Der Aufstiegskampf verspricht spannend zu werden – nach zehn Spieltagen kristallisiert sich eine erste Spitzengruppe heraus Foto: StZN

Was von den VfB-Konkurrenten in der Spitzengruppe der zweiten Liga noch zu erwarten ist: Die Zweitliga-Experten Peter Neururer und Friedhelm Funkel nehmen die Top-Teams unter die Lupe.

Stuttgart - Nach dem 2:1-Erfolg gegen 1860 München befindet sich der VfB Stuttgart wieder in der Spur Richtung Bundesliga. 19 Punkte, Platz vier – der Blick geht nach oben. Allerdings legt der Absteiger auf seinem Weg immer wieder außerplanmäßige Halts ein, wie zuletzt beim 0:5 in Dresden. Was das Projekt Wiederaufstieg ausbremst, wenn nicht gar gefährdet. Denn da gibt es ja auch noch die Konkurrenz. Nach knapp einem Drittel der Saison hat sich eine Spitzengruppe ausgebildet. Mit Mannschaften, welche die Experten schon vor der Saison auf dem Schirm hatten. Und mit zwei Überraschungsteams, die von ihren Erfolgen ebenso überrascht sind wie der Rest der Liga. Die sich jetzt die Fragen stellt: Wer von den Spitzenteams hat das Zeug dazu, auch am Ende oben zu stehen? Wem geht der Atem aus? Eine Bestandsaufnahme.

Eintracht Braunschweig

Der Auftritt des bis dahin ungeschlagenen Tabellenführers in Stuttgart ließ die weiß-rote Fangemeinde nicht erzittern. Fazit damals: Eine Übermannschaft ist die Eintracht nicht. Auch wenn sie nach der bis heute einzigen Niederlage (0:2) weitermacht mit dem Siegen und dem VfB schon sechs Punkte voraus ist. Am Sonntag gab es ein 1:0 gegen Greuther Fürth. Dafür hat Trainer Torsten Lieberknecht die wohl gewachsenste Mannschaft der Liga. In Braunschweig herrscht Kontinuität wie sonst nirgendwo – das scheint sich jetzt auszuzahlen. „Das ist keine Momentaufnahme, die Eintracht wird bis zum Schluss oben dabei sein“, urteilt Zweitliga-Urgestein Friedhelm Funkel, aktuell bei Fortuna Düsseldorf unter Vertrag. Ähnlich sieht es der derzeit vereinslose Peter Neururer: „Ich hatte Braunschweig schon vor der Saison auf dem Zettel, das gilt nach wie vor.“ Dass auf seinem Zettel auch St. Pauli und 1860 München standen, würde der TV-Experte (Sport 1) lieber verschweigen.

Union Berlin

Die Eisernen hadern schwer mit ihrem Schicksal, das da lautet: Oh Gott, wir könnten aufsteigen! Nicht wenige im Club aus dem Berliner Osten fürchten den Verlust ihrer Unions-DNA und blicken einem möglichen Aufstieg ins Fußball-Establishment deshalb mit Sorge entgegen. Was nichts an der sportlichen Zielsetzung ändert. Die lautet nach Jahren gehobenen Zweitliga-Mittelmaßes eindeutig: Wir wollen hoch! Ähnlich wie Braunschweig haben sich die Hauptstädter kontinuierlich verstärkt und sind bestens eingespielt. „Eine sehr gefestigte Truppe“, findet Funkel. Neururer traut ihr zu, „bis zum Ende oben mitzuspielen“. Nach dem 3:1-Erfolg in Aue steht Union Berlin auf dem zweiten Platz. Die ersten Fans zittern schon.

1. FC Heidenheim

Das 0:0 gegen Dynamo Dresden hat die Euphorie auf der Ostalb nicht gedämpft. Gegen Dresden haben andere Teams schon weitaus schlechter ausgesehen. Gute Mannschaften zeichnet es aus, auch dann Punkte zu ergattern, wenn sie mal einen eher mauen Tag erwischen – so wie die Ostälbler am Samstag. FCH-Trainer Frank Schmidt beißt sich bei Fragen nach den Heidenheimer Aufstiegsambitionen lieber auf die Zunge, doch eines ist klar: Schmidt und der 1. FC Heidenheim haben den Ehrgeiz für die Bundesliga. Aber hat die Mannschaft auch die Qualität? „Ich würde es ihnen von ganzen Herzen gönnen“, sagt Neururer. „Aber sie spielen momentan am Limit.“ Funkel meint: „Bei Heidenheim könnte es durchaus zum Selbstläufer werden wie damals mit Paderborn.“

Hannover 96

Nach starkem Beginn ist beim Mitabsteiger des VfB im Moment die Luft raus. Was nichts an der Prognose der beiden Trainer-Dinos ändert: „Hannover und der VfB sind die großen Favoriten.“ Neururer und Funkel sind sich noch in einem weiteren Punkt einig: Wer geglaubt hätte, die beiden Absteiger würden die zweite Liga im Spaziergang zurücklegen, sehe sich jetzt zu Recht getäuscht. „Dafür ist das Niveau der anderen Mannschaften zu hoch – und die Liga zu ausgeglichen“, sagt Neururer. Bestes Beispiel: Der 1. FC Nürnberg rollt das Feld gerade von hinten auf. Am Sonntag fegte der Club Hannover mit 2:0 vom Platz und hat nun selbst wieder Anschluss nach oben.

Würzburger Kickers

Dass der Aufaufsteiger (von der Regionalliga direkt in die zweite Liga) überhaupt in diesem Kontext genannt wird, ist bereits eine Sensation. Klar könnte man jetzt sagen: Das war’s dann aber auch. Doch dann wären es ja nicht die Würzburger Kickers. Trainer Bernd Hollerbach („Das Wunder von Bernd“) ist alles zuzutrauen. Was sich schon daran zeigt, dass die Franken keiner richtig ernst nimmt. Beste Voraussetzungen für einen Durchmarsch à la Darmstadt 98 also. Die Experten sind jedoch anderer Meinung: „Auch wenn Bernd Hollerbach das überragend macht – für ganz oben reicht es nicht“, legt sich Neururer fest.

Fortuna Düsseldorf

Als der VfB am zweiten Spieltag in Düsseldorf gastierte (wo er 0:1 verlor), diskutierten die Gastgeber im Vorfeld nur über die Höhe der eigenen Niederlage: Keine Abwehr, kein Sturm, kein Spielmacher – mit der Fortuna wird das nichts, lautete die einhellige Meinung. So kann man sich täuschen. Die Düsseldorfer bieten zu Hause wie zuletzt beim 4:0 gegen Bielefeld begeisterten Offensivfußball und befinden sich in Greifnähe zu den Aufstiegsrängen. Doch das Tiefstapeln geht weiter: „Wir sind nicht so vermessen, vom Aufstieg zu reden“, behauptet F95-Trainer Funkel. „Hier ging es die letzten Jahre nur bergab, deshalb brauchen wir jetzt nicht nach oben zu schauen.“ Klingt verdächtig zurückhaltend – und gefährlich.

Und der VfB? Gilt für das Experten-Duo Neururer/Funkel nach wie vor als Topfavorit. Er hat unter all den Spitzenmannschaften vielleicht am meisten Luft nach oben. Die größten Turbulenzen dürfte der Club schon hinter sich haben. Andererseits hat man das beim VfB schon öfter gedacht.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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