Große Freude nach getaner Arbeit: Das klare Destillat fließt in ein Eichenfass, in welchem zuvor ein Zigarrenbrand reifte. Foto: Wagner

Dass ein guter Whisky nicht unbedingt aus schottischen oder irischen Landen stammen muss, wissen die Liebhaber des flüssigen Goldes aus der Horber Region spätestens seit dem 28. Oktober des Jahres 2018. Binnen kürzester Zeit war der "1. Dießener Grain-Whisky" von Schnapsbrennerin Ines Singer ausverkauft, welcher damals im Rahmen eines gelungenen Hoffests der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Horb-Dießen - Auch die darauffolgende Whisky-Kreation erwies sich beinahe schon als ein Selbstläufer. Mittlerweile hat sich Singer auf die steigende Nachfrage vorbereitet und das Produktionsintervall dementsprechend angepasst. Alle vier bis fünf Monate soll künftig ein neues Fass belegt werden, was am 20. März der Fall war.

Die Produktion des neuen "Dießener Buchweizen-Whisky lief fast drei Wochen zuvor an. Hierfür griff Singer auf Buchweizen zurück, welcher in der Ortschaft Dießen angebaut und ihrer Brennerei geschrotet wurde. Anschließend kann der geschrotete Buchweizen eingemaischt werden. Parallel zum Einmaischen wird immer gebrannt, heute beim Buchweizen ein Zwetschgenbrand. Das hier benötigte Kühlwasser hat nun eine Temperatur von 60 Grad und kann beim Einmaischen als Vorlagewasser weiterverwendet werden. In das Wasser wird dann der geschrotete Buchweizen mit Hilfe des Rührwerks zu einen flüssigen Brei eingerührt. "Sieht aus wie Stracciatella", stellt Singer begeistert fest. Der im Wasserbad des Kessels entstandene Dampf wird über einen Dampfschlauch in eine Kupferspirale in der Einmaischstande eingeleitet. Dadurch wird die Maische auf eine Temperatur von 75 Grad erhitzt, was die optimale Temperatur zum Aktivieren der Enzyme ist. Durch die hohe Temperatur wird das Weizen/Buchweizen-Gemisch zu einer teigartigen Masse verkleistert. Nachdem die Optimaltemperatur erreicht wurde, fügt Singer das Enzym "Alpha-Amylase" hinzu. 20 Milliliter sind für 100 Kilogramm Getreide ausreichend. Im selben Zuge wird Pilsener Malz zugegeben, wodurch sich die Maische wieder verflüssigt und ferner verzuckert. Anschließend braucht die Maische bei 75 Grad eine Ruhezeit von mindestens 30 Minuten. Die Rede ist von der sogenannten Verkleisterungsrast. Danach wird die Temperatur auf 55 Grad gesenkt. Nochmals fügt Singer Malz hinzu, worin die Enzyme Alpha- und Beta-Amylase enthalten sind. Dadurch wird die volle Aufspaltung in Einfachzucker in Gang gesetzt.

Gärung beginnt

Erneut muss die Maische für eine halbe Stunde ruhen. Nach dieser Verzuckerungsrast wird die Maische auf 28 Grad runter gekühlt, womit die Hefe hinzugegeben werden kann. Nun beginnt der eigentliche Gärungsprozess. Drei bis vier Tage muss die Maische gären, bevor Singer mit dem Abdestillieren beginnen kann. Um ihr 75-Liter-Fass belegen zu können, war Singer 20 Tage mit dem Einmaischen, abdestillieren, auf Trinkstärke einstellen und filtrieren beschäftigt.

Auch der energetische Aufwand ist bei der Produktion eines Whiskys sehr hoch. Circa 1400 Liter Prozesswasser braucht Singer, wovon circa 600 Liter weiter verarbeitet werden beim Einmaischen, um 75 Liter Whisky zu produzieren. Deshalb empfiehlt es sich, den Whisky in den Wintermonaten zu produzieren, da durch die niedrigen Temperaturen in der Brennerei der Wasserverbrauch gesenkt werden kann. Die Brennereien in Großbritannien halten ihren Wasserverbrauch auf praktische Weise geringer. "Deswegen wurden viele Destillen in Schottland oftmals in der Nähe von Fließgewässern errichtet", verrät Singer.

Nach dem Filtrieren kann das klare Destillat in das Eichenfass fließen, in welchem zuvor ein Zigarrenbrand auf Basis eines Zwetschgenbrandes zwei Monate reifte. Circa vier bis fünf Jahre soll es dauern, bis der neue "Dießener Buchweizen-Whisky" seine Reife und charakteristische Farbe im Fass entwickelt hat.