"Ich habe noch nie in einer Höhe von zehn Metern gearbeitet", sagt Künstler Konstantin Viktor Müller. Foto: Kratt

Wenn es um Aktionen und Veranstaltungen von "Die Halle – Das Kreativzentrum" geht, dann ist klar, dass Initiator Dirk Werner wieder ein Händchen für besondere (Kunst-)Projekte bewiesen hat. So auch beim neuesten Vorhaben: der Bespielung einer Urban-Art-Wand direkt vor Ort in der Lichtensteinstraße.

VS-Schwenningen - Die äußere Wandfläche der Lagerhalle der Stahlbaufirma Haller in der Lichensteinstraße, die im Innern und Außen mit schon so mancher Veranstaltung von "Die Halle" angelockt hat und auch in Zukunft anlocken wird, soll sich in den nächsten Wochen und Monaten in eine bunte und vor allem "legale Urban-Art-Wand" verwandeln, erklärt Initiator Dirk Werner. Doch bevor alles voll mit gewöhnlichen Graffiti-"Tags", also schnell zeichenbare Schriftzüge, werde, will "Die Halle" lieber mit Urban-Art von regionalen Künstlern ein Zeichen setzen. Den Anfang macht Künstler Konstantin Viktor Müller aus Rottweil.

 

Aufruf zum Thema Diversität

Die Macher des Kreativzentrums hatten dazu aufgerufen, einen Entwurf einzureichen, der das Thema Diversität darstellt. Von Müllers Entwurf habe sofort den "Wow-Effekt" hervorgerufen. "Er war schlichtweg genial und das Thema super umgesetzt", findet Werner.

Das, was der Urban-Art-Künstler zunächst digital gezeichnet hat, setzt er derzeit innerhalb von vier bis fünf Tagen an der großen Trapezblech-Wand mit Graffiti-Sprühdosen um – und mit viel künstlerischem Know-How sowie Feingefühl. Das Thema Diversität einzig durch Buchstaben wiederzugeben, sei ihm "zu lahm" gewesen, berichtet Konstantin Viktor Müller seine Herangehensweise. Zunächst habe er die Idee gehabt, im Hintergrund Strichmännchen zu malen, um den Ursprung des Menschen darzustellen, erzählt er mit Blick auf die Höhlenmalerei aus der Steinzeit etwa in Lascaux. "Wenn ich schon symbolisch arbeite, dann kann das Strichmännchen auch in den Vordergrund treten", sei ihm im Laufe seiner Vorüberlegungen in den Sinn gekommen. Zudem greift dieses Strichmännchen, dem er im Laufe des Montags mit der Sprühdose immer mehr erkennbare Züge gegeben hat, nach "etwas Entferntem": "Es ist der universelle Wille, der als Ursprung des Daseins gilt", erklärt Müller die mitunter philosophischen Gedanken bei der Umsetzung.

Vertiefungen des Trapezbleches sind Herausforderung

Im Hintergrund sind verschiedene Köpfe zu erkennen: Sie stehen exemplarisch für unterschiedliche Altersgruppen, Geschlechter und ethnische Gruppen, so der Künstler – "und sind durchs Menschsein vereint." Nachdem Müller die Skizze also am Computer entworfen und den Hintergrund mit den Menschenköpfen am vergangenen Wochenende bereits auf die Wand gesprüht hat, zeichnet er nun das Strichmännchen im Vordergrund nach einem Raster auf seinem Handy, das er stets n der einen Hand hält, während er auf der Hebebühne der Firma Haller steht. Die wohl größte Herausforderung bei seiner Arbeit: die Vertiefungen des Trapezbleches. "Es muss sehr sauber gearbeitet werden, damit das Bild schließlich auch stimmig ist", erklärt derweil Dirk Werner. Ebenso herausfordernd ist der Abstand: Müller malt rund 20 Zentimeter entfernt zur Wand, der Betrachter aber, für den das Bild stimmig wirken soll, ist rund acht bis zehn Meter entfernt. Diese Diskrepanz in der Perspektive zu überwinden, spreche für ein "absolutes Super-Können des Künstlers", findet Dirk Werner.

Vision eines gesamten Quartiers

Spätestens am Mittwoch soll die Diversitäts-Interpretation dann fertig sein. Fertig ist die Wand dann aber noch lange nicht, so Werner. "Hier entsteht bald eine ganze Menge mehr", sagt er nicht nur in Bezug auf diese Wand, sondern auch auf die übrigen Gewerbe in der Straße, die viele freie Fläche bieten. "Meine Vision ist, ein ganzes Urban-Art-Quartier entstehen zu lassen, das viele Leute vielleicht auch zu touristischen Zwecken anlocken soll." Auch mit Künstler Konstantin Viktor Müller, der ab Mai mit anderen Urban-Art-Künstlern in einer Ausstellung im Stadtmuseum in Hüfingen zu sehen ist, sind weitere Projekte geplant.

Die Wand mit dem Thema Diversität passt laut Dirk Werner auch perfekt zum eigentlichen zweck des Kreativzentrums: "Es soll ein Ort des Austauschs werden, an dem viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen. Hier wird etwas wirklich Gutes entstehen."