Dieter Hallervorden beleuchtet Schostakowitschs Leben in der Sowjetunion. Foto: dpa/Jens Kalaene

Viele kennen Dieter Hallervorden als Spaßmacher. Nun geht der Schauspieler ein ernstes Thema an: die Beziehung von Kunst und Diktatur am Beispiel eines Komponisten.

Berlin - Der Schauspieler Dieter Hallervorden will in seinem Schlosspark Theater in Berlin zum Nachdenken über die Rolle der Kunst in Diktaturen anregen. Dabei werde er ab September zur Musik von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) Briefe des zu Zeiten der Sowjetunion drangsalierten Komponisten vorlesen. „In welchem Verhältnis stehen Kunst und Diktatur, Kreativität und Unterdrückung zueinander?“ fragte der 85-Jährige am Dienstag bei der Vorstellung des Projekts.

Dabei spielt die Deutsche Sinfonietta Berlin unter Leitung von Dirk Wucherpfennig Werke von Schostakowitsch. Hallervorden liest aus Schostakowitschs Briefen sowie aus zeitgenössischen Kommentaren. „Ich möchte, dass das Publikum weiß, unter welchem Druck die Musik entstanden ist“, sagte der Schauspieler. „Ich bin aber nur das Salatblatt. Das reichhaltige Kotelett sind eigentlich die Musiker.“

Leben in Todesangst

Zweimal musste das Projekt wegen der Corona-Krise verschoben werden. Nun soll es am 27. September aber auf jeden Fall auf die Bühne kommen. Hallervorden zeigte sich optimistisch und hofft auf ein voll besetztes Theater. „Wenn nicht, werden wir damit auch leben“, so der Schauspieler. „Aber Pessimismus haben wir genug gehabt.“

Schostakowitsch war eng verbunden mit der Sowjetzeit. Er schrieb dem diktatorischen Regime unter Josef Stalin Hymnen und kritisierte es gleichzeitig immer wieder in versteckten Botschaften. Der Komponist lebte in Todesangst und verließ das Land doch nie. „Ist es nachzuvollziehen, dass sich ein Mensch anscheinend der Macht beugt, um künstlerisch weiterarbeiten zu können?“, fragt Hallervorden.