Der SC Freiburg und seine Fans sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für Freiburg. Foto: Weller

Wie reagieren Stadt, Wirtschaft und Tourismus auf den Erfolg und das Auftreten des Sportclubs?

Freiburg - Der Fußballbundesligist SC Freiburg steht vor dem größten Spiel seiner Vereinsgeschichte: Im Finale des DFB-Pokals trifft die Mannschaft von Trainer Christian Streich an diesem Samstagabend in Berlin auf den Liga-Konkurrenten RB Leipzig mit dem es einen Schalstreit gibt.

Mit seinem neuen Stadion und der erfolgreichen Saison im Rücken ist der einstige Underdog der Liga aber mittlerweile weit mehr als "nur" ein gleichermaßen sympathischer wie auch erfolgreicher Freiburger Verein. Er ist längst zum wichtigsten Aushängeschild der Stadt geworden. Und zum Wirtschaftsfaktor, wie Freiburgs Wirtschaftsförderin Hanna Böhme betont: "Der SC Freiburg repräsentiert mit seinem sympathischen und heimatverbundenen Auftritt nicht nur den Fußball in der ersten Liga, sondern auch die Destination Freiburg regelmäßig vor einem Millionenpublikum."

Mehr als die Hälfte aller deutschen Fußballfans sympathisiert mit dem SC

Der Verein selbst hat zum Thema Wertschöpfung bereits 2020 eine Broschüre veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass der SC sich seit seinem ersten Bundesligaaufstieg vor fast 30 Jahren "vom Vorstadtverein zu einem emotionalen Fixpunkt im Leben vieler Menschen gewandelt hat. Zu einem Verein, der Teil der Kultur wurde und dadurch Identität stiftet" und mit dem Umfragen zufolge mehr als drei Viertel aller Menschen in der Region Freiburg und mehr als die Hälfte aller Fußballfans in Deutschland sympathisieren, so die beiden SC-Vorstände Oliver Leki und Jochen Saier.

Das hat freilich auch finanzielle Folgen: Im alten Schwarzwald Stadion kamen zu den in der Regel ausverkauften Heimspielen rund drei Viertel der Besucher von außerhalb und verbanden häufig den Stadionbesuch mit einem Ausflug in die Innenstadt, wo laut Hanna Böhme vor allem Handel und Gastronomie von der Fußballbegeisterung in Freiburg profitieren. Für die Heimspieltage bedeutete das bereits in der Saison 2017/2018 Einnahmen von weit über 16 Millionen Euro in Freiburg durch die Fans des SC. Neuere Zahlen für den Spielbetrieb im neuen Stadion liegen noch nicht vor.

Zwischen 2010 und 2020 zahlte der Verein zudem Steuern in Höhe von mehr als 190 Mio. Euro. Pro Saison erwirtschaftete der SC vor der Corona-Krise einer Erhebung eines Marktforschungsinstituts zufolge eine Wertschöpfung von deutlich über 300 Mio. Euro im Jahr für die Stadt. Der Club sei damit nicht zuletzt ein bedeutender Faktor für das Handwerk und andere Dienstleister im Wirtschaftsgefüge Freiburgs, so Wirtschaftsförderin Böhme.

Auch der touristische Werbewert, den die Stadt allein durch die Nennung des SC in den Medien erhält, lag vor Corona dem SC zufolge schon bei über 64 Mio. Euro im Jahr. Mit dem anstehenden DFB-Finale und dem Einzug des Clubs ins internationale Fußballgeschäft in der kommenden Saison dürften es sicher noch einige Millionen mehr werden.

Horn: Der Sport-Club ist ein herausragender Image- und Sympathieträger

Dass der Club von seinem Engagement für kickende Flüchtlingskinder bis zum hausgemachten Solarstrom auf seinen Stadien auch wichtige soziale und ökologische Effekte in Freiburg erzielt, sei dabei nur am Rand erwähnt. Kein Wunder also, dass Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) den Verein in höchsten Tönen lobt: "Der Sport-Club ist ein herausragender Image- und Sympathieträger Freiburgs. Mit dem DFB-Pokalfinale und dem Erreichen der Europa League hat der Verein eine sagenhafte Saison gespielt und Historisches erreicht", so der Oberbürgermeister. Der Sport-Club stehe nicht zufällig an der Spitze, sondern konsequenterweise.

Das neue Stadion biete dem Verein zudem neue wirtschaftliche Möglichkeiten. "Wenn man so will, ist das neue Stadion als gemeinsames Projekt der Stadt und des SC ein neues architektonisches Wahrzeichen Freiburgs geworden." Er sei gleichzeitig sicher, so Horn, dass der Verein seine traditionellen Werte der Bodenständigkeit und Bescheidenheit trotz seines aktuellen "Riesensprungs in die sportliche und wirtschaftliche Top Ten der Liga" beibehalten werde.

Doch teilen den Jubel über den Erfolg des SC längst nicht alle in der Region. Andere Sportvereine sehen sich vor allem beim Thema Sponsoring durch die regionale Wirtschaft zunehmend in einer bedrohlichen Lage, so Joachim Spägele, der Geschäftsführer des Badischen Sportbunds (BSB) in Freiburg: "Der SC Freiburg ist zweifelsohne ein sportliches Aushängeschild der Stadt und ganz Südbadens", so Spägele.

Dennoch sei es so, dass sich aufgrund der nicht größer werdenden Werbebudgets der lokalen Wirtschaft manche Vereine aus anderen Sportarten beklagen, selbst kaum oder nur noch wenig berücksichtigt zu werden. Viele Werbe-Engagements laufen Spägele zufolge unter dem Motto, "lieber der 50. Sponsor des SC zu sein als der 2. oder 3. in einer anderen Sportart". Das Problem ist kein kleines, wenn man weiß, dass der BSB für die Interessen von 3300 Vereinen mit über 900 000 Mitgliedern in Südbaden spricht. Trotzdem, so Spägele, drücke man dem SC fürs Finale in Berlin sämtliche verfügbaren Daumen.

Schwarzwaldmilch bleibt "Exklusivpartner"

Das tut auch Moritz Collmar, Pressesprecher der Schwarzwaldmilch Genossenschaftsmolkerei in Freiburg, für die das Spiel in Berlin das Abschiedsspiel als Trikotsponsor beim SC Freiburg sein wird und die künftig lediglich noch "Exklusivpartner" des Clubs bleiben wird. Durch die gemeinsamen Werte, für die der SC Freiburg und die Molkerei stehen, trage die Partnerschaft zur positiven Entwicklung der Marke Schwarzwaldmilch bei. Davon habe die ganze Milchwirtschaft im Schwarzwald etwas.