Gefangen und entfernt wurden über 1500 Goldfische. Foto: ANV Weitingen

Der Angel- und Naturschutzverein Weitingen (ANV) rückte in Mannschaftsstärke und jeder Menge Arbeitsmaterial nach Dettensee aus, um den dortigen Feuerlöschteich von ausgesetzten Goldfischen zu befreien.

Eutingen-Weitingen/Horb-Dettensee - Zwanzig ANV-ler hatten sich zum Ziel gesetzt, dieses Ökosystem zu retten.

Bereits bei den zuvor durchgeführten Besprechungen und Besichtigung vor Ort war klar, dass dies eine große Herausforderung werden wird. Wurde doch die Befischung aus Artenschutzgründen schon so "früh" im November angesetzt, was bei dem hohen Bestand der Seerosen eine äußerst schwierige Aufgabe werden würde. Deren Rhizome (Wurzeln), die teilweise Armdick und bis zu 40 bis 50 Zentimeter über dem schlammigen Untergrund stehen, erinnern an einen Mangrovenwald. Auch war eine größere Anzahl, geschätzt wurden etwa 1000 Goldfische, in verschiedensten Altersstufen und Größen zu erwarten.

Deshalb setzte der ANV auf ein Abfischen mit speziellen Schleppnetzen mit kleiner Maschenweite, damit auch die kleinen Exemplare abgefangen werden konnten.

Ein richtiger Kraftakt

Die Zugnetze, die zum Absenken mit schweren Eisenketten versehen sind, mussten zusätzlich mit weiteren Beschwerungen ausgestattet werden. Damit die Netze möglichst weit abtauchen, wurden deshalb weitere 30 Kilogramm Beschwerung angebracht.

Dass dieses zu einem Kraftakt werden wird und auch noch zusätzlich jede Menge Wasserpflanzen und deren Pflanzenteile sich im Netz verfangen, war unvermeidbar.

Das Durchziehen der Schleppnetze gelang nur durch zusätzlich angebrachte Zugseile auf beiden Seiten, die durch sechs Personen mit enormem Aufwand durchgezogen werden mussten.

Tobias Hellstern, Ortsvorsteher von Dettensee, zeigte sich bei den Arbeitskräften am Löschteich und war vom Einsatz und der Fänge überwältigt. Spontan entschied er sich für die ANV-ler Brezeln, Brötchen, Landjäger, Gebäck und Getränke anfahren zu lassen. Viel Beachtung und Hilfsbereitschaft erhielt der Bergungstrupp aber auch von den zahlreichen Schaulustigen aus Dettensee.

Gefangen und entfernt wurden über 1500 Goldfische, drei Lauben und ein Gründling. Weitere Wassertiere wurden nicht gefunden. Unschwer ist vorstellbar, wie viel Laich und andere Wassertiere die Goldfische verzehrt haben.

Am Ufer krabbelten noch drei Bergmolche herum, als begonnen wurde das Gewässer über den Mönch abzusenken. Es ist geplant den Teich "auszuwintern", um die sich am Boden befindliche Schlammschicht zu reduzieren und den Teich allgemein auch wieder ökologisch aufzuwerten. Im Frühjahr wird wieder damit begonnen den Teich mit Wasser zu füllen, damit die hoffentlich noch vorhandenen Amphibien, Molche und Libellen wieder Ablaichen können.

Teich soll ökologisch aufgewertet werden

Da aufgrund der Bodenstruktur und hunderte von Rhizome der Seerosen nicht alle Fische abgefangen werden konnten, wird weiterhin mit Fischreusen der noch vorhandene Bestand, möglichst bis auf Null, reduziert. Bis dato waren dies immerhin weitere 100 Goldfische.

ANV-Vorsitzender Harald Dold erklärt: "Leider meinen es die Tierfreunde gut, überzählige Fische nicht zu töten oder in der Toilette herunterspülen. Auch bekommt die Katze des Nachbarn nicht die Leckerei. So tragen sie sie lieber zum nächsten Gewässer und lassen sie dort schwimmen. Die Goldfische fressen dort alles, was ihnen vors Maul kommt und hineinpasst. Bei der Pflege von Biotopen für Frösche, Kröten und Molche werden regelmäßig illegal ausgesetzte Goldfische entdeckt. Diese kommen nicht natürlich in unseren Gewässern vor, können sich dort aber prächtig vermehren. Das pikante daran: obwohl schön anzuschauen, vernichten Sie ganze Populationen heimischer Arten."

Großer Teil endet als Tierfutter

Bei den Amphibien und Reptilien sei der Anteil bestandsgefährdeter Arten höher als in jeder anderen Artengruppe in Deutschland. Laut der im August 2021 vom Bundesamt für Naturschutz veröffentlichten Roten Liste sei jede zweite der 20 untersuchten Amphibienarten in ihrem Bestand gefährdet.

Hauptursache für die alarmierende Gefährdungssituation ist der Verlust der Lebens- und Teillebensräume, Laichbiotope und strukturreichen Sommerquartiere.

Insbesondere die intensive land- und forstwirtschaftliche Nutzung der Natur, aber auch solch ein Goldfischbestand wirkt sich hier dramatisch aus. Dold fordert deshalb die Goldfische weder zu erwerben, im Aquarium oder Gartenteich zu halten und vor allem diese Tiere nicht in irgendwelchen Biotopen auszusetzen. Vermeidlicher Tierschutz ist hier fatal für unsere heimischen, schützenswerten Artengesellschaften.

Die herausgefangenen Goldfische wurden fachgerecht, entsprechend den Vorgaben des Veterinäramtes, betäubt und getötet. Ein Großer Teil als Tierfutter und in der Teichwirtschaft verfüttert. Die restlichen nicht vermittelbaren Fische wurden in der Tierkörperbeseitigungsanstalt entsorgt.

Fachlich begleitet wurde diese aus Landesmitteln finanzierte Maßnahme von Harald Dold, Vorsitzender ANV Weitingen, Bela Bender, Landschaftserhaltungsverband Freudenstadt und Fabian Pfeffer, Amt für Wasserwirtschaft.

Info: Der Goldfisch

Der Goldfisch ist ein Süßwasserfisch aus der Familie der Karpfenfische und ein Haustier. Vor etwa eintausend Jahren entstand er durch züchterische Selektion im östlichen China. Sein natürlicher Ursprung ist die hier auch vorkommende Fischart Giebel. Somit ist der Goldfisch das älteste bekannte Haustier, welches ohne direkten, wirtschaftlichen Nutzen als Haltungs- und Zuchtgrund gehalten wird. Er hat bei uns in freier Wildbahn absolut nicht zu suchen und ist ein Neozoon der mit der ursprünglichen Fischfauna erfolgreich konkurriert und sich prächtig vermehrt. Goldfische sind Allesfresser und fressen sowohl Insekten, Libellenlarven, Froschleich, alle Teichtiere, aber auch Wasserpflanzen und Anfluginsekten. Quasi alles, was ein Teich für sein Ökosystem braucht.