Die Haare geföhnt, das Brusthaar aufgeklebt und das grelle Polyesterhemd mit Haifischkragen: Schlagersänger Dieter Thomas Kuhn, wie der leibt und lebt und wie seine Fans ihn lieben. Am 7. Januar wird der Tübinger 50 Jahre alt. Foto: Florian Gerlach

Der Tübinger Musiker Dieter Thomas Kuhn begeistert seit 20 Jahren mit Föhnwelle und Brusttoupet die Schlagerfans - ans Aufhören denkt er auch mit 50 nicht. Kuhn will singen, bis es nicht mehr geht. Im Februar geht es wieder auf Tournee.

Tübingen - Etwas beunruhigend sei es schon. „Wenn ich so zurückdenke an die Zeit als Jugendlicher, da waren 50-Jährige alte Menschen. Dass ich das einmal erreichen sollte, war geradezu utopisch“, sagt der Schlagersänger Dieter Thomas Kuhn, der am Mittwoch (7.1.) seinen 50. Geburtstag feiert - ohne zu diesem Einschnitt an eine Krise zu denken: „Ich weiß, dass wir unheimlich viel erreicht haben in den mehr als 20 Jahren, aber auch noch mittendrin stecken in dieser Geschichte, die uns so viel Spaß gebracht hat. Das ist eigentlich das größte Geschenk.“

Die letzte Tournee hat er eben beendet. Noch immer füllt er Konzerthallen und noch immer werfen die Damen Büstenhalter auf die Bühne, wenn Dieter mit seiner Kapelle, in grellen Anzügen im 70er-Jahre-Stil, einen Schlager nach dem anderen singt. Die Fans trällern mit und verkleiden sich ebenfalls.

Die Föhnwelle, die ihm seinen Spitznamen eingebracht hat, und das Brusttoupet dürfen nicht fehlen, sie sind Kuhns Markenzeichen. „Als die Figur Dieter Thomas Kuhn kreiert wurde, musste auch ein passendes Outfit her, denn mit Jeans und T-Shirt konnte ich nicht auf die Bühne“, erinnert sich Kuhn. Da habe er gesehen, wie Ricky Shayne sein Hemd immer weit offen getragen habe, mit heraus quellenden Brusthaaren.

Erste CD erschien 1994

In seiner Heimatstadt Tübingen hat damals, vor mehr als zwanzig Jahren, alles begonnen. Dieter Thomas Kuhn, der keine Gesangsausbildung hat, aber schon immer leidenschaftlich gern sang, war im Chor einer Band. „Der Sänger, ein Italiener, hatte so alte Kamellen von Adriano Celentano oder das Lied „Marina, Marina“ im Repertoire“, erzählt Kuhn. Das kam gut an. Doch bald gab es Streit, und Kuhn beschloss, mit sechs Musikern allein weiterzumachen.

„Ein Bett im Kornfeld“ war der erste Schlager. „Wir waren vorher alle Soul- oder Rockmusiker und haben gemerkt, wie spaßig das ist, diese Musik zu spielen.“ Ein Song nach dem anderen wurde einstudiert. Der nächste Schritt war ein Konzert. Bald folgten Auftritte in größeren Städten und ein professionelles Management.

Die erste CD erschien 1994, davon wurden 5000 Stück verkauft. Die Plattenfirma Warner wurde auf die Band aufmerksam und nahm sie unter Vertrag. Die beiden darauffolgenden CDs erreichten bereits Gold-Status mit mehr als 250.000 verkauften Stück. Waren die Fans zunächst aus der Independent-Szene, änderte sich das mit dem Erfolg. Auf den Konzerten sieht man ein buntes Publikum, Junge und Ältere gemischt.

"Wir wollten den Schlager nicht schlecht machen"

Die Musik ist ironisch, aber verunglimpfen wollte die Band die Schlager nie. „Wir waren ja keine Schlagerfans, aber wir wollten den Schlager nicht schlecht machen, weil ich ganz viele Songs aus meiner Kindheit kannte. Wir spielen die Musik ja auch viel schneller und viel trashiger als das Original.“ Im Jahr 1999 kam dann das Aus: „Ich war körperlich ausgepowert (...) und hatte einfach das Gefühl, dass diese Geschichte zu Ende erzählt ist.“

Die Band gab ihre Abschiedstournee. Es folgte ein Versuch mit ernsthafter Musik, aber der Spaß war weg. 2004 dann das Comeback: Das erste Konzert in Stuttgart war rasch ausverkauft. Über eine Alternative zur Musik hat der gelernte Masseur und medizinische Bademeister nie nachgedacht. Er will so lange weitermachen, wie er kann. Im Februar gehen die Musiker wieder auf Tournee.

Privat läuft Dieter Thomas Kuhn in Jeans, T-Shirt und Cowboystiefeln herum, die schulterlangen Haare trägt er offen. Seit ein paar Jahren fährt er auch wieder Motorrad, eine Harley, Baujahr 1965. „Da fühle ich mich wieder wie mit 18“, schwärmt er. Kuhn lebt mit Tochter und Freundin in Tübingen. Was ihm wichtig ist im Leben? „Die Harmonie in der Partnerschaft und in der Band, Freunde und Spaß miteinander haben.“