Vier der bundesweit 38 Welterbestätten liegen im Südwesten. Neben dem Kloster Maulbronn (Foto) sind es der obergermanisch-rätische Limes, die Klosterinsel Reichenau und die prähistorischen Pfahlbauten am Bodensee. Foto: dpa

Die Auszeichnung „Weltkulturerbe“ lässt sich gut vermarkten. Um noch mehr Touristen ins Land zu locken, will sich der deutsche Verein der Welterbestätten mit anderen europäischen Ländern vernetzen. Zugleich warnt er vor einem Ausverkauf.

Die Auszeichnung „Weltkulturerbe“ lässt sich gut vermarkten. Um noch mehr Touristen ins Land zu locken, will sich der deutsche Verein der Welterbestätten mit anderen europäischen Ländern vernetzen. Zugleich warnt er vor einem Ausverkauf.

Maulbronn - Ein europaweites Netzwerk soll helfen, die Unesco-Welterbestätten über die Landesgrenzen hinweg noch besser zu vermarkten. Denkbar seien thematische Routenempfehlungen, sagte der Vorsitzende des Vereins Unesco-Welterbestätten Deutschland, Horst Wadehn, am Mittwoch in Maulbronn. „Ein Besuch der geschichtsträchtigen Orte ist auch ein Baustein der Völkerverständigung. Die Welterbestätten können helfen, Europa zu begreifen“.

Kontakte in die Schweiz, nach Österreich und Südtirol seien bereits geknüpft. „Aber das ist noch ein langer, langer Weg.“ Die Vereinigung, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert, organisiert bis Freitag ihre Jahrestagung im Weltkulturerbe Kloster Maulbronn.

Nach Schätzungen von Wadehn besuchen jährlich 60 bis 70 Millionen Touristen die 38 deutschen Welterbestätten. Angesichts von Sehenswürdigkeiten wie dem Wattenmeer, Buchenwäldern oder historischen Innenstädten sei eine genaue Zahl nicht zu ermitteln. „Befragungen von Reisenden aus dem Ausland haben aber gezeigt, dass viele Besucher bewusst nach Welterbestätten suchen und um sie herum eine Kulturreise buchen.“

Vier Welterbestätten liegen in Baden-Württemberg

Vor allem bei jungen Menschen sei eine wachsende Bereitschaft zu erkennen, sich mit deutscher und europäischer Geschichte zu befassen. „Dem müssen wir Rechnung tragen“, forderte Wadehn. „Die Kultusministerkonferenz muss endlich beschließen, das Thema Welterbe im Unterricht zu behandeln - egal in welchem Fach.“

Das immer wieder beschworene Szenario, zu viele Touristen könnten den Welterbestätten schaden, hält Wadehn für überstrapaziert. „Es hat früher hie und da Probleme gegeben, aber inzwischen haben alle Stätten die Besucherströme gut im Griff.“ Der Kölner Dom etwa, mit jährlich rund 12 Millionen Touristen eines der meist strapazierten deutschen Gebäude, habe die Massen durch intelligente Führungen gebändigt, sagte Wadehn. „Und das Goethe-Haus in Weimar begrenzt die Besucherzahl. Das lässt sich über Internet-Vorbestellungen weitgehend reibungslos organisieren.“

Wadehn warnte davor, dass das Unesco-Siegel durch eine inflationäre Bewilligung entwertet wird. „Die Zahl 50 sollte meiner Meinung nach auf keinen Fall überschritten werden.“ Die Politik müsse sich zudem klar darüber sein, dass sie für die dauerhafte Erhaltung dieser Kulturstätten sorgen müsse. „Bereits jetzt haben wir einen beängstigenden Investitionsstau.“ Deshalb sollten die Mittel besser für „wenige Leuchttürme genutzt werden“.

Neben dem Kölner Dom besitzen unter anderem das Wattenmeer, das klassische Weimar und die Museumsinsel in Berlin den Status der Welterbestätte. Vier der bundesweit 38 Orte liegen im Südwesten. Neben dem Kloster Maulbronn sind es der obergermanisch-rätische Limes, die Klosterinsel Reichenau und die prähistorischen Pfahlbauten am Bodensee.