Der echte DFB-Pokal sollte es am Berliner Finalabend nicht werden. Die Fans sind trotzdem stolz. Foto: Eibner

Am Ende des wichtigsten Spiels in der Vereinsgeschichte steht eine bittere Niederlage. Dennoch ist der SC Freiburg auch ein Gewinner, findet unser Kollege Felix Gieger.  

Dass es für den SC Freiburg und alle Fans das größte Spiel der Vereinsgeschichte ist, wurde das ganze Wochenende über klar. Zehntausende euphorisierte SC-Anhänger begleiteten die Breisgauer in die Hauptstadt. Die Fan-Überzahl war den ganzen Tag über noch deutlicher als die auf dem Rasen, nachdem Marcel Halstenberg die Rote Karte gesehen hatte. Nicht nur wegen des – womöglich einmaligen – Erlebnisses, dürfen sich auch die Freiburger und ihre zahllosen Unterstützer als Gewinner fühlen.

Stolz auf das Erreichte

Dass das nach einer solch’ bitteren Niederlage ein paar Tage dauern wird: logisch. Dass man danach aber stolz auf das Erreichte ist: mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Denn das DFB-Pokalfinale war für Spieler, Trainer und nicht zuletzt die Fans die Kirsche auf der Torte, die ihre Heimat unweit der SC-Heimat im Süden hat. Schon vor dem Spiel war klar: Die Saison der Streich-Elf war herausragend. Bis zum letzten Spieltag spielte man als vermeintlich Kleiner um die Champions-League-Quali mit, der relativ souverän gesicherte Europa-League-Startplatz darf als extrem großer Erfolg gewertet werden.

Kein ganz Kleiner mehr

Eines ist nach dieser Saison also nicht mehr zu leugnen: Der SC Freiburg ist kein ganz Kleiner mehr in Fußball-Deutschland, mittlerweile gehören die Badener eher zu den kleinen Großen der Bundesliga. Gegen Leipzig, die den Anspruch haben, ein ganz Großer zu werden, war die Streich-Elf keinen Tick schlechter, eher das Gegenteil. Mehrfach rettete das Aluminium für RB. Dass es im Elfmeterschießen nicht reichte, hatte nichts mit der Qualität zu tun. Aus diesem Grund muss man sich als Fan keine Sorgen um den Sportclub machen, der trotz der Finalniederlage eine extrem starke Runde gespielt hat.

Ginter für Schlotterbeck

Dass mit Nico Schlotterbeck der prägende Akteur dieser Spielzeit zu Borussia Dortmund geht, reißt eine Lücke, die Matthias Ginter wohl direkt nicht eins-zu-eins füllen kann. Vor allem Schlotterbecks Mentalität ist über jeden Zweifel erhaben, er reißt alle um ihn herum mit. Ihn zu ersetzen, ist unmöglich.

Andere Situation

Aber dennoch ist die Situation, vor der Christian Streich mit seinem Team ab dem Sommer steht, nicht mit der im Vorfeld der Abstiegssaison 2014/15 vergleichbar. Damals verließen viele Leistungsträger, die für die Europa-League-Quali 2013 verantwortlich waren, den Verein. Das neue Team kam mit der gestiegenen Belastung nicht klar. Das wird dieses Mal anders sein, das Gesicht des Kaders wird sich nicht groß verändern.

Wann kommt das nächste große Finale?

Ob es nun jedes Jahr für ein großes Finale reichen wird? Man weiß es nicht – vermutlich eher nein. Das ist jedoch auch nicht der Plan; in Freiburg werden auch in Zukunft andere Dinge wichtiger sein als Titel. Dass man für einen solchen jedoch reif wäre, hat das Pokalfinale in Berlin gezeigt, an dessen Ende auch der SC auch ein Gewinner ist. Daran hatten auch die Fans einen großen Anteil, die das Anhänger-Duell mit den Leipziger in jeder Hinsicht gewannen.

Für sie und die Mannschaft startet nun in der kommenden Saison das nächste Abenteuer: Europa. Daran, dass Mannschaft und Fans auch hier für Furore sorgen können, gibt es nach Samstagabend im Berliner Olympiastadion eigentlich keinen Zweifel mehr. Und dass man gar keine Titel braucht, könnte auch in Zukunft das große Plus sein.