Der deutsch-französische Gipfel sorgt für großen Auflauf an Politikern und Demonstranten / Einzelhandel verärgert
Von Joachim Röderer
Freiburg. Der Countdown läuft: Morgen ist Gipfeltag mit Freiburgs Altstadt als Kulisse. Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel samt einer großen Entourage an Ministern werden erwartet.
Der Münsterplatz erlebt einen Staatsempfang, im Rathaus wird getagt und im Historischen Kaufhaus später getafelt. Auch Protest ist bereits angekündigt: Es wird mehrere Demonstrationen geben, unter anderem von Greenpeace und der Linken. Verärgert über den Gipfeltermin im Advent sind Innenstadt-Einzelhändler, die Einbußen befürchten.
Gestern ging’s schon los: Da mussten die Mitarbeiter im Rathaus Ratsfraktionen von Unabhängigen Listen, SPD und CDU ihre Büros und Sitzungszimmer räumen. Diese werden für bilaterale Gespräche gebraucht. Wie schon im Juni 2001, als Freiburg als Gipfelstadt debütierte, kommt der Historische Ratssaal zu Ehren: Hier tagen die Bundeskanzlerin und der Staatspräsident. Für beide wurde noch je ein separates Büro eingerichtet: Präsident Sarkozy residiert in der Amtsstube von OB-Sprecher Walter Preker, Angela Merkel im Trauzimmer. Die Rathausmitarbeiter werden in Urlaub geschickt. Arbeiten darf dagegen Oberbürgermeister Dieter Salomon.
Los geht’s um 11 Uhr mit dem Empfang der Gäste mit militärischen Ehren auf der Münsterplatz-Südseite. Für Zuschauer gibt es einige Plätze auf der West- und Ostseite des Münsterplatzes. Nach dem Empfang werden Sarkozy und Merkel auf Wunsch der Bundeskanzlerin noch das Münster besuchen und in der Kathedrale von Erzbischof Robert Zollitsch begrüßt. Kurz darauf gehen die deutsche Regierungschefin und der französische Staatspräsident via Rathausgasse zum Rathausplatz, vorbei am Weihnachtsmarkt. Im Rathaus werden sich die Staatsgäste ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Nach Konsultationen und Pressekonferenz wird im Historischen Kaufhaus ein Drei-Gänge-Menü serviert, eher französisch geprägt, wie Colombi-Chef Roland Burtsche verrät.
Der Gipfel provoziert aber auch Protest: Bereits heute um 18 Uhr demonstriert Greenpeace gegen die Atompolitik von Merkel und Sarkozy: "Ihr macht nur Atommüll, das ist der Gipfel", werden die Umweltschützer ans Martinstor projizieren und fordern: "Tore auf für die Sonnenenergie".
Linksextreme Szene trifft sich um 11 Uhr am Bertoldsbrunnen
Am Freitag um 13.30 Uhr veranstaltet die Linke eine Demo auf dem Platz der Alten Synagoge, Motto: "Résistance! Widerstand! Für ein soziales und friedliches Europa". Um 11 Uhr will sich die linksextreme Szene am Bertoldsbrunnen versammeln. Diese Demonstration ist hingegen nicht angemeldet.
Die Polizei hofft dennoch, dass die Proteste friedlich bleiben: Bei Sachbeschädigungen und anderen Straftaten, dem Werfen von Gegenständen und Angriffen gegen Personen werde die Polizei eingreifen, so Polizeisprecher Karl-Heinz Schmid.
Gar nicht begeistert ist Freiburgs Innenstadt-Einzelhandel. Peter Esser vom Hifimarket Esser an der Gauchstraße klagt, der Gipfel würde ihn zwingen, an einem umsatzstarken Vorweihnachtsmarkt den Laden geschlossen zu halten. "Mit maximal 30 Prozent" der Kundschaft rechnet Olaf Kather, Geschäftsführer von Kaufhof Freiburg. Er schätzt, dass der Gipfel dem Einzelhandel Einsatzeinbußen von rund zwei Millionen Euro einbringt.
Dieses Lamento kann Bernd Dallmann, Chef der Freiburg Wirtschaft und Touristik, überhaupt nicht verstehen: "Das ist zu kurzfristig gedacht", findet er. Freiburg werde vom Politikertreffen und der Berichterstattung profitieren – und dafür könnten Einschränkungen an einem Tag dann hingenommen werden.