Auch der Tischfelsen ist den manchmal steilen Anstieg wert.   Foto: Cools

Die Temperaturen steigen, der Frühling ist da. Viele zieht es besonders seit Corona in die Natur vor der eigenen Haustür. Einer, der sich dort bestens auskennt, ist Peter Bantle aus Epfendorf. Er hat das Wandern mit der Muttermilch aufgesogen und ist seit mehr als 30 Jahren im Schwäbischen Albverein aktiv, aktuell als Schriftführer im Heuberg-Baar-Gau.

Epfendorf - Neben Wanderreisen und Ausflügen ist der 62-Jährige auch gern im Heimatdorf unterwegs. "Epfendorf hat viele schöne Ecken und fünf besonders tolle Aussichtspunkte", sagt er und nimmt mich auf eine Wanderung mit, die drei dieser Punkte auf einmal abdeckt und sich auch für Anfänger eignet – ein Tipp für alle, die die Region neu oder wieder entdecken wollen.

"Da gehen wir jetzt rauf", sagt Peter Bantle grinsend und zeigt auf einen Berg, der von unserem Startpunkt in Epfendorfs Ortsmitte aus sehr einschüchternd aussieht. Rund acht Kilometer lang ist die Route, die wir wandern. Für Bantle ist es eher ein Spaziergang, ich als Wanderlaie komme dabei, vor allem wenn es bergauf geht, ins Schwitzen.

Zunächst geht es durch die Unterführung über den "Pfannenstiel" zum Märchenwald. Noch ist der Weg nicht beschwerlich, wenn auch durch das Laub etwas rutschig. Wanderstöcke helfen bei der Stabilisierung. Der Weg ist von Bäumen gesäumt. "Früher sah der Märchenwald richtig mystisch aus", sagt Bantle. Viele alte Bäume mit prächtiger Krone habe es da gegeben. Inzwischen ist der Wald lichter.

Die Schenkenburg

Anfangs folgen wir noch dem Neckarweg, gekennzeichnet mit einem blauen "N". Vom Märchenwald aus führt mich Bantle ins Mützental, bis wir an die Kreisstraße nach Harthausen kommen. "Das ist die einzige gefährliche Stelle", sagt Bantle. Hier muss man die Straße in der Kurve überqueren, um zur Schenkenburg zu kommen. Von da aus sind es nur noch wenige hundert Meter, bis zur Ruine, die von einem freistehenden Kegel getragen wird. Im Mittelalter muss sie prächtig gewesen sein.

Seit 2006 ist die Ruine im Besitz der Albvereins-Ortsgruppe Epfendorf. Man habe einen Versuch gestartet, Erde abzugraben und damit mehr von der Ruine freizulegen, doch das Landesdenkmalamt habe dem Albverein einen Strich durch die Rechnung gemacht, berichtet Bantle.

Früher bestand die Burg aus einem quadratischen Wohnturm mit zwei Meter starken Mauern und einer Ringmauer sowie einem Burghof. Noch heute ist der "Vorplatz" der Ruine sehr idyllisch und lädt zum Verweilen ein. Wer zur Ruine hinaufsteigt, hat einen wunderbaren Blick über Epfendorf und bis Altoberndorf.

Hier rasten auch Peter Bantle und ich. Zeit, um ein paar ernste Töne anzuschlagen. Das Interesse des Nachwuchses am Albverein sei bedauerlicherweise mäßig, sagt Bantle. Während es viele junge Leute zum Alpenverein zieht, weil sie die Berge für sich entdeckt haben, bleibt die Begeisterung für das Wandern in der Region ein wenig auf der Strecke. Dabei werden weiterhin tatkräftige Naturfreunde gesucht, denn die gut ausgeschilderten Wanderwege müssen gepflegt werden.

Der Tischfelsen

Nach der Pause geht es für uns weiter, zurück über die Straße, aber diesmal geradeaus Richtung Tischfelsen. Auf dem Weg sieht man überall abgestorbene Bäume. "Unglaublich, was so ein kleiner Borkenkäfer anrichtet", sagt Bantle kopfschüttelnd. Ihn als Waldbesitzer macht der Anblick sehr traurig.

Nachdem wir ein Stück gegangen sind, biegt Bantle plötzlich rechts in den Wald ab und verlässt den Wanderweg. Wer genau hinsieht, kann einen Weg erahnen, der in Serpentinen durch die Bäume nach oben führt. Dieses Stück ist vielleicht das beschwerlichste der Tour. Oben angekommen werden wir mit dem zweiten sagenhaften Ausblick am Tischfelsen belohnt.

Das Kapfkreuz

Und der nächste ist nicht weit: am Kapfkreuz, Epfendorfs ältestem Aussichtspunkt, wie Bantle sagt. Wir folgen dem Weg auf dem Bergkamm weiter, bis wir an der Neuen Steige herauskommen. Diese überqueren wir und wandern zwischen Waldrand und Feld weiter, bis wir schließlich das imposante Kreuz sehen, hinter dem der dritte tolle Ausblick wartet. Eine Bank lädt zum Verweilen ein. Der Ort strahlt eine unglaubliche Ruhe aus, und ich sehe erst jetzt, wie weit wir gekommen sind. Von oben wirken die Dimensionen ganz anders.

Wer jetzt noch nicht genug hat, kann an der nächsten Kreuzung den Weg nach oben einschlagen und die Tour über einen offiziellen Wanderweg mit der Schlichemklamm abrunden. Peter Bantle führt mich stattdessen die Steinet-Halde hinunter bis zum Schlichem-"Gumpa", dem Aussichtspunkt, wo die Schlichem in den Neckar mündet. Schließlich erreichen wir über den "Steinet", den Butschhofweg und die Unterführung wieder die Ortsmitte.

Ich bin ein wenig erschöpft, habe aber jede Menge tolle Eindrücke im Gepäck. Die Strecke haben wir in etwa zwei Stunden und 15 Minuten zurückgelegt – ein Wandertipp für alle, die nicht allzu beschwerliche Wege, dafür aber idyllische Plätze mögen.