Bekannt ist Barbara Siebeck, weil sie mit dem Restaurantkritiker Wolfram Siebeck verheiratet war. Auch ansonsten blickt die Jubilarin in Mahlberg zum 85. Geburtstag auf ein reiches Leben zurück.
Die putzmuntere, regsame Jubilarin wohnt seit sieben Jahren nur noch alleine in einem Seitentrakt des mittelalterlichen Mahlberger Schlosses. Vor seinem Tod war ihr Ehegatte über Deutschland hinaus als gefürchteter Gastronomie-Kritiker mit spitzer Schreibfeder gegen Köche erbarmungslos zu Felde gezogen, die ihr Handwerk seiner Meinung nach nicht gebührend gelernt hatten.
Barbara wurde am 14. Januar 1940 mit dem Familiennamen Wilke in die Künstlerkolonie Worpswede, einer damaligen Lebens-Arbeitsgemeinschaft von Künstlern im Teufelsmoor nordöstlich von Bremen, hinein geboren. Schon das ist bemerkenswert. Ihr Vater Paul Ernst Wilke, ein angesehener Kunstmaler, hatte in Bremerhaven Liese-Lotte Brunnenberg kennen gelernt und geheiratet, die später als Lale Andersen bekannt geworden war.
Wilke war nicht nur als Maler, sondern auch gut aussehender Frauenverführer recht berühmt, deshalb fand er später eine weitere Lebenspartnerin, dank der dann Barbara Wilke das Weltlicht erblickte. Sie erinnert sich bis heute gerne an ihre dann folgende unbeschwerte Kinder- und Jugendzeit auch in Worpswede: „Das war eine völlig aufregende Zeit für mich!“ Ihre Mutter habe ihr damals sogleich beigebracht: „Egal, was andere Leute denken, du machst, was du willst!“ Das tat Barbara dann auch gerne, ob etwa im Schultheater oder sonst im jungen Leben. Sie blickt zurück: „Das ist bis heute mein Motto geblieben!“
Sie war auch mit Will McBride verheiratet
Als 18-Jährige hatte Barbara ein Volontariat in einer namhaften Berliner Antiquitätenhandlung begonnen. Dort lernte sie dann den amerikanischen Fotografen Will McBride kennen und heiratete ihn schließlich. McBride war damals ein deutschlandweit bekannter Bildreporter und hatte 1960 Portraits seiner schwangeren Frau Barbara in aufgeknöpften Jeans veröffentlicht, später in der damaligen bekannten Jugendzeitschrift „Twen“.
Fotos von der Geburt ihrer Söhne sorgten für einen Skandal
Später wurden auch einige authentische Fotos bei den Geburten dreier Söhne veröffentlicht – ästhetisch künstlerisch, ohne peinliche Intimitäten. Dennoch löste das damals einen deutschlandweiten Skandal aus. Doch Barbara Siebeck wunderte sich nur darüber, ist noch heute stolz auf die während ihrer Geburten gemachten Fotos. Übrigens: Der jüngste Sohn ist mittlerweile 60 Jahre alt, und insgesamt hat Barbara neun Enkel plus einem ersten Urenkel.
Der Tod ihres unter sogar internationalen Sterne-Spitzenköchen einst als Kritiker höchst gefürchteten Mannes schmerzt sie weiter. Nicht weil „der Siebeck“ höchst medien-berühmt war, sondern überdies ein ganz spezieller Mensch. Kennen lernte Barbara ihn 1969 bei einer Vernissage in ihrem damaligen Münchner Atelier. Da hatte es sofort zwischen den beiden gefunkt. Zwar dauerte es dann noch ein paar Jährchen bis zur standesamtlichen Hochzeit 1986 in Mahlberg, wo die Siebecks ihr neues Leben mit Barbaras drei Söhnen in einem Trakt des trutzigen Schlosses begannen.
„Wir sind uns immer treu geblieben“
Zusätzlich hatte sich das Paar dann auch noch eine zweite Halbjahres-Wochenend-Dependence nahe des provencalischen Montélimar zugelegt. Dauerhafte Gerüchte, dass sich dorthin der Gourmet und Frauenfreund ohne seine Barbara zu einer zweiten Nebenfrau zurückgezogen habe, quittiert Barbara mit einem herzlichem Lachen: Dort sei höchstens eine unverdächtige Hausmeisterin gewesen. „Wir sind uns beide immer treu geblieben!“ Auch wenn Wolfram Siebeck mal vor Jahrzehnten von Catherine Deneuve zum Tanz aufgefordert worden war: „Das hatte ihm schon sehr geschmeichelt!“
Ansonsten erinnert hinter dem erstaunlich kleinen Burg-Herd noch ein Foto an gemeinsames privates Kochen samt Rezepte-Ausprobieren. Barbara Siebeck erklärt klar: „Wolfram war mein Leben!“ Auch, wenn der mal gelegentlich eitel gewesen sein mag. Jedenfalls hat jetzt Barbara Siebeck aus seinem Schubladen-Nachlass ein quasi biografisches Buch heraus gebracht: „Ohne Reue und Respekt.“
Über das Buch
Erstmals sind nun Siebecks späte Lebenserinnerungen zu lesen, in denen sich sein humorvoller Biss mit alterskluger Selbstironie verbindet. Das Manuskript fand seine Frau Barbara in einer Truhe in ihrer gemeinsamen Wohnung auf dem Schloss Mahlberg wieder. So unverblümt hatte Siebeck nie zuvor über seine Eltern, über die NSDAP-Karriere seines Vaters oder über seine Jugend im Nationalsozialismus geschrieben. Er schildert seinen Werdegang – vom Schildermaler und Zeichner in der Nachkriegszeit mit Umwegen über Jazz und Avantgarde-Kino, über seine ungeplante Selbstfindung als Schreiber bis zu den Freuden und Tücken des Alterns. Nicht zuletzt sind seine Memoiren eine sinnliche Verneigung vor seinem langjährigen Wohnsitz in der Provence und dem kulinarischen Sehnsuchtsziel Frankreich.