Die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt Foto: dpa/Arne Dedert

Die Bezüge von Investmentbankern und Vorständen sind 2020 gestiegen. Eine Dividende für die Aktionäre soll es dagegen erst in einem Jahr geben.

Frankfurt - Zwar hat die Deutsche Bank so viel Lob schon lange nicht mehr eingeheimst: Auf der virtuellen Hauptversammlung am Donnerstag bescheinigten Vertreter von Fondsgesellschaften und Aktionärsvereinigungen dem Vorstand um dem Vorsitzenden Christian Sewing gute Leistungen beim Umbau des größten deutschen Geldhauses. Scharfe Kritik gab es jedoch an den Bonuszahlungen von konzernweit 1,9 Milliarden Euro.

„Die Boni sind zu hoch in einem Umfeld, in dem die Deutsche Bank nur ein Vorsteuerergebnis von einer Milliarde Euro erzielt hat“, kritisierte Deka-Fondsmanager Andreas Thomae mit Blick auf das Geschäftsjahr 2020. Alexandra Annecke von der Fondsgesellschaft Union Investment beklagte „ein eklatantes Missverhältnis zwischen Boni und Dividenden“. Ausschüttungen an die Aktionäre soll es nämlich erst 2022 wieder geben.

Anleger nennt Zahlungen „respektlos“

Noch deutlicher wurde der Kleinaktionär Hans Oswald. 684 Deutschbankern seien für 2020 Gesamtbezüge von einer Million Euro oder mehr zugesagt worden, zitierte er aus dem Geschäftsbericht. „Sie alle sollten überlegen, ob dieses Gebaren nicht respektlos gegenüber den restlichen 84 000 Mitarbeitern, gegenüber den Kunden und Aktionären ohne Dividende ist“, schimpfte Oswald, der wie die Fondsmanager die Möglichkeit nutzte, per Video-Schaltung eine Stellungnahme abzugeben.

Vorstandschef Sewing wies darauf hin, dass die Bank schon 2019 angekündigt habe, angesichts der hohen Kosten für den Umbau des Geldhauses zwei Jahre lang keine Dividenden auszuschütten. Auch habe die europäische Bankenaufsicht wegen der Coronakrise davon abgeraten. Die hohen Boni begründete er mit dem internationalen Wettbewerb um Talente „etwa im Investmentbanking und in bestimmten Kontrollfunktionen“. Nur mit exzellenten Kräften könne die Bank erfolgreich sein „und am Ende auch wieder eine Dividende ausschütten“. Finanzvorstand James von Moltke bekräftigte, die Bank wolle ab 2022 fünf Milliarden Euro an die Aktionäre ausschütten, „in Form von Aktienrückkäufen und Bardividenden“. Über welchen Zeitraum sich diese erstrecken sollen, sagte er allerdings nicht.

„Überdurchschnittlich entlohnt bei unterdurchschnittlicher Profitabilität“

Fondsmanagerin Annecke kritisierte, der Vorstand selbst bekomme zu viel Geld. Sewing und seine Kollegen würden „im Vergleich zu anderen europäischen Banken überdurchschnittlich entlohnt, während die Profitabilität unterdurchschnittlich ist“, sagte Annecke. Für 2020 wurden Bezüge von insgesamt 50 Millionen Euro an elf Vorstandsmitglieder zugesagt. Ein Teil davon fließt allerdings erst mit einigen Jahren Verzögerung, der endgültige Wert dieser Boni kann sich noch ändern.

Die deutliche Steigerung der Vorstandsbezüge gegenüber 2019 begründete die Bank mit dem Rückkehr in die Gewinnzone 2020. Auch das erste Quartal 2021 lief gut, unter dem Strich brachte es dem Geldhaus 900 Millionen Euro ein. Sewing bekräftigte vor diesem Hintergrund das Ziel, 2022 eine Eigenkapitalrendite von acht Prozent nach Steuern zu erwirtschaften.

Ob sich die jüngsten Erfolge fortschreiben lassen, ist allerdings ungewiss. Die Coronakrise hat den Investmentbankern der Deutschen Bank nämlich eine Art Sonderkonjunktur beschert: Die Turbulenzen an den Kapitalmärkten führten zu einer erhöhten Nachfrage etwa nach Absicherungsgeschäften gegen Wechselkursschwankungen. Überdies stieg in der Krise der Finanzbedarf von Staaten und Unternehmen. Sewing räumte ein, es sei anzunehmen, „dass sich die zuletzt außergewöhnlich positive Konjunktur im Kapitalmarktgeschäft etwas normalisiert“. Gleichwohl erwarte er für die Investmentbank nach dem starken ersten Quartal im Gesamtjahr ähnlich hohe Erträge wie 2020.

Bank gelobt Besserung bei Geldwäschekontrollen

Die von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) geäußerte Befürchtung, die in der Vergangenheit in diverse Skandale verwickelte Investmentbank könnte sich erneut zu einer „toxischen Einheit“ entwickeln, versuchte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Karl von Rohr zu entkräften. Durch die nach der Finanzkrise verschärfte Regulierung sei die Branche insgesamt sicherer geworden, zudem habe die Deutsche Bank „umfangreich in Risikomanagement investiert“.

Allerdings musste die Bank einräumen, dass es diesbezüglich noch „Baustellen“ gibt: Ende April hatte die Finanzaufsicht Bafin das Mandat eines Sonderbeauftragten erweitert, der seit Herbst 2018 die Fortschritte der Bank im Kampf gegen Geldwäsche überwacht. „Vor allem in der täglichen Überwachung der Zahlungsströme werden wir dem Anspruch unserer Aufseher noch nicht voll gerecht“, sagte Sewing.