Das neue Stadion des SC Freiburg wurde mit einer Show des Europa-Parks mit 180 Teilnehmern eröffnet. Ein Feuerwerk durfte dabei nicht fehlen. Foto: Europa-Park

Im neuen Stadion des SC Freiburg wird das erste Spiel ausgetragen 

Freiburg/Rust - Die Anhänger des SC Freiburg durften am Donnerstagabend eine ganz neue Welt für sich entdecken. Auch wenn noch nicht alles rund lief, hat das Europa-Park-Stadion sie dabei  überzeugt. Die LZ hat sich beim Eröffnungsspiel umgesehen.

Nach zehn Jahren, in denen  die Stadionentwicklung häufig stockte, der Vorprüfung von 25 Standorten, einem gewonnenen Bürgerentscheid und schließlich corona-bedingten Bauverzögerungen war es endlich soweit: Der SC Freiburg eröffnete sein neues Stadion mit einem Spiel gegen St. Pauli, bei dem das Resultat auf dem Rasen (3:0) Nebensache war. Viel wichtiger war die Frage: Wie ist sie denn nun geworden, die neue Heimat des Bundesligisten?  

Anfahrt: Besucher aus der Ortenau sind die Profiteure des neuen Standorts im Freiburger Norden, für sie verkürzt sich der Anfahrtsweg gegenüber dem alten Stadion um zehn Kilometer. Dabei ist der neue Freiburger Fußballtempel  kinderleicht zu finden – wer auf der A5 kommt, nimmt die Ausfahrt Freiburg-Nord und biegt dann nach links auf die B 294 in Richtung Freiburg ab.  Danach rechts halten und  der B 3 folgen – so  fährt man automatisch auf das Stadion zu. Vor Ort  gibt’s 2100 kostenpflichtige Stellplätze für zehn Euro, die vorab online beim SC Freiburg gebucht werden müssen. Vor dem Pauli-Spiel waren diese Tickets  allerdings  sehr schnell vergeben – wohl weil sie teils an VIP-Karten gekoppelt sind und deshalb nicht komplett in den freien Verkauf gehen. Stattdessen kann man den Parkplatz an der nahen Messe ansteuern. Dort kostet ein Parkplatz zehn Euro ab zwei Stunden vor Spielbeginn. Wer früher da ist, muss lediglich die  Tagespauschale von vier Euro berappen. 
Beim Pauli-Spiel näherten sich nicht allzuviele Fans dem Stadion mit dem Auto von Norden. Die  meisten Besucher kamen mit der Straßenbahn oder der Breisgau-S-Bahn und stiegen an der Technischen Fakultät oder an der Endhaltestelle aus. Bei der Anreise mit der Tram gab’s, wie zu hören war, Verzögerungen, die von einer Weichenstörung verursacht wurden. 
Der Textautor kam mit dem Auto aus Lahr und parkte umsonst bei Ikea – das geht auch. Von dort ist es noch ein Spaziergang von 15 Minuten – einmal halb um den Flugplatz herum, der zwischen  Möbelhaus und Stadion liegt.

Im Stadion: Der Einlass klappt ohne Zeitverzug, die Besucher zeigen ihren 3G-Nachweis vor, werden von einem Ordner auf verbotene Gegenstände abgetastet und halten ihr Ticket unter einen Scanner, der ein Drehkreuz entriegelt – also alles wie im alten Stadion, nur dass man noch schneller drin ist. Völlig neu ist dann natürlich der Raumeindruck. Neu für die Anhänger sind auch die Freiheiten, die sie im Europa-Park-Stadion genießen. 
Fußball-Fans erleben Stadien normalerweise als reglementierte Zonen, in denen die Zuschauerbereiche streng voneinander getrennt sind. Dagegen kann man sich im neuen Freiburger Stadion weitgehend ungehindert bewegen, wer ein Ticket für die Osttribüne hat, kann sich zum Beispiel auch auf der Südtribüne umsehen, wo die treuesten SC-Fans stehen. Nur am Betreten des VIP-Bereichs auf der Haupttribüne wird man von einem Ordner gehindert. Natürlich ist auch der Bereich für die Gästefans für die Heimfans tabu.  
Dieses offene Konzept ist in der Bundesliga einmalig. Wie zu hören ist, hat der SC Freiburg es gegen den Willen der Freiburger Polizei durchgesetzt. Es setzt freilich voraus, dass die Anhänger sich diszipliniert verhalten und nicht in großer Zahl Stadionbereiche betreten, für die sie kein Ticket haben. Beim Pauli-Spiel war das kein Problem.  

Verpflegung: Hier gab’s die größten Kinderkrankheiten. Vor den Kiosken bildeten sich lange Schlangen, die sich gefühlt kaum vorwärts bewegten. Dabei waren zu der Begegnung  lediglich 15 000 Besucher zugelassen. Wie die Bewirtung funktionieren soll, wenn das Stadion mit 35 000 Besuchern voll ausgelastet ist, mag man sich angesichts der Zustände  beim Eröffnungsspiel kaum ausmalen. Es wirkte  so, als sei die Zahl der Kioske gegenüber dem alten Stadion reduziert worden, während gleichzeitig die Stadionkapazität um 10 000 Plätze nach oben gegangen ist. Unter den Tribünen wurde es am Donnerstag auch sehr schnell sehr voll. Kulinarisch gab’s die eine oder andere Überraschung, neben der obligatorischen Stadionwurst und Pommes zum Beispiel auch Falafel-Bällchen, die dann auch als Erstes ausverkauft waren. Wer lange genug angestanden hatte, konnte sein Essen auch digital bezahlen – die Kioske haben jetzt moderne Kassen. Anders als im alten Stadion gab es keine Wartezeiten vor den Toiletten  – sie sind modern und groß genug.

Die Stimmung: Den Fans war eine gewisse Verunsicherung anzumerken. Die At-mosphäre war anders als im Dreisamstadion, es wirkte, als müssten die Zuschauer  erst warm werden mit der neuen Umgebung, als fühlten sie sich dort noch fremd. Aber das ist ja auch kein Wunder, wenn Heimspiele 30 Jahre an einem Ort ausgetragen werden und dann plötzlich anderswo – das braucht wohl eine Zeit der Gewöhnung. Zu merken war aber bereits, dass es schnell sehr laut wird in dem Stadion, das auch an den Ecken geschlossen ist. Und es war auch zu spüren, dass  gerade die Fans auf der Stehtribüne gewillt sind, ihr neues Stadion  zu einem Hexenkessel werden zu lassen. Aber ohne die Ultra-Szene, die ihren aktiven Support wegen der Corona-Auflagen im Stadion eingestellt hat, fehlt stimmungstechnisch dann halt doch etwas.

Sonstiges: Es ist nicht alles perfekt. In den Toiletten gibt es  nur wenige Waschbecken, die dazu noch recht  versteckt sind. Die beiden Videowände an den Stirnseiten des Spielfelds sind arg klein geraten. Und bei den ersten Durchsagen dröhnte die Lautsprecheranlage viel zu laut. Später wurde das besser, da klang der Ton dann angenehmer.    

 Fazit: Wo sich der Textautor  auch umhörte, ob vor Ort im Stadion oder später in Fan-Foren im Internet – die Resonanz auf den neuen Fußballtempel ist positiv bis euphorisch – mit Recht. Es muss sich alles erst einspielen, und es liegt letztlich auch an den Fans, die neue fußballerische Heimat  mit Leben zu füllen. Die Voraussetzungen dafür sind aber gut, denn das Europa-Park-Stadion sieht innen und außen sehr gut aus und bietet von allen Tribünen eine hervorragende Sicht.