Deutschland gibt 107 Millionen Euro für syrische Flüchtlinge aus. Foto: dpa

Der Libanon hat sehr viele syrische Flüchtlinge aufgenommen. Sie leben teilweise in Zelten Marke Eigenbau und müssen für den Grund und Boden, auf dem ihr Zelt steht, auch noch bezahlen. Entwicklungsminister Müller sagt: „Das schlägt alles, was ich bisher gesehen habe.“

Berlin - Um die Lage der mehr als 1,2 Millionen syrischen Flüchtlinge im Libanon zu verbessern, nimmt Deutschland noch einmal 55 Millionen Euro in die Hand. Das gab Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Tammam Salam in Beirut bekannt. Das Geld soll für Wasserversorgung, Nahrungsmittelhilfe und Schulen verwendet werden.

Zudem will Deutschland bei der bevorstehenden Geberkonferenz für syrische Flüchtlinge in Kuwait nach Angaben von Müller weitere 52 Millionen Euro für die Versorgung der Syrer in der gesamten Region bereitstellen.

Damit die Aufnahmebereitschaft der Libanesen nicht überstrapaziert wird, kommt die Hilfe dort auch Einheimischen in Gemeinden mit besonders vielen syrischen Flüchtlingen zugute. Bei Gesprächen mit Gemeindevertretern in der libanesischen Bekaa-Ebene hörte Müller aber nicht nur Klagen über die Überlastung der lokalen Infrastruktur durch die Flüchtlinge. Nabil al-Masri, der Gouverneur eines Gebiets, in dem Tausende von Syrern in informellen Zeltlagern leben, sagte: „Das Problem ist auch, dass es keine Perspektive gibt für die jungen Syrer, niemand weiß, wann sie in ihre Heimat zurückkehren können.“ Schockiert zeigte sich Müller von der Tatsache, dass mittellose Flüchtlingsfamilien, die in dem Gebiet in selbstgebauten Plastikhütten leben, teilweise bis zu 1000 Euro „Pacht“ im Jahr an libanesische Landbesitzer zahlen müssen.

Der Minister hatte am Mittwoch ein palästinensisches Flüchtlingslager in Beirut besucht, in dem auch Syrer untergekommen sind. Seit 2012 hat Deutschland 250 Millionen Euro für Hilfsprojekte im Libanon gegeben.

Die libanesische Regierung hatte die Grenze für Flüchtlinge aus Syrien im Januar praktisch dicht gemacht. Der Konflikt im Nachbarland hat den Libanon destabilisiert. Am Freitag will Müller ein Flüchtlingslager in der Türkei besuchen.