Nach der Ankunft in Amerika: Lion Leuker als Karl (Mitte) begegnet seltsamen Figuren und Ereignissen. Foto: Altes Schauspielhaus Stuttgart/Tobias Metz

Im Alten Schauspielhaus Stuttgart ist Franz Kafkas Romanfragment „Der Verschollene“ als Drama aufbereitet zu sehen. Nicht nur für Abiturienten ist es ein gewinnbringender Abend.

Er würde ja gern richtig mitsingen, aber Karl Rossmann fehlen die Worte und die Melodie. Kein Wunder, er ist ja gerade erst angekommen im gelobten Land. In das er eigentlich gar nicht wollte. Die Eltern haben ihn aus Europa verschifft, „ausgesetzt wie eine Katze“, wird Karls Onkel später sagen. Die amerikanische Nationalhymne, die von der Freiheitsstatue mit dem gezückten Schwert angestimmt wird, klingt also ziemlich unharmonisch, sobald Karl Rossmann einstimmt. Ein Menetekel. Es wird ihm nicht gut ergehen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Bis von ihm kaum mehr was übrig ist und er nicht mehr Karl Rossmann, sondern „Zero“ ist. Ein Nichts und Niemand.