Der Schwarzwälder Bote Kinzigtal feiert Jubiläum: Seit einem Dreivierteljahrhundert informiert er zuverlässig und kompetent über das lokale Geschehen. Grund genug, zurückzublicken, wie sich die Lokalzeitung im Laufe der Jahre entwickelt hat.
Heute werden in der Lokalredaktion in Haslach digitale Fotos auf die Seite geschoben, Texte am Rechner bearbeitet und auf den Datenserver nach Oberndorf geschickt. In der Engelstraße 18 arbeiten die Redakteure an lebendigen Reportagen, interessanten Interviews und fundierten Berichten. Die Anzeigenabteilung trägt dafür Sorge, dass sich Unternehmen in Sonderveröffentlichungen von ihrer besten Seite präsentieren können.
Doch der Arbeitsalltag sah nicht immer so aus: Vor langer Zeit zog der Schwarzwälder Bote durch das Tal und brachte die Nachrichten, die er auf dem Weg an Poststationen erhielt, zur Hauptredaktion nach Oberndorf. Auf die Reise geschickt hatte ihn Wilhelm Brandecker, der den „Schwarzwälder Boten“ kurz nach seiner Gründung leitete.
Bote bringt Nachrichten zur Redaktion nach Oberndorf
Unklar ist hingegen, wann er zum ersten Mal das Kinzigtal durchquert hat und die Berichte an die Hauptredaktion übermittelte. Die Mitteilungen über Unfälle, Ratssitzungen und Sportevents in Haslach, Hausach und dem Wolf- und Gutachtal finden bereits lange Eingang in die Berichte unserer Zeitung. Die damaligen Mitarbeiter aus dem Kinzigtal schickten ihre Manuskripte vor Jahrzehnten per Post oder Bahn an die Zentrale nach Oberndorf. Wenn alles glatt lief, konnte man sie am nächsten Tag in der gedruckten Ausgabe finden.
Dass die Kinzigtäler so schnell mit den neuesten Nachrichten versorgt wurden, dazu trugen schon vor dem Zweiten Weltkrieg fleißige Austräger bei. Nicht immer aber kamen sie so flott voran. Über unbefestigte Straßen fand die Zustellung noch unter erschwerten Bedingungen statt.
Die ersten Nachrichten aus dem Kinzigtal erscheinen im Jahr 1950
Mit der Gleichschaltung der Presse 1933 blieb der Schwarzwälder Bote ganz aus. Abgelöst wurde er im Kinzigtal vom linientreuen Schwarzwälder Tageblatt, das lediglich den ersten Teil seines Namens mit dem weiterhin parteilosen Oberndorfer Verlagshaus gemein hatte. So stand auch einer Lizenz durch die Alliierten nach Kriegsende nichts im Wege und schon 1945 kam, damals noch unter dem Titel Schwarzwälder Post, die erste Ausgabe nach dem Krieg heraus.
Ab 1950 erschienen – unter altem Titel – 26 Lokalausgaben, darunter am 18. November erstmals eine Ausgabe, die eine komplette Seite mit Nachrichten aus dem Kinzigtal enthielt. Damit wurde der bis dahin rastlose Schwarzwälder Bote im Kinzigtal sesshaft und hängte Hut und Stock ab sofort in der ersten Redaktion in Wolfach in die Ecke. Spätestens ab 1957 ist dann auch eine „Bezirksredaktion Wolfach“ mit Geschäftsstelle in der Hauptstraße 10, der heutigen Schlossapotheke, verbürgt.
Als erster Redakteur zog im März 1957 der aus Schonach stammende Rolf Schyle in die Räumlichkeiten ein. Der damals 30-Jährige machte sich mit Eifer an die Aufgabe, seine Leser mit Nachrichten aus dem Mittleren Kinzigtal und bis aus Schenkenzell und Bad Rippoldsau zu versorgen.
Als Mitstreiter standen Schyle vor Ort auch freie Mitarbeiter zur Verfügung. Vielen älteren Lesern aus Wolfach ist der „dicke Hermann“ in Erinnerung geblieben, ein stadtbekanntes Original, der hauptberuflich im Fremdenverkehrsbüro arbeitete. Mit den Texten der „Freien“ und eigenen Beiträgen galt es zunächst zwei Seiten, ab 1960 teilweise vier Seiten täglich zu füllen. Damals stand im Titel noch „Vom Fohrenbühl zum Kinzigtal“ und später „Wolfacher Kreiszeitung“.
Schon damals wurde sehr auf Aktualität geachtet
Wie in einer Zeit ohne elektronische Datenvermittlung, ohne Computer, Internet und Digitalfotografie gearbeitet wurde, ist heute nur noch schwer vorstellbar. Angesichts der technischen Möglichkeiten arbeitete man bereits damals überraschend aktuell. Zur Nachrichtenübermittlung kam neben Post und Bahnexpress bei dringenden Fällen das Telefon zum Einsatz. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Redaktion in der Hauptstraße 47 in Wolfach. Kontakt zur Redaktion konnte man nun per Fernschreiber aufnehmen.
