Das 7,70 Meter große neue Wasserrad in Murrhardt Foto: privat

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach: Zu den vielen Mühlen, die sich am Pfingstmontag den Besuchern präsentieren, gehört auch die Glattenzainbachmühle im Schwäbischen Wald.

Murrhardt - Der Anblick ist durchaus beeindruckend. 7,70 Meter beträgt der Durchmesser des nagelneuen Riesenrads, das somit das stattlichste seiner Art im Schwäbischen Wald ist. Bis zuletzt haben die Besitzer, die Familie Sammet, und ihre Helfer gewerkelt, um dieses mächtige Trumm bis zum 9. Juni fertigzubekommen.

Die im Murrhardter Stadtteil Kirchenkirnberg gelegene Mühle – Kirnberger Mühle oder auch Glattenzainbachmühle genannt – wurde 1528 erstmals erwähnt, „1965 allerdings hat das letzte Mühlrad dort das Zeitliche gesegnet, die Mühle war gewissermaßen in einen Dornröschenschlaf verfallen“, berichtet Dietrich Frey. Er ist der Vorsitzende des Historischen Vereins Welzheim und organisiert seit 21 Jahren die Aktionen im Welzheimer Wald zum Deutschen Mühlentag.

Heutiger Eigentümer der Glattenzainbachmühle ist Willi Sammet – er ist der Enkel des letzten Müllers Friedrich Sammet, hat die Mühle von seiner Tante geerbt und ist in Murrhardt als Wirt des Gasthauses Ochsen bekannt. Sammet, aber vor allem seine Tochter Anja und ihr Freund Timo Hübner, die beide auch die Mühle bewohnen, wollten sich schon länger ihren Traum erfüllen – nämlich das Erbstück als Museumsmühle zu reaktivieren.

Dazu gehört natürlich insbesondere ein neues Mühlrad – zum Glück konnte auf alte Pläne von 1880 zurückgegriffen werden. Mit ihre Mühlradgröße von fast acht Metern übertrifft die nach dem dortigen Waldbach benannte Glattenzainbachmühle noch den bisherigen Spitzenreiter im Schwäbischen Wald, nämlich jene sieben Meter der Meuschenmühle bei Alfdorf.

Eigens aus Österreich nach Kirchenkirnberg geschafft wurden vier Kubikmeter Berglärchenholz. Dieses sehr harzhaltige Holz gilt als besonders widerstandsfähig gegen die Verwitterung durch das rauschende Bachwasser. Damit das Projekt auch realisiert werden konnte, beteiligte sich der Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald mit 19 000 Euro

Dieses Mühlrad ist ein oberschlächtiges – dabei wird das Wasser über einen Holzkanal, das sogenannte Gerinne, von oben auf das Rad geleitet, um die Schwerkraft des Wassers zu nutzen. Unterschlächtige Mühlrädern werden hingegen nur durch die Strömung angetrieben.

In Kirchenkirnberg findet am Pfingstsonntag denn auch die Eröffnung des Mühlentags im Schwäbischen Wald statt. Nach dem Gottesdienst im Grünen beginnt um 11 Uhr das offizielle Programm mit Rems-Murr-Landrat Johannes Fuchs und Murrhardts Bürgermeister Armin Mössner. Ehrengast ist der Präsident der Internationalen Mühlenvereinigung TIMS, Willem van Bergen.

Der Schwäbische Wald bildet zumindest im Großraum Stuttgart eine Art Zentrum für Mühlen-Interessenten. Seit Ende der 1970er Jahre gibt es den seinerzeit vom damaligen Landrat Horst Lässing initiierten Mühlenwanderweg, der elf noch vorhandene historische Mühlen auf einem 37 Kilometer langen Rundweg verbindet.

Diese wie auch weitere Mühlen präsentieren sich natürlich auch am Pfingstmontag. In der Meuschenmühle in Alfdorf-Rienharz und der Menzlesmühle in Kaisersbach erfahren die Besucher , wie mühsam früher die Herstellung von Mehl war. Die Voggenbergmühle bei Alfdorf und die Murrhardter Rümelnsmühle als einzige noch mit Wasserkraft produzierende Mühle im Schwäbischen Wald zeigen im Rahmen der Gläsernen Produktion, wie heute die Herstellung von Mehl abläuft.

In der Vaihinghofer Sägmühle, der Hummelgautsche – benannt nach dem Gewann Hummelwiesen, wo einst die Bullen (Schwäbisch „Hommel“) grasten – werden Bretter zersägt. Und in der romantisch gelegenen Brandhöfer Ölmühle östlich von Kaisersbach wird die Herstellung von Öl in früheren Zeiten erklärt.