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Susanne Knopp fragt an, ob der Brauch mit der "Märzegaas" zum 1. März bekannt sei.

Leserin Susanne Knopp aus Stuttgart - patriotische Hohenloherin, aber auch großer Fan des Schwäbischen - fragt an, ob der Brauch mit der "Märzegaas" zum 1. März bekannt sei. Antwort: zum 1. März nicht, aber der Sache nachspüren, lohnt allemal.

Fangen wir mit dem März an: in weiten Teilen Schwabens als Meerz oder unter Weglassung des "r" als Meez gesprochen wie Duuscht, Gaadå und viele andere Wörter. Und da stellt sich schon die Frage, weshalb die schwäbische Aussprache mit "e" von der deutschen mit "ä" abweicht. Der Name "März" geht auf das lateinische "Martius" zurück, doch ist, wie es im Grimm'schen Wörterbuch heißt, die umgedeutschte Form schon früh im Althochdeutschen "marceo, mertzo, merze". "merze" setzt sich auch im Mittelhochdeutschen fort, und erst Mitte des 18. Jahrhunderts tritt die Schreibung "märz" auf. Unsere schwäbische Sprache hat, die Tradition wahrend, in Meerz/Meez diese jahrhundertelange Aussprache (noch) bewahrt.

Aber auch in der deutschen Sprache ist ein Rudiment erhalten geblieben. Im Duden "Die deutsche Rechtschreibung" finden wir die beiden Wörter "Merzschaf, Merzvieh". Bei Grimm liest man: "merzschaaf, wird ein schaaf genennet, welches man entweder alters halber, oder weil es etwan sonsten zur zucht nicht tüchtig ist, gemeiniglich im merzen aushebet." Von diesem Vorgang stammt auch das Wort "ausmerzen".

Was hat dies jedoch mit der Meezå- oder Mäåzågãs zu tun? Meezågêsle sind früh im März ausgeschlüpfte Jungtiere, noch etwas unbeholfen, hilflos, aber sie kommen mit Beginn des nächsten Monats zu einer fragwürdigen Ehrung. Bekanntlich schickt man am ersten April Mitmenschen gerne in den April. Bei diesem Brauch versucht man, Personen in seiner Umgebung durch vorgetäuschte Sachverhalte hereinzulegen. Fallen sie herein, dann werden sie mit "April, April!" bloßgestellt. Wer sich aber im Schwäbischen in den April schicken lässt, der muss sich anhören: "Meezågãs, hòsch Dräck uff då Nãs!" Vermutlich wird damit auf die Naivität der jungen Gänse angespielt, die noch nicht in der Lage sind, den richtigen "Riecher" einzusetzen.