Keine "Lichtgestalt" wie Beckenbauer, aber dennoch äußerst erfolgreich: Berti Vogts wird 65.
Berlin - Einer seiner Lieblingsschüler schickte eine Geburtstagswürdigung aus ein paar Tausend Kilometern Entfernung. „Berti Vogts hat den deutschen Fußball wesentlich geprägt, nicht nur als Nationaltrainer“, schrieb Jürgen Klinsmann in einem Gastbeitrag für die jüngste Ausgabe des Bundesliga-Magazins. „Natürlich wünsche ich Berti Vogts alles erdenklich Gute. Und was wir bei dieser Gelegenheit nicht vergessen sollten: Noch immer ist er der letzte Bundestrainer, der einen Titel gewann.“
Vogts feiert seinen Ehrentag in Dubai
An diesem Freitag feiert der Trainer der Fußball-Europameister von 1996 seinen 65. Geburtstag. „Es ist ein ganz normaler Tag, nicht mehr und nicht weniger“, sagte der frühere „Bundes-Berti“ am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa, ehe er in den Flieger stieg und nach Dubai flog. Dort wollte er sich mit Freunden und „einigen Bekannten aus Aserbaidschan“ treffen und an seinem Ehrentag zumindest schön essen gehen.
Vertrag in Aserbaidschan bis 2014 verlängert
Die Berufsbezeichnung Rentner hat sich Vogts für einen späteren Zeitpunkt aufgehoben. Auch wenn vor einigen Wochen schon öffentlich über seinen Abschied spekuliert wurde, ist er noch immer in Amt und Würden als Nationaltrainer Aserbaidschans. Mit den Verantwortlichen der dortigen Vereine hat er lange Auseinandersetzungen geführt und sie in teilweise schwierigen Diskussionen von seiner Vorstellung der Entwicklung der Nationalmannschaft überzeugt. Am Ende hat er dann doch seinen Vertrag bis 2014 verlängert.
„Der Verband hat sich mir gegenüber immer fair verhalten, der Präsident ist ein toller Mann. Und von der wenigen Zeit, die ich noch im Leben habe, will ich so viel wie möglich zu Hause verbringen“, sagte Vogts in einem Interview des Fachmagazins „Kicker“ und bekräftigte, dass Aserbaidschan wohl seine letzte Trainerstation sein wird.
Höhepunkt der Trainerkarriere war der EM-Titel 1996
Von 1990 bis 1998 führte Vogts die deutsche Nationalmannschaft in 102 Länderspielen zu 66 Siegen und als Höhepunkt zum EM-Titel 1996, doch gerade in seiner Heimat wurde der ehemalige Profi von Borussia Mönchengladbach immer besonders kritisch beäugt. Seine Tugenden wie Wille, Energie, Kompromisslosigkeit mit einem Schuss Sturheit brachte Vogts neben seinem Fachwissen auch als Trainer beim Deutschen Fußball-Bund ein - und eckte damit als Nachfolger von „Lichtgestalt“ Franz Beckenbauer oft an.
Vogts und Klinsmann pflegen ein besonderes Verhältnis
„Er hat seine Linie beibehalten. Er hat dafür immer extremer auf den Kopf bekommen als andere“, sagte einmal Klinsmann, zu dem Vogts stets ein besonders Verhältnis pflegte. Längst legendär ist Vogts' eigener Ausspruch: „Wenn ich übers Wasser laufen könnte, würden meine Kritiker sagen: 'Nicht mal schwimmen kann er'.“
Klinsmann verdankte seinen Bundestrainer-Job auch Vogts. Nach einem gemeinsamen Barbecue im Sommer 2004 in Klinsmanns Wahlheimat Kalifornien hatte Vogts mit dem DFB telefoniert: „Ohne mich wäre Jürgen heute noch auf dem Surfbrett unterwegs“, sagte er während des WM-Sommermärchens 2006.
Nach dem EM-Titel verlief seine Trainerkarriere weniger glanzvoll
Der im niederrheinischen Büttgen geborene Vogts musste sich als Vollwaise in jungen Jahren alles selbst erkämpfen. „Es gab Tausende von Fußballern, die begabter gewesen sind als ich, doch ich war ehrgeiziger“, sagte der 96-malige National- und 419-fache Bundesliga-Spieler. Der „Terrier“ biss sich durch: Weltmeister 1974, Europameister 1972, Europacup-Sieger 1975 und 1979, fünfmal Meister, einmal Pokalsieger - alles für Gladbach.
Seine Laufbahn als Trainer verlief nach dem DFB-Engagement weniger glanzvoll. Nach Kurz-Jobs bei Bayer Leverkusen und in Kuwait betreute Vogts die schottische Nationalelf und Nigeria, ehe er 2008 in Aserbaidschan anheuerte. Und wie sieht Vogts die aktuelle DFB-Auswahl? „Wir haben derzeit die vielleicht beste Nationalmannschaft der Welt, aber das müssen die Jungs nun auch beweisen und den Titel holen“, sagte Vogts mit Blick auf die EM 2012.