Nach 20 Jahren ist Schluss: Lothar Wildmann bilanziert den DHBW-Studiengang "BWL – Mittelständische Wirtschaft", den es nach dem aktuellen Abschlussjahrgang nicht mehr geben wird. Foto: DHBW

Lothar Wildmann übernahm 1998 die Studiengangleitung "BWL – Industrie" und baute ein Jahr später "BWL – Mittelständische Wirtschaft" auf. 2021 enden nun zwanzig Jahre des Studienbereichs "BWL – Mittelständische Wirtschaft", in denen er als Studiengangsleiter tätig war.

VS-Schwenningen - Vor zwei Jahren kehrte Lothar Wildmann zu seinen "ursprünglichen Wurzeln" – zum Studienbereich "BWL – Industrie" – als Studiengangsleiter zurück. In diesem Jahr wurde nach 20 Jahren der letzte Jahrgang des Studienbereichs "BWL – Mittelständische Wirtschaft", der Jahrgang 2018, verabschiedet. Im Gespräch berichtet Lothar Wildmann, was für ihn den Studienbereich auszeichnete und was seine Besonderheiten und Kernthemen waren.

Unternehmertum war ein Kernthema

"Ein wesentlicher Aspekt für die Gründung der Studienrichtung "BWL – Mittelständische Wirtschaft" war ein (wirtschafts-) politischer. Mit der Gründung von MiWi sollte explizit der typische und die Region prägende Mittelstand angesprochen und gestärkt werden", zitiert Wildmann die Studienrichtungsbeschreibung der Fachkommission Wirtschaft. Mit der Initiierung des Studienbereichs MiWi sei die viel beschworene Wertschätzung des Mittelstandes in ein konkretes Qualifizierungsprojekt umgesetzt worden.

Neben einer fundierten und breitgefächerten Betriebswirtschaftslehre bestanden die Kernthemen des Studienbereichs aus Unternehmertum und Strategic Management. Viele Duale Partner und Familienunternehmen kooperierten im Rahmen der Unternehmensnachfolge. Somit trugen auch die Themen Unternehmensgründung, -bewertung und -nachfolge sowie General Management und Leadership große Bedeutung. Der Charakter von MiWi zeichnete sich, vergleichbar den familiengeführten mittelständischen Unternehmen, durch eine sehr familiäre und persönliche Atmosphäre aus – man kannte und wertschätzte sich.

Viele Erinnerungen an Jubiläum und Städte-Exkursionen

Angesprochen auf die Meilensteine und Erfolge, auf die Wildmann besonders gern zurückblicke, sagte er: "Die eigentliche Essenz eines guten Studiums basiert auf den unspektakulären Mühen der alltäglichen Vorlesungen, Prüfungen und Praxisphasen an der Hochschule und in der Firma. Ganz besonders in Erinnerung bleiben aber auch explizite Veranstaltungen und Unternehmungen – so zum Beispiel der Kongress zum zehnjährigen MiWi-Jubiläum, bei dem unter anderem der damalige Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg, Ernst Pfister, anwesend war." Höhepunkte seien immer auch die großen Exkursionen – sei es Berlin, Hamburg, Amsterdam, Barcelona, Edinburgh oder Dublin – und unzählige Firmenbesuche gewesen.

Die Studiengänge und -bereiche an der DHBW werden in enger Absprache mit den Dualen Partnern weiterentwickelt und an die Wirtschaftslandschaft angepasst. Lothar Wildmann erlebte und prägte diverse Entwicklungen mit. Die breitgefächerte Betriebswirtschafts- und Managementlehre habe zuerst einmal eine wesentliche Konstante des MiWi-Studiums gebildet. Daneben habe es curriculare Weiterentwicklungen wie zum Beispiel das Seminar "Lebensmanagement", bei dem aktuelle Aspekte der Verhaltensökonomie vermittelt wurden, gegeben.

"Was die Firmenseite anbelangt, wurden die dualen Partnerschaften immer heterogener und branchenübergreifender – Autohäuser, Brauereien, Dienstleister, Handelsfirmen, Maschinenbau, Medizintechnik, öffentliche Institutionen und viele andere", zählt Wildmann auf. Der MiWi-Markenkern blieb aber immer gewahrt – regional verankerte, meist familiengeführte Unternehmen, oftmals Marktführer und "Hidden Champions".

Megatrend der Digitalisierung

Doch was führte bei allem Erfolg zu dem Entschluss, den Studienbereich MiWi auslaufen zu lassen? Zum einen lag dies an den Zahlen, erklärt Wildmann. MiWi sei zwar, was die Zahl der Partnerunternehmen anbelangte, ein sehr großer Studienbereich gewesen – rund 220 Firmen zählten zu den Dualen Partnern. "Doch das Gros der Firmen bildete nur einmal aus, sodass sich eine Kursgröße von circa 22 Studierenden ergab. Hinzu kam der Wunsch, dem Megatrend Digitalisierung mehr Bedeutung zu verleihen."

Mit dem Auslaufen von MiWi wurde gleichzeitig der neue Studienbereich "BWL – Digital Business Management" eingeführt. Was die Kernkompetenz Betriebswirtschaftslehre anbelangt, existiert eine große Schnittmenge zwischen den BWL-Studienrichtungen. Spezifische MiWi-Module wurden nicht unmittelbar in die Curricula anderer Studienbereiche implementiert, gehen dabei aber nicht verloren. Denn das ehemalige MiWi-Team mit Alexander Götz, Martina Menne und den MiWi-Lehrbeauftragten bringen MiWi-Gedankengut, Expertise und Themen auch in den anderen Studienbereichen mit ein.