Der CDU-Stadtverband feierte die deutsche Einheit. Hubert Wicker blickte dabei zurück.
Beim Festakt des CDU-Stadtverbandes Albstadt zum Tag der deutschen Einheit berichtete der frühere Staatssekretär Hubert Wicker über seine Erfahrungen in Sachsen während der Wendezeit.
„Der Tag der deutschen Einheit ist jedes Jahr ein besonderer Tag“, betonte der Vorsitzende des Stadtverbands, Steffen Conzelmann, im Lautlinger Stauffenberg-Schloss. Er erinnerte an das Jahr 1989, als die Berliner Mauer fiel. Heute stehe man wieder vor großen Aufgaben und globalen Krisen. „Es sind große Hürden zu meistern, damals und heute war und ist die Gesellschaft über Parteigrenzen hinaus gefordert“, sagte Conzelmann. Oberbürgermeister Roland Tralmer appellierte: „Wir müssen uns an einem solchen Tag besinnen, was wir alles geleistet haben zu dieser einzigartigen Geschichte. Die Demokratie gilt es heute gegen Zersetzungsversuche zu verteidigen.“
Thomas Bareiß sagte: „Dieser Tag ist ein Tag der großen Freude, voller Stolz und Dankbarkeit und dem Wunsch, den Frieden zu erhalten.“
Die großen Herausforderungen sind alle gemeistert worden
Den Festvortrag beim Festakt, den musikalisch Mika Lehsiak am Klavier mitgestaltete, hielt der ehemalige Regierungspräsident Hubert Wicker. Von November 1991 bis Februar 1997 setzte er sich als Staatssekretär und Amtschef des sächsischen Staatsministeriums des Inneren für den Aufbau des Rechtsstaates in den neuen Bundesländern ein.
Wicker erinnerte daran, dass er vor zehn Jahren beim Festakt in Lautlingen gesprochen habe. „Damals hatten wir die Flüchtlingskrise, heute wären wir froh, wir hätten nur diese Krise.“ Mit dem 3. Oktober 1989 sei man vor großen Herausforderungen gestanden, habe alle gemeistert und sei davon ausgegangen, dass es in Europa keine Kriege mehr geben werde. „Die deutsche Einheit war ein großes Geschenk, auch für 17 Millionen Menschen, die man unter einer Diktatur in ihrem Land gefangen gehalten hat“, sagte Wicker.
Kein Zweifel: „Die DDR war eine Unrechtsstaat“
Von 1945 bis 1989 habe es zwei vollkommen unterschiedliche Staaten gegeben, im Osten ohne soziale Markt-, sondern mit Planwirtschaft, totalitär und sozialistisch ohne Bundesländer. Unverständlich für ihn, dass heute immer wieder die Frage im Raum stehe, ob die DDR ein Unrechtsstaat gewesen sei.
Ein völlig neues Verwaltungssystem sei aufzubauen gewesen. Teils seien 80 Prozent der Arbeitsplätze verloren gegangen. Das durchschnittliche Vermögen der Bürger im Osten liege heute bei etwa 55 000 Euro, dagegen im Westen bei 121 000 Euro. Jedem Ostdeutschen gehe es heute besser als vor 35 Jahren, die Lebenserwartung sei – auch durch bessere ärztliche Versorgung – um acht Jahre gestiegen. Allerdings, so Wicker, habe er, als er damals nach Sachsen gegangen sei, erwartet, „dass wir heute weiter sind“. Für ihn auch unverständlich, dass viele Westdeutsche noch nie im Osten gewesen sind.
Ein Stehempfang mit Gedankenaustausch schloss sich an.