Vor dem Vergnügen kommt die Arbeit: Der USA-Trip beginnt für Angela Merkel mit dem Internationalen Gipfel zur Atomsicherheit in Washington. Chinas Präsident Hu Jintao ist ein Mächtiger, da wird besser ein Lächeln aufgesetzt. Aber wo sind denn jetzt die Stars? Foto: dpa

Die Superstars haben Angela Merkel bei ihrem USA-Besuch versetzt. Aber es gab viel Trost.

Los Angeles/San Francisco - Simon Baker weiß nichts von Filmstudios in Potsdam-Babelsberg, und Bundeskanzlerin Angela Merkel hat keine Ahnung von den Filmen ihres smarten Begleiters.

Der 40- jährige Australier ist der Hauptdarsteller der US-Krimiserie „The Mentalist“ (Gedankenleser) und führt die deutsche Regierungschefin durch die Filmstudios von Warner Bros. in Los Angeles, wo die neuste Folge seiner Serie gerade gedreht wird.

Von Willis und Kidman versetzt

Baker ist bei dem Besuch der Kanzlerin in Hollywood der einzige ortsansässige Schauspieler. Seine weltbekannten Kollegen Nicole Kidman und Bruce Willis sind entgegen der Ankündigung nicht gekommen. Dabei muss Bürgermeister Antonio Villaraigosa bis zuletzt an ihren Auftritt geglaubt haben. Denn auf der festlich gedeckten Tafel im Gebäude der Getty-Stiftung mit Blick über die Stadt standen schon Tischkarten mit ihren Namen.

Es kann sein, dass der Kanzlerin Bilder von ihr an der Seite der Stars gefallen hätten. Sie hätten vielleicht noch mehr die andere, die lockere und humorvolle Seite der oft nüchtern und trocken formulierenden Kanzlerin gezeigt.

Heidi will mit Angie shoppen gehen

Doch auch ohne Kidman und Willis hatte Merkel gute Unterhaltung und die Fotografen schossen trotzdem massenweise Fotos. Das Model Heidi Klum und ihr Mann, der Sänger Seal, empfanden das Treffen mit Merkel als „Ehre“.

Klum kam in schwarz-weißem Kleid und weißen, hochhackigen Lackschuhen. „Ich bin sehr beeindruckt, wie sie sich macht in dem Männerhaufen“, sagte Klum. Vermutlich wäre sie aber gern Merkels Modeberaterin. Denn auf die Frage, was sie mit der Kanzlerin in LA unternehmen würde, hätte sie eine Stunde Zeit mit ihr, antwortete sie: „shoppen“.

Dass es hier nicht um Politik geht, machte Entertainer Thomas Gottschalk lapidar klar. „Kalifornien ist für die gute Laune - politisch passiert hier ja nicht viel.“

Warum Fernsehstars zu einem Treffen mit Merkel kommen, erklärt er auf seine Weise bissig: „Die Frage kann man nicht ehrlich beantworten, ohne jemandem zu schaden.“

Gottschalk mit buntem Anzug und blassem Gesicht

Gottschalk, der nahe Los Angeles in Malibu an der pazifischen Küste lebt, war erst tags zuvor aus Deutschland gekommen, und sein bunter Anzug mit großem Karo konnte von der Blässe in seinem Gesicht ob der Störung im Schlaf-Wach-Rhythmus nicht ablenken.

Warum er denn zur Kanzlerin gekommen sei? „Heute ist mein Jetlag-Tag, aber Frau Merkel hat bei mir einen Kanzlerbonus“, lautete seine Begründung.

Für Merkel gibt es wiederum so etwas wie einen Kalifornienbonus. Nicht nur, dass sie gleich nach dem Mauerfall den US-Bundesstaat privat bereiste. Los Angeles ist auch Partnerstadt von Berlin.

Und für Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der Merkel überschwänglich gelobt hat, empfindet sie spürbar Sympathie. Als Schwarzenegger ihr auch noch eines der begehrten iPads schenkt - als Symbol für die in Kalifornien angesiedelte Hochtechnologie - ist sie sichtlich angetan.

Denn diesen kleinen Tablett-Computer, mit dem man im Internet surft, Bücher lesen, Musik hören und Filme sehen kann, findet Merkel überaus nützlich.

Désirée Nosbusch: "Sie hat den härtesten Job der Welt“

Am vierten und letzten Tag ihrer USA-Reise wollte Merkel dann auch das Silicon Valley besuchen, ein Tal nahe San Francisco mit tausenden Software- und Elektronikfirmen. Auch die deutsche Schauspielerin Désirée Nosbusch war bei dem Empfang für die Kanzlerin dabei. Ihrer Ansicht nach hat Merkel den „härtesten Job der Welt“.

Aus eigener Erfahrung wisse sie, wie schwer es Frauen in einer Männergesellschaft hätten. „Nach außen sieht das immer alles gleichberechtigt aus. In Wirklichkeit geht es anders zu.“

Für Nosbusch ist es keine Überraschung, dass Kidman und Willis nicht erschienen sind. „Das habe ich nie erwartet.“ Die beiden Weltstars hätten gar keinen Bezug zu Deutschland und Merkel. Bei ihr, Nosbusch, sei das anders: „Ich lebe in LA, habe eine Wohnung in Berlin und Merkel ist meine Kanzlerin.“ Deswegen sei sie gekommen.