Verschollen: der Mühlstein der Truchtelfinger Mühle Foto: Fischer

Am Pfingstmontag ist "Deutscher Mühlentag" – er soll interessierten Zeitgenossen das Kulturgut Mühle näher bringen. Ein Ziel, das auch drei heimatverbundene Truchtelfinger verfolgen.

Albstadt-Truchtelfingen - Zwei kleine Fachwerkhäuser mit steilen Ziegeldächern lehnen sich gegeneinander, umringt von weißblühenden Apfelbäumen. Ein perfektes Idyll, das seit vielen Jahren als gerahmtes Aquarell die Fensterbank von Walter Fischer schmückt. "Irgendwann habe ich mir gedacht: Jetzt will ich doch mal wissen, wo dieses Haus steht", erinnert sich der Pfarrer im Ruhestand. Einen Hinweis gab die Rückseite des Bildes; auf ihr steht "Truchtelfinger Mühle", und diesem Hinweis folgte Fischer.

Einen Balken gibt es noch

Vergeblich: Zwar fand er rasch heraus, wo einst die Truchtelfinger Mühle gestanden war – aber auch, dass sie schon 18 Jahre vor seinem Zuzug nach Truchtelfingen abgerissen worden war. Doch so leicht ließ sich Walter nicht abspeisen. Er wollte mehr über die Mühle wissen – und vor allem, warum sie nicht mehr da war – und machte sich auf die Suche nach ortskundigen Einwohnern, die mehr wussten. Er fand zwei, die sein Interesse teilten: Werner Ermel, den früheren Geschichtslehrer, der stets für heimatgeschichtlichen Themen zu haben ist, und Bernd Koch, der mit der einstigen Müllerfamilie entfernt verwandt ist und sogar einige historische Erinnerungsstück besitzt: alte, kunstvoll beschriftete Mehlsäcke und einen Holzbalken, der noch aus der Mühle stammt und in den die Jahreszahl 1762 eingeritzt ist – das Einzige, was von der Mühle geblieben ist.

Anfänge um das Jahr 1100

Gemeinsam ging das kleine "Mühlen-Komitee" auf Spurensuche: Gab es alte Luftaufnahmen von der Mühle? Wer waren ihr Bewohnerinnen und Bewohner gewesen? Welche Größe hatte das alte Mühlrad? Und wo ist war es abgeblieben? Die Drei fanden heraus, dass Mönche des Klosters St. Gallen die Mühle um das Jahr 1100 hatten bauen lassen und dass diese imstande war, an einem 24-Stunden-Tag bis zu zwei Tonnen Getreide zu mahlen. Als sie 1978 abgerissen wurde, war sie offenbar noch funktionstüchtig; trotzdem votierten im Albstädter Gemeinderat nur zwei Stadträte für den Erhalt. Der Grund: Sanierungsmaßnahmen hätten laut Denkmalamt 100 000 Euro gekostet.

Ausstellung und Broschüre geplant

Seit 40 Jahren ist die Mühle verschwunden; nur ihre Einrichtung blieb verschont. Nun wollen Walter Fischer und seine Mitstreiter die Erinnerung an sie wieder aufleben lassen – geplant sind eine Ausstellung, eine Broschüre und eine Erinnerungstafel am ehemaligen Standort der Mühle. Dafür ist das Mühlen-Komitee aber auf die Mithilfe der Albstädter angewiesen. Wer Informationen, Bilder oder Erinnerungen hat, die im Zusammenhang mit der Mühle stehen, kann sich unter der Rufnummer 07432/6735 bei Werner Ermel melden..