Innenministerin Nancy Faeser sucht den Dialog mit den Islamverbänden. Foto: dpa/Wolfgang Kumm

In Berlin findet die Deutsche Islamkonferenz statt. Dass auf den Podien kaum Vertreter der Islamverbände sitzen, weist auf ein größeres Problem hin, meint unsere Hauptstadtkorrespondentin Rebekka Wiese.

Wenn in diesen Tagen die Deutsche Islamkonferenz in Berlin stattfindet, dann diskutieren dort Wissenschaftler, Expertinnen, Politiker und andere Vertreter aus der Gesellschaft miteinander. Es gibt allerdings eine Gruppe, die man in diesem Jahr kaum auf den Podien findet: die Islamverbände. Bis auf einen Vertreter des eher kleinen Bündnisses Malikitische Gemeinde ist keiner von ihnen als Gast für eine Podiumsdiskussion eingeladen.

 

Nach dem Hamas-Angriff auf Israel hat sich gezeigt, wie fragil das Verhältnis zwischen den Islamverbänden und dem deutschen Staat ist. Dass sich der Zentralrat der Muslime in seiner Stellungnahme zum 7. Oktober sehr verhalten äußerte, sich nicht zum Existenzrecht Israels bekannte, ist nicht akzeptabel. Solche Verbände nicht einzuladen, ist folgerichtig. Es weist aber auch auf ein Problem hin: Obwohl der Islam in Deutschland ausgesprochen vielfältig ist, gibt es kaum ein Gremium, das liberale Ausprägungen des Glaubens repräsentiert.

Kaum institutionalisiert

Wie groß das Dilemma ist, zeigt sich eben genau am Zentralrat der Muslime. Doch inwiefern er als repräsentativ für muslimische Communitys in Deutschland gelten kann, ist fragwürdig. Obwohl in Deutschland mehr als fünf Millionen Muslime leben, scheint sich der Islam bislang kaum institutionalisiert zu haben. Vor diesem Hintergrund ist es begrüßenswert, dass sich Bundeskanzler Olaf Scholz kürzlich mit dem türkischen Präsidenten darauf verständigt hat, zumindest einen zentralen Punkt anzugehen: Imame, die hier arbeiten, sollen auch hier ausgebildet werden – und nicht aus der Türkei herübergeschickt. Von solchen Schritten braucht es mehr.

Es wird Zeit, sich zu fragen, wie muslimischen Leben in Deutschland abgebildet werden kann. Gerade in der Nahost-Debatte gibt es viele Stimmen, die nicht mit der Haltung der Islamverbände einverstanden sind. Diese müssen hörbar werden. Aktuell scheint es, als würden sie von den großen Verbänden übertönt.