Erste Hilfe ist wichtig. Nicht nur bei Menschen. In Nagold ist man nun auch für die Erstversorgung von Archivgütern gewappnet. Eine ganz besondere Notfallbox macht‘s möglich.
Von einem „Erste-Hilfe-Koffer fürs Archivgut“, ist in einer Mitteilung der Stadt Nagold die Rede. Dieser „Koffer“ ist eigentlich ein Rollwagen, auf dem wiederum vier stapelbare Kunststoffboxen Platz finden. Gefüllt sind diese Boxen mit jeder Menge Utensilien, die es zur Erstversorgung braucht.
„Das Hochwasser im Ahrtal, der Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar oder der Einsturz des Stadtarchivs in Köln zeigen deutlich, wie wichtig und notwendig eine gründliche Vorbereitung auf Havarien und die Abstimmung geeigneter Einsatzstrategien sind, um Verluste an Kulturgut-Unikaten zu verringern“, teilt die Stadt Nagold zu ihrer neuesten Errungenschaft mit.
Um im Krisenfall gut gerüstet zu sein, hat das Stadtarchiv Nagold jene Notfallbox erworben. Mit ihr ist die Bergung und Sicherung von Archivgut in „Notfällen jedweder Art“ möglich.
Die Notfallbox enthält auch persönliche Schutzausrüstung
In so einem Notfall-Rollwagen ist mehr oder weniger alles griffbereit, was man zu einer Erstversorgung brauchen könnte. Dabei geht es zum Beispiel auch um den Schutz der Ersthelfer. Die Notfallbox enthält unter anderem die persönliche Schutzausrüstung für zwei Personen sowie Materialien zur Bergung, Reinigung, Dokumentation und Verpackung des Archivmaterials. Auch ein gut bestückter Werkzeugkoffer ist Teil der Ausrüstung. Oder eine Kabeltrommel und ein Flutlicht. „Bei einem Schadensfall kann das Schriftgut fachgerecht geborgen und erstversorgt werden“, teilt die Stadt mit.
Beispiel Wasserschaden: Gerade hier sei eine zügige Versorgung notwendig. Auf feuchtem Papier könnten binnen 48 Stunden Schimmelpilze auskeimen. „Im schlimmsten Fall wird das Dokument substanziell zerstört und ist als Geschichtszeugnis unwiederbringlich verloren“, teilt Annika Krüger vom Presseteam der Stadt Nagold mit. Die Lösung: Um das Archivgut vor irreparablen Schäden zu bewahren, muss es möglichst schnell getrocknet oder eingefroren werden.
Drei Ersthelferinnen für die Notfallversorgung des Archivguts
Bei der Stadt Nagold haben sich drei Ersthelferinnen für die Notfallversorgung des Archivguts zusammengetan: Neben Stadtarchivarin Claire Hölig ist das noch Museumsleiterin Lena Hauser und die Chefin der Stadtbibliothek, Christina Grimm. Im Fall der Fälle sollen sie sich bei der Rettung des Nagolder Kulturgutes gegenseitig unterstützen.
Doch allein mit dem Erwerb eines erste-Hilfe-Koffers ist es nicht getan. Die Notfallversorgung für das städtische Archivmaterial geht weit darüber hinaus. Um einen Notfall koordiniert und sachgerecht bewältigen zu können, gehört auch eine präventive Planung und die Vorbereitung der Maßnahmen im Schadensfall dazu.
Der Notfallplan entstand zusammen mit der Feuerwehr
Nach Angaben der Stadt Nagold hat das Stadtarchiv in enger Zusammenarbeit mit der Feuerwehr einen Notfallplan erarbeitet. „Dieser Plan legt fest, wer für welche Aufgaben im Notfall zuständig ist und welche praktischen Schritte im konkreten Fall ergriffen werden sollen“, heißt es dazu. Wichtig sei dabei auch eine schnelle und effektive Hilfe von Fachpersonal. Auch aus diesem Grund haben sich das Stadtarchiv Nagold, das Museum im Steinhaus und die Stadtbibliothek zu einem Notfallverbund zusammengeschlossen – „um sich in Krisensituationen gegenseitig zu unterstützen“.
Möglich war die Anschaffung der Notfallbox dank der Kulturstiftung der Länder. Im Rahmen des „Aktionsfonds für die Notfallallianz Kultur“ hat das Archiv Fördergelder zum Kauf der Box erhalten.