Pyeongchang 63, München 25: Deutschland scheitert bei Olympia
Von Gunter Barner Durban. Sport kann gemein sein: Katarina Witt und ihre Helfer haben alles gegeben, aber am Ende war es zu wenig. Die Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2018 bekam von den Mächtigen des IOC viel Lob, aber nur 25 Stimmen. Pyeongchang ergatterte 63. Der dritte Bewerber, das französische Annecy, lag am Schluss chancenlos bei 7 Stimmen.
Es war ein bisschen wie im richtigen Leben. Man sieht das Unheil nahen, aber man hofft bis zuletzt. München ist mit seinem olympischen Traum auf dem Bauch gelandet. Witt, die Chefin der deutschen Bewerbung, verdrückte nach dem Aus ein paar Tränen. "Wir haben das Ruder nicht mehr rumreißen können", sagte sie mit versteinerter Miene.
Noch eine Kandidatur? Der deutscheSport muss sich bald entscheiden
Die Party im Schnee steigt vom 9. bis 25. Februar 2018 im südkoreanischen Pyeongchang. Doch nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Der deutsche Sport wird sich bald schon entscheiden müssen: Geht Bayerns Metropole noch einmal ins Rennen um den Olympischen Traum im Jahr 2022 oder sagen die Münchner: na, servus. Noch einmal tun wir uns das nicht an.
Es ist auch eine Frage des Geldes: Rund 33 Millionen Euro kostete die erste Bewerbung. Zuletzt fehlten 6,5 Millionen Euro aus der Privatwirtschaft. Die nächste Runde dürfte kaum preisgünstiger zu haben sein. Und dennoch sagte Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP): "Ich bin der Meinung, wir sollten diese wunderbare Idee nicht aufgeben."
Ähnlich bewertet der Tübinger Sportwissenschaftler Helmut Digel die Situation: "Es war klar, dass man einen langen Atem braucht. Die Bundesregierung sollte so schnell wie möglich ihre Unterstützung für eine zweite Runde signalisieren." Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) riet zu einer sorgfältigen Analyse: "Dann werden wir in Ruhe zu einer Entscheidung kommen."
Im Milliardenpoker um Olympische Spiele fiel Deutschland schon zum vierten Mal seit den Sommerspielen 1972 durch. Der damalige Gastgeber München wurde um die historische Chance gebracht, als erste Stadt nach den Sommerspielen auch Winterspiele auszurichten. Völlig überraschend kam das Aus allerdings nicht. Wer die Kräfteverhältnisse im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) kennt, weiß, dass der Einfluss großer koreanischer Firmen wie Samsung, LG oder Hyundai auf Sportfachverbände nicht von der Hand zu weisen ist. "München hatte die beste Bewerbung", sagte Digel, "aber es wäre ein kleines demokratisches Wunder gewesen, wenn die Logik einer solchen Entscheidung zu einem anderen Ergebnis geführt hätte."
Digel ist Mitglied im Council des Welt-Leichtathletikverbandes (IAAF) und überzeugt: "Da spielten ökonomische Interessen mit Sicherheit eine Rolle."
"Damit bleibenuns in Bayern die Folgen einer Ausrichtung erspart"
17.18 Uhr zeigte die Uhr im Kongresszentrum von Durban an, als IOC-Präsident Jacques Rogge das Votum der 95 wahlberechtigten Mitglieder bekanntgab. Die Mehrheit der Damen und Herren der Ringe war bereits im ersten Wahlgang der Ansicht, dass die Argumente des finanzstarken und ehrgeizigen Pyeongchang, das bei der Wahl für die Spiele 2010 (Vancouver) und 2014 (Sotschi) gescheitert war, diesmal überzeugend genug waren: Südkorea erhielt 63 Stimmen.
"Ich gratuliere Pyeongchang und wünsche viel Erfolg bei der Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018", sagte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude: "Natürlich bin ich traurig, dass die Entscheidung nun nicht zu unseren Gunsten ausgefallen ist." Doch während die einen enttäuscht waren, feierten die anderen: "Damit bleiben uns in Bayern die schwerwiegenden Folgen einer Ausrichtung erspart", sagte Ludwig Hartmann, Landtagsabgeordneter der Grünen und Sprecher der Initiative NOlympia.