Energiebündel: VfB-Stürmer Cacau sehnt seinen Auftritt beim Pokalfinale herbei. Foto: Pressefoto Baumann

Nur Augsburg (30) und Greuther Fürth (25) haben diese Saison weniger Liga-Tore erzielt als der VfB Stuttgart (35). Gut, dass Cacau zurückkehrt. Der Stürmer hat noch Großes vor.

Stuttgart - Kürzlich standen sie sich vis-à-vis – Cacau und der DFB-Pokal. Im Roten Rathaus übergab Norbert Dickel, der Ex-Profi und Stadionsprecher des letztjährigen Siegers Borussia Dortmund, das gute Stück an die Stadt Berlin, zur Aufbewahrung bis zum diesjährigen Finale. Cacau (32), der Augenzeuge war, berührte das Objekt der Begierde nicht – aus Aberglaube. Das will er am 1. Juni nachholen, nach dem erhofften Triumph gegen Bayern München. Das Funkeln in seinen Augen verrät: Das ist sein innigster Wunsch, ein Herzenswunsch. „Der Anblick hat meinen Ehrgeiz geweckt“, sagt Cacau.

Das ist nicht weiter verwunderlich nach seinem Kreuz- und Innenbandriss im September 2012. Die Wochen und Monate zogen sich dahin, und doch waren sie aufreibend, eine Berg-und-Tal-Fahrt der Gefühle. Bundestrainer Joachim Löw hat ihm mal geschrieben und gute Genesung gewünscht, andererseits hatte er Tage, „da bin ich nur ins Reha-Center gegangen, weil ich musste.“ Was das Flair und die Faszination des Spiels, was den Erfolgshunger und den Jubel angeht, wenn der Ball im Netz zappelt, ist der gebürtige Brasilianer jetzt, nach achtmonatiger Verletzungspause, so ausgedörrt wie ein Ausgesetzter in der Wüste. Er lechzt nach Spielen, und womöglich muss er gar nicht mehr so lange warten, bis er wieder dabei ist. „Ich denke nur noch kurzfristig“, sagt er, „mein Fokus liegt auf Berlin.“

Insgeheim denkt er sogar noch kurzfristiger. An diesem Samstag steigt in der Bundesliga das Saisonfinale gegen den FSV Mainz 05, danach kommt nur noch der Test beim Oberligisten SSV Reutlingen am 25. Mai, und ein wenig Spielpraxis kann nicht schaden vor dem erhofften großen Auftritt in Berlin. „Ich bin ein Typ, der nicht lange braucht, um Fuß zu fassen“, betont er, „aber ich will auch nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen. Das ist schwäbisches Denken, das habe ich hier gelernt.“ Bruno Labbadia, der Trainer, sieht das im Grunde auch so. „Er hat mir noch keine Signale gesendet, ob ich gegen Mainz dabei bin“, sagt Cacau und muss selbst grinsen: „Aber er sieht ja, wie ich trainiere und wie ich mich bewege.“

Berlin ist speziell für Cacau ideal

Das sieht jedenfalls schon viel besser aus als noch vor drei Wochen. Da legte Cacau richtig los – und war platt wie eine Flunder: „Nach jedem Sprint war ich klinisch tot“, sagt er und stöhnt: „In so einer langen Pause leidet die Kondition schon, auch wenn ich mich immer fit gehalten habe.“ Inzwischen ist er in einer deutlich besseren Verfassung. Cacau hat seinen Reha-Therapeuten, seinen Sporttherapeuten, die VfB-Ärzte und zuletzt den Konditionstrainer Christos Papadopoulos befragt: „Haltet ihr Berlin für ein realistisches Ziel?“ Nicht alle haben spontan und eifrig genickt, doch Cacau hat sie überzeugt. „Als ich keine Schmerzen mehr hatte, musste ich mir ein Ziel setzen, das habe ich einfach gebraucht“, sagt er, „die kommende Saison ist noch weit weg – also sagte ich mir: Warum nicht Berlin?“

Berlin ist sogar ideal, speziell für Cacau. Denn mit Berlin hat er noch eine Rechnung offen. 2007 stand er im Olympiastadion schon einmal mit dem VfB im Endspiel. Nach 20 Minuten erzielte er das 1:0, nach 30 Minuten flog er wegen einer Tätlichkeit vom Platz – und nach 120 Minuten hatte der VfB 2:3 gegen den 1. FC Nürnberg verloren. Der Stachel sitzt noch immer tief. „Das tut bis heute weh“, gesteht Cacau, „eine Woche davor sind wir deutscher Meister geworden und waren Helden. Und nach dem Finale war ich dann der größte Depp.“ Deshalb brennt er darauf, die Scharte von damals auszuwetzen. „Das will ich wieder gutmachen. Deshalb wäre es für mich ein schönes Erlebnis, wenn der Trainer mir die Chance dazu gibt.“

Cacau fordert nichts und sagt: „Alles, was diese Saison noch kommt, ist ein Geschenk für mich.“ Und dabei leuchten seine Augen wie bei einem Kind an Weihnachten.