angenehm und aufmerksamkeitsfördernd beschrieb, können sich die Räte nur die Einführung von Testzeiten und Testzonen vorstellen. Eine temporäre Einführung einer 30er-Zone schloss Häsler aber aus und bei der Einführung einer Testzone in nur einem Irslinger Wohngebiet, könnten sich die drei anderen Wohngebiete benachteiligt fühlen, argumentierte er.

Daher sollen vor einer Entscheidung jetzt die Bürgern gefragt werden. Ihre Meinung wird dann in die Entscheidung für und wider einer geschwindigkeitsreduzierten Zone einfließen.