Ab April 1974 wurde Schyle von Werner Gawron abgelöst, der zuvor in der Freudenstädter Redaktion gearbeitet hatte und der bald darauf in Wolfach Verstärkung erhielt. Schließlich hatte sich der Umfang verändert, das Kinzigtal spielte eine immer größere Rolle im Blatt. Und man blickte zunehmend auch Richtung Offenburg, ab 1973 erschienen die Nachrichten unter dem Titel „Mittlerer Schwarzwald – Ortenau“. Kurz darauf erhielten die Ressorts eigene Rubrikenköpfe, darunter auch „Aus dem Ortenaukreis“, die heute schlicht als „Ortenaukreis“ im Blatt erscheint.
Fotos waren zu diesem Zeitpunkt noch Mangelware und werden nur bei außergewöhnlichen Themen wie Ehrungen, Todes- oder Unfällen ins Blatt gebracht. Bis in die 90er-Jahre stieg der Umfang der Kinzigtal-Ausgabe weiter an, bis zu acht Seiten sind es 1990 inklusive Kreisseite. Dennoch ist das Erscheinungsbild, wie wir es heute kennen, noch Zukunftsmusik: Das große „Aufmacherbild“ oben auf der Seite gibt es nur selten, die heutige Einteilung der Seiten in Haslach und Umgebung, Hausach, Wolfach und Wolftal sowie Hornberg und Gutach entstand in den Nullerjahren.
Schwabo Kinzigtal seit 2003 Teil der Lahrer Zeitung GmbH
Seit dem Jahr 2003 gehört die Kinzigtalausgabe des Schwarzwälder Boten zur Lahrer Zeitung GmbH. Im gleichen Jahr wurde in Haslach die Geschäftsstelle im ehemaligen Gasthaus „Zur Sonne“ eröffnet. Im April 2005 wurde der Sitz der Redaktion in das Geburtshaus von Heinrich Hansjakob in der Hauptstraße 41 in Haslach verlegt.
Ende 2022 erfolgte schließlich der Umzug in die moderneren Räumlichkeiten in der Engelstraße. „Uns war es sehr wichtig, mit dem neuen Verlagshaus weiterhin im Herzen der Stadt ansässig zu sein“, verrät Kirsten Wolf, die seit 2017 als Geschäftsführerin für die Lahrer Zeitung und den Schwarzwälder Boten Kinzigtal verantwortlich zeichnet. Von dort aus versorgt das Redaktionsteam die Kinzigtäler mit Nachrichten aus ihrem Tal. Die „Unser Kinzigtal“-Seite nimmt hierbei eine Sonderstellung ein, da auf ihr regelmäßig exklusive, von unseren Redakteuren detailliert recherchierte Geschichten fernab vom gewohnten Terminjournalismus zu lesen sind.
Es gilt, am Puls der Zeit zu bleiben. Dafür hat der Schwarzwälder Bote Kinzigtal schon früh die Weichen in Richtung Zukunft gestellt. So wird das gesamte Spektrum der Berichterstattung angeboten. Da wäre einerseits die gedruckte Zeitung, die jeden Tag im Briefkasten der sogenannten Klassik-Leser liegt.
Um den Lesern aber jederzeit die aktuellsten Entwicklungen in der Region präsentieren zu können, müssen natürlich auch die digitalen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. So wird die Schwabo-Homepage regelmäßig mit Neuigkeiten bespielt. Der Vorteil der ständigen Aktualisierung der Website: Der Leser muss nicht mehr auf die Printausgabe warten, sondern ist ständig im Bilde.
Und da ist noch das Vorabend-E-Paper, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Abonnenten können damit ab 20 Uhr die Zeitung vom nächsten Tag bequem auf dem PC, einem Tablet oder dem Handy durchblättern. Auch das E-Paper wird aktualisiert, bis schließlich um 4 Uhr morgens die finale Version verfügbar ist.
Für all diese unterschiedlichen Bezugsquellen stehen individuelle, teilweise kombinierbare Abonnements zur Verfügung. Eines ist sicher: Der Schwarzwälder Bote Kinzigtal sieht sich bestens gerüstet für die digitale Zukunft.tk
Der Schwabo wird 190
Es gibt Grund zum Feiern: Der „Schwarzwälder Bote“, aus dem die Kinzigtäler Lokalausgabe 1950 hervorging, wird in diesem Jahr stolze 190 Jahre. Der heutigen Ausgabe liegt daher die große Sonderveröffentlichung „190 Jahre Schwabo – unsere Besten“ bei, die spannenden Lesestoff für etliche Stunden garantiert.