Lange hat man darauf gewartet – nun steht die Umlegung der Brigach auf Peterzeller Gemarkung bevor. Für das aufwendige Projekt gibt es einen bestimmten Grund.
Die Zeit drängt: Bis Ende September soll die Brigach im Bereich des Bebauungsplans „Am Bahnhof Peterzell“, direkt hinter den und nordwestlich der Bestandsgebäude des Unternehmens Alpro Medical auf einer Länge von etwa 200 Metern einen neuen Verlauf haben. Die Verlegung des Gewässers ist bereits von langer Hand geplant – und nun dringend notwendig, damit Alpro Medical an dieser Stelle erweitern kann.
Der Bebauungsplan „Am Bahnhof Peterzell“ stammt aus dem Jahr 1972 – und schon damals war vorgesehen, dass für eine mögliche Unternehmenserweiterung an dieser Stelle der Flussverlauf der Brigach verändert wird. Bislang wurde dieses Vorhaben nicht umgesetzt – nun aber soll es endlich so weit sein.
Auf die Stadtkasse hat die lange Vorlaufzeit eine ganz besondere Auswirkung, die Alexander Tröndle, Leiter des städtischen Bauamts, den Räten in der Sitzung erläuterte: Als die Grundstücke in diesem Bereich vor vielen Jahren verkauft wurden, waren die Kosten für die Verlegung der Brigach bereits in den Kaufpreis integriert. Die Stadt ließ sich also die Maßnahme schon bezahlen – ohne sie bislang umzusetzen.
„Das ist schade“, sagte Tröndle nun in der Sitzung. Denn mittlerweile sei die Maßnahme „viel teurer und komplexer“ als sie vor einigen Jahrzehnten gewesen wäre. Und nach wie vor sei die Stadt in der Pflicht, die Kosten für die Flussverlegung zu tragen. Für knapp 270 000 Euro vergab der Gemeinderat die Arbeiten an ein Unternehmen aus Steißlingen. Die guten Nachrichten aus Sicht der Stadt: Das Ausschreibungsergebnis liegt etwa 53 000 Euro unter der Kostenberechnung, wie aus der Sitzungsvorlage für den Gemeinderat hervorgeht.
Arbeiten sollen schnell beginnen
Nun, mit Auftragsvergabe durch das Gremium, sollen die Arbeiten so schnell wie möglich beginnen. Denn sie können wegen der Gewässerschutzzeiten nur zwischen Juni und September durchgeführt werden. Und dass der Verlauf der Brigach noch vor Ende des Jahres verlegt sein soll, steht außer Frage, wie Tröndle erklärte. „Schlussendlich ist es wichtig, dass wir jetzt bauen.“
Ärger mit dem Biber
Denn eigentlich hätte die Verlegung bereits vor einem Jahr starten sollen, berichtete der Stadtbaumeister in der Sitzung. Doch dann tat sich ein tierisches Problem auf. „Das Ganze hat uns jetzt durch den Biber über ein Jahr Planung und Entwicklung gekostet“, fasste Tröndle zusammen. Das Nagetier hatte sich nämlich in diesem Bereich der Brigach niedergelassen – damit konnte die Brigach-Verlegung nicht auf herkömmliche Weise stattfinden.
Daher startete ein Pilotprojekt. Die Idee: Der Biber staut die Brigach nach seinen Vorstellungen, das Wasser sucht sich einen neuen Weg – und das Flussbett ist ohne großen menschlichen Eingriff in die Natur verlegt. Das Problem: „Der Biber fand das nicht so toll“, erzählte Tröndle. Das Tier zog weiter, ohne den Fluss wie erhofft aufzustauen. Daher erfolgt die Verlegung nun doch auf herkömmliche Art und Weise – nur eben mit etwa einem Jahr Verspätung.