Einfach mal reinhören: Elisabeth Marsh und Jürgen Keller an ihrer Dialekt-Station im Schweizer-Saal des Stadthauses. Foto: B. Schwarz

Eine Hörstation im Schweizer-Saal des Freudenstädter Stadthauses ergänzt akustisch den neuen Sprachatlas des Landkreises.

Wer gerne Mundart spricht oder hört oder wer an Dialekten Freude hat, der ist im Schweizer-Saal des Stadthauses in Freudenstadt genau richtig. Dort gibt es seit ein paar Tagen eine Hörstation, die den Besucher im breitesten Schwäbisch anspricht und das in den unterschiedlichsten heimischen Dialekt-Färbungen.

Die Station wurde eröffnet im Zusammenhang mit der Vorstellung des „Kleinen Sprachatlas des Landkreises Freudenstadt“, der zum 50-jährigen Bestehen des Landkreises Freudenstadt herausgekommen ist.

In zahlreichen Hörproben stellen Leute den Klang ihres Heimatorts vor

Der kleine Flachbildschirm an der Wand lässt sich als Touch-Screen bedienen, man findet mit ein paar Knopfdrücken schnell ins und durchs Menü. „Da kann man zum Beispiel reinhören, wie in vielen Orten unseres Landkreises geschwätzt wird“, sagte Elisabeth Marsh vom Kreis-Archiv bei der Vorstellung der Hörstation. Sie hatte mit dem Freudenstädter Grafikdesigner Jürgen Keller die Station eingerichtet, und war immer wieder selbst überrascht von der Vielfalt der Dialekte auf einem so kleinen Gebiet wie dem Landkreis Freudenstadt.

In zahlreichen Hörproben stellen Vertreter aus Gemeinden und Ortschaften des Landkreises den Klang ihres Heimatorts vor und warten mit ein paar Dialektbegriffen auf, die für ihren Ort typisch sind. Meist sind es ältere Menschen, die quer durch die Gesellschaft befragt wurden, mal zu Hause, mal am Arbeitsplatz oder auch am Stammtisch. Dabei sind Sprecher aus allen über 80 Ortschaften des Landkreises vertreten.

Am Bildschirm kann nun der Benutzer sein Wissen über die Sprache der Schwaben testen, denn ein kleines Quiz ist auch dabei. Das Programm soll noch ergänzt werden, so Marsh. Für Jürgen Keller ist die Dialekt-Station ein weiterer Baustein im Ausstellungskonzept des Museums, an dem er als Geschäftsführer der Freudenstädter Agentur Media Seven seit Jahren arbeitet.

Kopf heißt hier auch „Schädel“, „Riebel“, „Epfel“ oder „Möckel“

Der in Zusammenarbeit mit der Uni Tübingen von Rudolf Bühler und Hubert Klausmann unter Mithilfe des Kreis-Archivs erstellte „Kleine Sprachatlas“ führt mit Abhandlungen über Dialekte in Deutschland, in Baden-Württemberg und im schwäbisch-alemannischen Sprachraum hinein in den Landkreis, was dann mit zahlreichen knackigen Beispielen und bunten Karten näher abgeklopft wird.

So gibt es für den standardsprachlichen Begriff Kopf hierzulande auch Ausdrücke wie „Schädel“, „Riebel“, „Epfel“, „Möckel“, „Grind“ oder „Grend“. Die Kartoffel wird in der Heimatsprache des Kreises Freudenstadt je nach geografischer Lage „Grundbirne“, „Herdapfel“, „Hardapfel“, „Jadapfel“, „Erdnuss“ oder eben „Kartoffel“ genannt. Und auch dass es südwestliche Breiten gibt, in denen das „Gsälz“ (Marmelade) „Schlecksel“, „Gutsl“ oder „Güts“ heißt, ist dort nachzuschlagen.

Es gebe mithilfe dieses 170-seitigen Sprachatlas aus dem „regional kultur-Verlag“ (ISBN 978-3-95505-389-5) noch einiges an sprachlichen Besonderheiten zu entdecken, meint auch Jürgen Keller, dies vor allem auch in den Ortschaften nahe der Landkreisgrenzen.