Gastronomen müssen für alle Angebotsgrößen eines To-go-Getränks seit Beginn des Jahres entsprechende Mehrwegbecher anbieten – auch in Freudenstadt. Foto: Störzer

Von "Schmaus" bis Café Zeitraum: Alle machen mit. Manche seit 2023, andere schon jahrelang aus voller Überzeugung. In Türkis, Grau, Braun. Gebrandet, also mit Logo, oder nicht. Groß oder klein, manchmal mittelgroß. So kommt er daher, der Mehrwegbecher.

Freudenstadt - Wenn die Nacht kurz war, das Mittagstief zuschlägt oder schlichtweg als purer Genuss zwischendurch: Gründe für einen Coffee-to-go gibt es zur Genüge. Tagtäglich und oftmals unbedacht greifen viele Deutsche zum Plastikbecher oder plastikbeschichteten Pappbecher. "In Deutschland werden stündlich 320 000 Einweg-Kaffeebecher verbraucht", informiert die Abfallwirtschaft des Landkreises Freudenstadt auf ihrer Internetseite. "Das sind fast drei Milliarden Stück pro Jahr und rund 40 000 Tonnen Abfall."

Damit soll nun Schluss sein, wenn es nach dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, kurz BMUV, geht.

Verbot von Strohhalmen und Tüten aus Plastik

"Restaurants, Bistros und Cafés, die Essen für unterwegs verkaufen, sind ab 2023 verpflichtet, ihre Produkte sowohl in Einweg- als auch in Mehrwegverpackungen anzubieten", heißt es auf der Homepage des BMUV zur neu eingeführten Mehrwegpflicht. "Außerdem müssen für alle Angebotsgrößen eines To-go-Getränks entsprechende Mehrwegbecher zur Verfügung stehen."

Der Grund: Die Verpackungsflut soll eingedämmt werden. Nach dem Verbot von Plastikstrohhalmen im Juli 2021 und von Plastiktüten vergangenes Jahr ist das nun der neueste Streich, der die Welt ein kleines bisschen besser machen soll. Doch was halten diejenigen davon, die das neue Gesetz umsetzen müssen?

"Rupp’s Kaffee & Teehaus"

Zwischen Mehrwegbecher und klassischer Tasse können Kunden bei "Rupp’s Kaffee & Teehaus" wählen. Einwegbecher wurden hier komplett aus dem Angebot entfernt. "Den Kunden bleibt nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren", sagt Tanja Scheumbauer mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht. "Zum Kaffeetrinken muss man sich ja auch Zeit nehmen", findet sie. Kollegin Margit Lehmann pflichtet ihr bei.

"Wenn man die vollen Mülleimer draußen anschaut, dann war die Mehrwegpflicht längst überfällig." Auch von Kunden bekommen die beiden viel positives Feedback. "Es müssten aber noch mehr mitmachen", findet Scheumbauer. Imbisse und Kioske, in denen insgesamt fünf Beschäftigte oder weniger arbeiten und die eine Ladenfläche von nicht mehr als 80 Quadratmetern haben, sind nämlich von der Mehrwegpflicht ausgenommen, heißt es auf der Homepage des BMUV.

Kein Mehraufwand

Einen Mehraufwand stelle das Spülen der zurückgebrachten Becher nicht dar, erklärt Lehmann. "Die Spülmaschine läuft ja sowieso."

Wenn es nach Scheumbauer geht, müsse, der Umwelt zuliebe, die Kassenbonpflicht als nächstes abgeschafft werden. "Die wenigsten unserer Kunden wollen einen Bon." Ausgedruckt werde er dennoch bei jedem Vorgang. "Das Thermopapier ist gesundheitsschädlich. Es muss im Restmüll entsorgt werden", erklärt sie kopfschüttelnd.

"Café Zeitraum"

Im "Café Zeitraum" werden sogar mit eigenem Logo versehene wiederverwendbare To-go-Becher angeboten. Seit 2019 hat das Café zusätzlich Becher der Marke "Recup" im Sortiment. "Von Anfang an wollten wir unsere Kunden erziehen", erklärt Inhaberin Irena Kugele. "Umweltfreundliches Handeln wird bei uns belohnt." So bekomme jeder Kunde direkt 20 Prozent Rabatt, wenn dieser den "Café Zeitraum"-Becher zum Befüllen mitbringt.

"Müll ist generell ein großes Thema für mich", merkt Kugele an. Anfangs habe das "Café Zeitraum" daher viel mit Foodsharing und der Erlacher Höhe zusammengearbeitet und übrig gebliebenes Essen an diese Stellen verschenkt. Mittlerweile sei das Café bei der App "Too Good To Go" angemeldet. Unverkauftes Essen könne darüber reserviert und vergünstigt abgeholt werden. Das Konzept komme gut an.

"Schmaus"

Bei "Schmaus" werden Nachtische, Salate und andere Kleinigkeiten bereits seit der Eröffnung vor rund acht Jahren im Pfandglas gereicht. "Wir haben noch nie Mistmüll produziert", merkt Inhaberin Sally Rank stolz an. Auch von den wiederverwendbaren Kaffeebechern ist sie überzeugt, hat sich jedoch für ein eigenes System entschieden und nicht für "Recup", wie viele andere. "Wenn bei uns ein Kaffee zum Mitnehmen pro Woche verkauft wird, dann ist das viel", schiebt sie hinterher. Doch selbst der müsse ja nicht im Pappbecher über den Tresen gehen.