Farbenprächtiges Narrenspektakel auf dem Marktplatz. Foto: Morlok

Nicht virtuell, sondern echt und "mit G’schell": In Horb wurde am Abend des 6. Januar beim traditionellen Maskenabstauben mit Musik, Maskentanz, Schellengerassel und flotten Reden die Fasnet begrüßt.

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Horb - Landauf, landab wurden früher (vor Corona) am Dreikönigstag die verstaubten Narren-Kratten mit den Masken der Zünfte und Gilden aus dem Keller und vom Dachboden geholt um sie vom Staub der zurückliegenden Monate zu befreien und ihnen voller Inbrunst mit alkoholgeschwängertem Atem neues Leben für die schönste – für die fünfte Jahreszeit – einzuhauchen. Eine wunderbare Tradition, die leider vielerorts auch dieses Jahr wieder der Pandemie geschuldet ausfallen musste.

Nicht so in Horb, wo die älteste der 26 Ringzünfte, die Narrenzunft Horb, ihre Masken nach alter Sitte zum Leben erweckte.

Endlich ging’s um die "wahren" Masken

Masken hatten die Kropfer, Hexen, Stäpfeleshopser, Stoibrecher, Turmschurken und Schantle und die rund 150 Besucher, die an diesem bitterkalten Abend den Weg auf den oberen Marktplatz fanden, schon lange vor Beginn des bunten Treibens an, aber dies waren leider die Mund-Nasenmasken, ohne die heutzutage nichts mehr geht. Auf ihre wahren Masken mussten die Narren noch warten, denn erst wenn der Mief und der Staub der Vergangenheit weggeputzt ist, sind die Brauchtumsmasken für eine neue Fasnetssaison bereit.

Die Larven, die Symbole des immateriellen Kulturguts der Fasnet, einfach nur mit einem Anti-Staub-Wedel abzuwedeln und oder gar mit frischem Atem anzupusten, käme keinem echten Narr in den Sinn. Schnaps muss sein, denn der desinfiziert und bereitet auf die harten Wochen der Brauchtumspflege vor. Narrenrat Peter "Lego" Renz ist seit vielen Jahren schon der Dreckwegwedler und Neueslebeneinhaucher vom Dienst und stellte auch in diesem Jahr Leib und Leber zur Verfügung, damit auch ordentlich Desinfektionsmittel in Form von Zwetschengenschnaps in seiner Atemspende zur Verfügung stand.

Überraschungen eingebaut

Bis es aber so weit war, hatten die Verantwortlichen der Narrenzunft, allen voran Hofmarschall Danny Wagner, die Narrenräte und das Grafenpaar einige Überraschungen in den Programmablauf eingebaut. Dies natürlich auch vor dem Hintergrund, dass man in diesem Jahr solche Highlights wie den Eröffnungsball oder den großen Umzug am Fasnets-Montag absagen musste. Und wenn man schon eine solche Veranstaltung durchzog, dann orientierte man sich gleich am Motto des Grafenpaars, dass da lautet: "Keine halben Sachen – wir lassen es richtig krachen."

Zu den Klängen des Horber Narrenmarsches, den wie gewohnt eine Abordnung der Horber Stadtkapelle intonierte, zogen die Maskengruppen, nur vom Schein der Fackeln, die von den Narrenräten getragen wurden, vor das Rathaus, wo sie von der wartenden Zuschauermenge freudig begrüßt wurden.

Lustige Rechenformel

Nach alter Sitte eröffnete der oberste Brauchtumspfleger der Zunft, der Hofmarschall, mit den Begrüßungsreim: "Herzlich willkommen und Hallo und ein erstes Horrido. Ich begrüß Euch alle gesund und froh mit drei kräftigen Narri, Narro und Horrido" den offiziellen Teil der Veranstaltung, und schon war Stimmung auf dem Marktplatz.

"Nun stehen wir in diesem Jahr hier und heuer auch mit Grafenpaar – nicht online und nicht virtuell, nein, ganz persönlich und mit richtigem G’schell" freute er sich. Doch eigentlich hätten anstatt der geschätzt 150 Besucher 222 Personen dem Spektakel beiwohnen dürfen, so eine Besonderheit, die per "Formel 222" von Thomas Grassinger erklärt wurde. Wobei "erklärt" nicht ganz das Durcheinander trifft, das dabei herauskam. Kurven, Wurzeln, Zahlen, Cosinus, Tangens – welche Qualen, alles geteilt durch Sieben und malgenommen mit dem Gewicht der Marktplatzbewohner und des Narrenrates ergaben keine exakte Summe. War auch egal, denn lustig war die Formel sowieso und verstanden hat sie keiner.

Klarer dagegen die Ansichten des Deutschen Michels, den einige Narren schon bei der Proklamierung des Grafenpaars im November im Steinhaus kennengelernt haben. Thomas Kreidler zog in seiner neuen Paraderolle über das Finanzamt, die neue Bundesregierung, die Energiewende, die Diskriminierung und über "The Länd" her und erntete neben vielen Lachern auch zustimmendes Kopfnicken für seine Zusammenfassung.

Die Narrenhoheiten bringen’s auf den Punkt

Gräfin Ita von Toggenburg und Graf Rudolf von Hohenberg (Nina und Peter Lehmann) brachten in ihren Grußworten an das närrische Volk das ganze Prozedere letztendlich auf den Punkt.

Gräfin: "D’Fasnet isch ab heut in Horb, d‘Maska send jetzt aus dem Korb. Eing‘haucht hot man neuen Geist, mit ma Schnäpsle macht man des meist."

Graf: "Über Jahre hot sich des bewährt liebe Leit, d’r Lego sich s’ganz Johr druff freit. So send dia Maska wieder vom Staub befreit für die kommende Fasnetszeit.

Gräfin: "Wie es aussieht und weitergeht werden wir seh’n, wir werden auf jeden Fall im Startloch steh’n. Sind auf unser Amt saumächtig heiß, alles andere wär au an Scheiß", so ihre pragmatische Zukunftsprognose zur Fasnet 2022.

Mit dem traditionellen Maskentanz, an dem alle Gruppen teilnahmen, und einem Ausblick auf die kommenden Veranstaltungen ging dieses Maskenabstauben nach gut 90 Minuten zu Ende, und viele der Besucher und Narren nutzten noch die Gelegenheit, um sich bis 21 Uhr mit Bier, Glühwein und Habhaften auf die Fasnet 2022 einzustimmen.