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DFB und DFL gaben erste Entwarnung für ihr Premiumprodukt, doch die Justiz in Deutschland beschäftigt sich inzwischen sogar mit einem Mordverdacht im internationalen Wettskandal.

Hamburg - DFB und DFL gaben erste Entwarnung für ihr Premiumprodukt Fußball-Bundesliga, doch die Justiz in Deutschland beschäftigt sich inzwischen sogar mit einem Mordverdacht im internationalen Wettskandal.

Nach erster Einsicht in die Ermittlungsakten der Bochumer Staatsanwaltschaft sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger: "Ich kann guten Gewissens sagen, dass sich die Dinge, die aufzuarbeiten und zu bestrafen sind, deutlich unterhalb der 1. und 2. Liga bewegen werden." Ligapräsident Reinhard Rauball bestätigte "Sportbild online": "Die Bundesliga ist nicht betroffen."

Knapp drei Wochen nach Bekanntwerden des Wettskandals sollen die Staatsanwaltschaften in Bochum und Nürnberg der Frage nachgehen, ob eine ungeklärte Mordserie in Deutschland etwas mit der Wettmafia zu tun hat. Das Bundeskriminalamt (BKA) sprach von einem laufenden Verfahren, ohne Einzelheiten zu nennen. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" haben die Ermittlungen wegen verschobener Fußballspiele einen Hinweis auf die sogenannten Döner-Morde in Deutschland zwischen den Jahren 2000 und 2006 ergeben. Dabei wurden ohne erkennbares Motiv acht Türken und ein Grieche erschossen - mit derselben Waffe. Die Anklagebehörden in Bochum und Nürnberg waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Eine BKA-Sprecherin ging nicht näher auf das laufende Verfahren ein.

Wenigstens die höchste deutsche Spielklasse scheint vom Strudel der weltweiten Korruptionen nicht erfasst worden zu sein. Nach Rücksprache mit der zuständigen Staatsanwaltschaft Bochum wollen der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) Anfang dieser Woche ein detaillierteres Zwischenergebnis ihrer Akteneinsicht präsentieren. "Bisher kann man sagen, dass sich unsere Erkenntnisse in etwa in dem Rahmen bewegen, der der Öffentlichkeit bekannt ist", meinte Rauball. Auch Zwanziger ist nach ausführlichem Studium des Aktenberges überzeugt, es werden "keine fundamental neuen Erkenntnisse zutage treten".

Zwanziger verteidigte noch einmal die Schutzsperre für DFB-Schiedsrichter Thorben Siewer. "Der Schiedsrichter ist verdächtig, kann aber auch unschuldig sein", sagte der DFB-Boss. Der 22 Jahre alte Referee aus Drolshagen im Sauerland war am 5. Dezember als Assistent der Partie zwischen dem VfL Osnabrück und Wacker Burghausen in der 3. Liga ersetzt worden, da er nach DFB-Informationen namentlich in den Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft Bochum zu möglichen Spielmanipulationen in Deutschland auftauchen soll.

Der DFB hatte für diese Maßnahme heftige Kritik des Fußball-Kreises Olpe einstecken müssen, nach dessen Erkenntnissen Siewer nicht in den Wettskandal verstrickt ist und auch "in den staatsanwaltlichen Ermittlungsakten im Fall des Wettskandals nicht auftaucht", sagte der Jurist und Vorsitzende des Fußball-Kreises Olpe, Andreas Hebbeker. Ein DFB-Sprecher hatte daraufhin erklärt, Siewer werde als "reine Schutzmaßnahme zum Wohle des Wettbewerbs und des Schiedsrichters" bis zur Akteneinsicht nicht eingesetzt.

Derzeit wühlen sich vor allem Zwanziger, DFB-Justiziar Jörg Englisch, gleichzeitig Leiter der Task Force "Wett- und Spielmanipulation", und Robert Weise, Abteilungsleiter Sportgerichtsbarkeit, durch die Akten. "Man muss der Polizei und der Staatsanwaltschaft ein Riesenkompliment für ihre Arbeit machen", so Zwanziger. So werde eine gründliche und zeitnahe Aufklärung erleichtert.