Rudi Völler wurde am Dienstag mit dem DFL-Ehrenpreis ausgezeichnet. Foto: dpa/Arne Dedert

Beim DFL-Neujahrsempfang wird die Heim-EM 2024 als Leuchtturmprojekt hervorgehoben. Den, der die Nationalmannschaft bis dahin aus dem Tief reißen soll, gibt es nur einmal. Am Dienstag war er Stargast.

Im sportlichen Sakko und mit einem Lächeln hörte Rudi Völler in der aufgehübschten Offenbacher Industriehalle der Lobesrede zu. „Es gibt nur einen Rudi Völler“, sagte DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke am Dienstag auf der Bühne beim Neujahrsempfang der Deutschen Fußball Liga. „Extrem authentisch“ sei der 62-Jährige, und die „allermeisten Menschen“ stünden ihm „positiv“ gegenüber. Dass dieser eine Rudi Völler deshalb die taumelnde Nationalmannschaft auf dem Weg zur Heim-EM 2024 aus dem Stimmungs- und Leistungstief reißen soll, ist längst ein offenes Geheimnis.   

„Schauen wir mal“, antwortete Völler zwar auf die Frage, ob im Anschluss an die kommende Task-Force-Sitzung an diesem Donnerstag Vollzug gemeldet werde. Der frühere Nationalspieler und DFB-Teamchef gilt aber als absolute Wunschlösung bei der Suche nach Nachfolgern für DFB-Direktor Oliver Bierhoff - zumindest für den fan-nahen, öffentlichkeitswirksamen Teil ganz eng dran an der DFB-Auswahl von Bundestrainer Hansi Flick, die bei der WM in Katar dramatisch früh gescheitert war.

Lobende Worte von Oliver Kahn

„Rudi ist ein Mensch, in dessen Nähe man sich immer wohlfühlt. Er ist jemand, der einem ein gutes Gefühl geben kann, er ist fachlich unglaublich gut“, sagte Bayern-Chef Oliver Kahn, der mit Völler in der von Watzke und DFB-Präsident Bernd Neuendorf geleiteten Task Force sitzt. Auch Karl-Heinz Rummenigge, Matthias Sammer und Oliver Mintzlaff sitzen mit am Tisch - geballte Fußballkompetenz der vergangenen Jahrzehnte, mit der erst einmal die nähere Zukunft bewältigt werden soll. „Er hat ein gutes Gespür für den Fußball, für Menschen, für einzelne Charaktere“, sagte Kahn. Darüber hinaus ist er maximal authentisch, weil er im Grunde alles gewonnen hat.“

Kahn mahnte, rund um die DFB-Auswahl müsse wieder „eine positive Atmosphäre“ entstehen, „die ich im Moment nach dieser Weltmeisterschaft logischerweise nicht mehr erkennen kann“. Die Heim-EM, die auch Watzke in seiner Grundsatzrede am Dienstag als hell erleuchtet für den deutschen Fußball anpries, werde kein Selbstläufer. „Wir sind alle alarmiert, was diese Themen anbelangt und müssen anpacken“, sagte Kahn. Die Task Force scheint der Meinung: Wer - wenn nicht Völler?

Völler mit DFL-Ehrenpreis ausgezeichnet

Der Weltmeister von 1990 war nach der verpatzten EM 2000 schon einmal eingesprungen, blieb als Teamchef und führte die Nationalmannschaft bei der WM 2002 ins Finale. Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 2004 war Schluss. „Wir dürfen uns als Deutsche nicht zu klein machen, nicht als DFL, nicht als DFB, nicht die Clubs“, sagte Völler, der am Dienstag jetzt auch persönlich mit dem DFL-Ehrenpreis ausgezeichnet wurde und deshalb auf der großen Bühne erschien. „Bei der EM ist auf jeden Fall mehr drin. Wir sind gut genug.“ 

Ein „paar Dinge“ müssten verändert werden, was angesichts der Machtfülle des nach der WM gegangenen Bierhoff untertrieben scheint. Völler, der sich „ein bisschen als Kind der Bundesliga“ beschrieb, aber verdichtete in einem Satz, was den Nationalspielern auch in Katar gefehlt hatte: „Ganz wichtig: einfach selbstbewusster auftreten!“

Watzke rügt Medien

Kurz zuvor hatte Watzke die Heim-EM als „riesige Chance, uns der ganzen Welt zu präsentieren“ beschrieben und die Medien gerügt. „Es nutzt niemandem, wenn man im Vorfeld eine Weltmeisterschaft schon derart kaputt schreibt. Da hat niemand etwas davon, nicht einmal die Gastarbeiter in Katar haben etwas davon.“ Rund um das WM-Turnier Ende letzten Jahres im Emirat hatte es weltweit Kritik wegen der Menschenrechtslage gegeben, auch der DFB hatte Mühe, den richtigen Ton zu treffen.

Kahn deutete an, dass es mit dem möglicherweise nur bis nach der EM 2024 andauernden Völler-Projekt nicht getan sei. „Ich will das Wort Struktur nicht überstrapazieren, aber wir haben die Struktur, die ja bei Oliver Bierhoff gelegen hat, sehr intensiv und im Detail mal angeschaut - und das ist ein sehr komplexer Aufgabenbereich“, sagte der frühere Nationaltorwart, der mit Völler in Japan und Südkorea Vize-Weltmeister geworden war. „Zu glauben in der heutigen Zeit, das mit einer Person bewältigen zu können, das ist schon sehr ambitioniert.“