Auch für die Wagen von Mercedes-Benz soll es einen Bonus geben, wenn ein alter Diesel in Zahlung gegeben wird. Im Bild: Mercedes-Niederlassung beim Werk Untertürkheim Foto: Daimler

Wird mit den geplanten Kaufanreizen für Dieselautos nur der Rabattwettbewerb angefacht oder gibt es einen Ansturm auf die Prämien? Autoexperten sind geteilter Meinung.

Berlin - Dieses Mal hatte Ford die Nase vorn. Bereits vor dem Dieselgipfel in Berlin kündete die Kölner Tochter des US-Konzerns eine „Umwelt-Initiative“ an, mit der alte Dieselautos von der Straße geholt werden sollen. Wer bis Ende dieses Jahres einen neuen Wagen der Marke Ford kauft und gleichzeitig einen vor 2006 erstmals zugelassenen Diesel der Schadstoffklassen Euro 1 bis Euro 3 verschrotten lässt, erhält einen Bonus. Die Bandbreite reicht von 1750 Euro beim Kauf des Kleinwagens Ford Ka bis zu 8000 Euro für einen Ford Mondeo mit Hybridantrieb, der mit 36 100 Euro in der Preisliste steht. Angenommen werden Wagen aller Marken.

Die Chefs von VW, BMW und Daimler kündigten erst am Mittwochabend nach dem Spitzentreffen mit Vertretern der Bundesregierung und der Länder an, dass sie eine Prämie anbieten, damit mehr moderne Dieseltechnik auf die Straßen kommt. Als die Konzernlenker in der Pressekonferenz gefragt wurden, wie viel Geld sie insgesamt für diese Prämien einplanen, hielten sich die drei indes bedeckt; und auch Matthias Wissmann, der Präsident des Branchenverbands VDA, musste passen. Die Autobauer hätten sich aus wettbewerbsrechtlichen Gründen ja nicht untereinander abstimmen können, meinte Wissmann mit Blick auf die Kartell-Ermittlungen der EU-Kommission. VW-Konzernchef Matthias Müller schätzt, dass auf die Prämien wohl der Löwenanteil der Kosten bei diesem ausgehandelten Paket entfallen werden, zu dem noch Software-Updates sowie ein Beitrag der Unternehmen zu einem Mobilitätsfonds zählt, mit dem die Luftqualität in Städten unterstützt werden soll – unter anderem durch die Anschaffung von Elektrobussen und E-Taxen.

Was die Autobauer konkret anbieten ist bislang offen

Was VW mit seinen vielen Marken, darunter Audi und Porsche, jedoch konkret anbieten will, blieb offen. Das werde man in den kommenden Tagen mitteilen, hieß es knapp. Auch Daimler gibt noch Rätsel auf. Wer sich noch in diesem Jahr für einen neuen Mercedes-Benz entscheide und einen Wagen mit Stern der Euronorm 4 dafür abgebe, erhalte „einen vierstelligen Umweltbonus“, teilten die Stuttgarter mit. Auch am Donnerstag gab es nicht mehr. „Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck an der konkreten Ausgestaltung und Abwicklung unseres Angebots“, teilte eine Sprecherin mit.

BMW ist da schon weiter. Die Münchner wollen bis zum Jahresende eine Umweltprämie zahlen, wenn ein Auto der Schadstoffnorm Euro 4 oder darunter in Zahlung gegeben wird. Dafür muss ein neuer BMW oder Mini gekauft werden, der die Schadstoffnorm Euro 6 erfüllt und bei dem höchstens 130 Gramm klimaschädliches Kohlendioxid pro Kilometer aus dem Auspuff kommt. Der Bonus gilt auch beim Kauf eines Wagens mit Hybridantrieb oder des Elektromodells BMW i3.

Die Importeuere werden aufgefordert, auch Prämien anzubieten

Im Abschlussprotokoll des Dieselgipfels werden die Importeure dazu aufgefordert, ebenfalls Prämien anzubieten, damit die Belastung der Luft verringert wird. Bis jetzt gibt es jedoch nur bei Toyota einen Bonus von 4000 Euro, wenn ein Autofahrer vom Diesel zu einem Hybrid der Japaner wechselt. Mit den Tauschprämien ist nach Einschätzung von Ferdinand Dudenhöffer, dem Leiter des Duisburger Forschungsinstituts CAR , der Startschuss für eine neue Rabattrunde gegeben worden. Der Dieselgipfel werde damit eher eine weitere Beunruhigung auf dem deutschen Automarkt auslösen und nicht zur eigentlich beabsichtigten Beruhigung beitragen.

Dudenhöffer rechnet nicht damit, dass es einen großen Ansturm auf die Prämien geben werde, weil der vom Duisburger Institut monatlich ermittelte Rabatt-Index ohnehin so hoch sei wie nie seit dem Beginn der Messungen im Jahr 2010. Im Juli lagen die Rabatte laut Dudenhöffer um knapp ein Drittel höher als im Januar 2010. Dudenhöffer weist darauf hin, dass etwa Ford ohnehin schon einen Aktionsbonus angeboten habe, der je nach Modell zwischen 3810 und 4410 Euro lag. Auch der BMW-Bonus von bis zu 2000 Euro sei eine klassische Gebrauchtwagen-Eintauschprämie mit „überschaubarem Rabatt“. Peter Fuß vom Beratungsunternehmen EY meint, dass die Prämien im Zusammenspiel mit den derzeit hohen Neuwagenrabatten durchaus eine positive Wirkung entfalten können. Fuß weist darauf hin, dass für ältere Dieselmodelle nach wie vor ein Fahrverbot drohe. Wer einen Diesel der Norm Euro 4 fahre, habe ein unkalkulierbares Restwertrisiko. „Bevor das Auto eines Tages unverkäuflich ist, ergibt der Neuwagenkauf mit Eintauschprämie absolut Sinn“, urteilt der Autoexperte. Insgesamt werde die Dieselprämie deutlich besser ankommen als die Prämie für Elektroautos, die wegen der hohen Anschaffungskosten eines Elektroautos und der Reichweitenproblematik nur wenig gefragt sei.