Kapitän Philipp Lahm Foto: dpa

DFB-Kapitän schürt vor dem letzten Test-Länderspiel gegen Israel die Aufbruchstimmung.

Leipzig - Tore sind gefragt, keine Gegentore. Spielwitz. Und Siegjubel. Damit wollen die Nationalspieler am Ende einer holprigen Vorbereitung ihre Fans in EM-Stimmung versetzen. Ein hoher Anspruch, gewiss. Aber jetzt gilt es. Fußball-Europa wartet nicht darauf, bis der Titelaspirant endlich in die Gänge kommt. Am 9. Juni startet die deutsche Elf gegen Portugal ins Turnier, so viel ist sicher. „Für uns geht es jetzt richtig los“, sagt Kapitän Philipp Lahm vor dem Test-Länderspiel gegen Israel an diesem Donnerstag (20.30 Uhr/ARD live) in Leipzig, „wir wollen uns Selbstvertrauen für die EM holen.“

Der Münchner geht mit breiter Brust voran. „Wir vom FC Bayern sind heiß auf die EM und darauf, erfolgreich Fußball zu spielen. Wir haben weiter hohe Ziele“, versprach er. Mag sein. Zunächst aber gilt es, den schlechtesten Jahresauftakt einer DFB-Auswahl seit 1981 zum Guten zu wenden. Zwei Niederlagen in Folge wie das 1:2 gegen Frankreich und das 3:5 in der Schweiz gab es zuletzt vor 31 Jahren, allerdings gegen die Topgegner Argentinien und Brasilien. Deshalb hoffen alle auf den Befreiungsschlag. Darauf, dass sich Anspruch und Wirklichkeit annähern. „Seit ich dabei bin, habe ich keine Mannschaft dieser Stärke gesehen. Wir sind weiter als 2010“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff, „aber man muss die Fakten schaffen.“ Auf Deutsch: endlich mal einen Titel holen.

Deshalb kommt Joachim Löw der Test gegen Israel äußerst gelegen. Der Bundestrainer muss in einigen Bereichen weiter improvisieren, womöglich auch noch bei der EM. Bastian Schweinsteiger konnte wegen seiner hartnäckigen und schmerzhaften Wadenverletzung auch am Mittwoch nur auf dem Ergometer strampeln. Die Blessur sei „ernst“, verriet Lahm, ein Wettlauf mit der Zeit hat begonnen. „Alles ist darauf ausgerichtet, gegen Portugal voll im Saft zu stehen“, relativierte Löw. Deshalb sei die kommende Woche so überaus wichtig: „Da müssen Reize gesetzt werden“, sagte er.

So unbeholfen hatte gegen die Schweiz die ganze Abwehr gewirkt

Schweinsteigers Rolle im defensiven Mittelfeld übernimmt Toni Kroos, vermutlich einer von sechs Münchnern in der Startelf. Ein anderer ist Mario Gomez, der von den Rückenproblemen seines Stürmerkollegen Miroslav Klose profitiert. „Sie hängen ein bisschen mit seinem Alter zusammen“, sagte Löw über Klose (33), aber damit enden seine Sorgen noch immer nicht. Auch Per Mertesacker, der erst 27 Jahre alt ist, kämpft nach monatelanger Verletzungspause um seine Form und wirkt im Training noch staksiger und hölzerner als sonst.

So unbeholfen hatte gegen die Schweiz die ganze Abwehr gewirkt. Da muss Löw dringend Abhilfe schaffen – aber jetzt hat er ja seine Bayern-Spieler. Philipp Lahm ist wieder auf dem linken Flügel am Ball. In München spielte er zuletzt rechts, was auch für Joachim Löw eine Option darstellt. Die endgültige Entscheidung behält er sich bis kommende Woche vor. Diesmal jedenfalls spielt Jérôme Boateng, der in München innen verteidigt, auf der rechten Seite. Zentral verteidigen Holger Badstuber sowie Mats Hummels oder Mertesacker. Sie sollen der Abwehr einen EM-würdigen Halt verleihen.

Und dann ist da noch der Teamgeist, der bei den vergangenen Turnieren ein entscheidender Erfolgsfaktor war. Bierhoff verteilte am Mittwoch an die Spieler Glücksbänder, auf denen die jeweilige Rückennummer, Initialen, das DFB-Logo und die drei Weltmeistersterne eingraviert sind. „Die Bänder sollen den Glauben wecken. Es geht nur gemeinsam“, sagte Lahm.