Roland Wehrle (Zweiter von rechts) – gemeinsam mit Ehefrau Jacqueline – wird von VSAN-Präsident Roland Haag (links) und Vize-Präsident Martin Wittner zum Ehrenpräsident ernannt. Foto: Marc Eich

Mit stehenden Ovationen und politischen Ehren wurde Roland Wehrle in Bad Dürrheim als langjährige Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte verabschiedet. Dabei teilt er eine Vision für die Fastnacht, die weit über die Region hinausreicht.

Dass sich bei der Verabschiedung des „obersten Narren“ Vertreter aus allen Bereichen von Politik und Gesellschaft auf die Rednerliste drängten, machte deutlich, zu welchem Ruf Roland Wehrle der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) verholfen hatte – ein Platz mitten im kulturellen Leben des Landes.

 

44 Jahre war Wehrle Teil des Präsidiums, 29 Jahre lang führte er die Vereinigung als Präsident – da wunderte es nicht, dass auch das Konterfei von Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf der Leinwand im Haus des Bürgers in Bad Dürrheim zu sehen war, um diesen Mann und seine Verdienste zu ehren.

Man könne sich – so Kretschmann – die VSAN ohne Roland Wehrle „kaum vorstellen“. Er sei ein „herausragendes Vorbild für Einsatz und Engagement“ gewesen und habe nicht nur als Geschäftsführer der Tannheimer Nachsorgeklinik sein „großes soziales Gewissen“ gezeigt.

Wie eine Perlenkette reihten sich die Superlative für Wehrle an diesem Abend des Abschieds aneinander: Arne Braun (Staatssekretär des Landes) nannte ihn einen „Macher mit Leidenschaft“, der mit Ausdauer für seine Visionen kämpfte. Dieses Amt sei für ihn eine Lebensaufgabe gewesen.

Wehrle brachte die Fastnacht ins Fernsehen

Alexander Göbel (SWR-Abteilungsleiter für Unterhaltung) erinnerte daran, dass es Wehrle gewesen sei, der die Fastnacht ins Fernsehen brachte und ihr so eine deutschlandweite Bühne eröffnete. Jonathan Berggötz (Bürgermeister von Bad Dürrheim) bescheinigte dem Ex-Präsidenten ein „großes Herz für Brauchtum“ – Wehrle habe eine VSAN mit einer „grandiosen Gemeinschaft“ an seinen Nachfolger Roland Haag weitergegeben.

Seine Wegbegleiter Otto Gäng – der gemeinsam mit Peter Schmidt als Vizepräsident ebenfalls verabschiedet wurde – sowie der VSAN-Kulturbeirat Werner Mezger erinnerten sich in launigen Reden nicht nur an viele Anekdoten aus den Jahren der Zusammenarbeit, sondern hoben auch seine unzähligen Verdienste hervor. Nicht zuletzt die Weiterentwicklung des Narrenschopfs – insbesondere im Hinblick auf das virtuelle Fastnachtsmuseum, auf das selbst das Pariser Louvre aufmerksam wurde.

Stolz auf die Verdienste über die vielen Jahre

Für sein Wirken wurde Wehrle zum Ehrenpräsidenten der Vereinigung ernannt – ein Kuss von seiner Frau Jacqueline und stehende Ovationen im voll besetzten Saal waren ihm gewiss.

Roland Wehrle zeigte sich in seiner anschließenden Laudatio stolz auf die Verdienste der vergangenen Jahre, die dank eines großen Netzwerks und seines unermüdlichen Durchhaltevermögens möglich geworden seien: „Als einer von ganz unten habe ich es geschafft, die Fastnacht als immaterielles Kulturerbe anerkennen zu lassen.“ Ihm sei nicht nur die Brauchtumspflege und die Forschung wichtig gewesen, ein zentrales Anliegen sei es ihm stets gewesen, die VSAN und die Fastnacht „gesellschaftlich und politisch mehr in den Blickpunkt zu bringen“.

Ein eigenes Stück für Roland Wehrle

Eine Verabschiedung bei der VSAN ohne närrische Note war natürlich undenkbar. Der Fanfarenzug Wehingen komponierte dem VSAN-Macher ein eigenes Stück („Der Präsident“), das von fünf Fanfarenzügen auf der Bühne zum Besten gegeben wurde. Große Ehre gab es von der Narrenzunft Immendingen bei der Ernennung zum Strumpfkugler, aus Wellendingen erhielt er die Ehrenmitgliedschaft, und in Waldkirch darf er sich nun Naudiak nennen. Lob und Anerkennung erhielt er zudem von den Schweizer Narrenzünften.

Und am Ende war trotz des Abschieds klar: Roland Wehrle wird weiterhin für die Fasnet und die Kultur um sie kämpfen – wenn auch nicht mehr an vorderster Front. Während Ende des Jahres seine Biografie erscheint, arbeitet er bereits an seiner nächsten großen Vision: Gemeinsam mit dem Kölner Karneval will er erreichen, dass Fastnacht und Karneval als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt werden. Und wer Wehrle kennt, der weiß: Er wird auch künftig mit Ehrgeiz für seine Visionen und Ziele eintreten.