Die Kreissporthalle Schramberg wird als Unterbringungsmöglichkeit geprüft. Foto: Herzog

Immer mehr Flüchtlinge suchen im Landkreis Rottweil Schutz und stellen diesen damit vor große Probleme. Teilweise kommen bis zu 65 Menschen aus der Ukraine wöchentlich hinzu. Außerdem werden dem Landkreis immer mehr Asylsuchende aus den Landeserstaufnahmestellen zugewiesen.

Kreis Rottweil - "Wir leben von der Hand in den Mund", meinte Landrat Wolf-Rüdiger Michel in einer Videokonferenz zur Flüchtlingssituation und der Lage bei den Unterbringungsmöglichkeiten. Das Ausmaß des Zustroms ist immer wieder schwer abzuschätzen. Meist muss der Landkreis kurzfristig auf neue Entwicklungen reagieren und, wie jüngst in Dürrenmettstetten geschehen, schnell vorbereitete Unterbringungsmöglichkeiten aktivieren.

Zum 30. November 2022 lag die Zahl der Flüchtlinge im Kreis Rottweil bei 2981. Dieser Wert sei um 24 Prozent höher als der bisherige Höchststand im Mai 2016, zeigte Sozialdezernentin Angela Jetter auf. Dabei handle es sich um 902 Asylsuchende und 2079 Ukrainer.

65 Ukrainer in einer Woche

Bei Letzteren sei die Zahl der Direktzugänge in den vergangenen drei bis vier Wochen stetig angestiegen. Kamen zunächst überwiegend rund 15 bis 20 Personen pro Woche in den Landkreis, so sind es seit Ende November stets mehr als 40 Personen. Besonders herausfordernd war die Woche vom 28. November bis zum 4. Dezember, als 65 Ukrainer innerhalb einer Woche kamen.

Hinzu komme seit Mai ein kontinuierlicher Anstieg bei den Flüchtlingen, die aus den Landeserstaufnahmestellen zugewiesen werden. Im September waren es noch rund 30 Personen, in den Folgemonaten jeweils 60 oder mehr. In diesem Monat habe man nun schon 30 Flüchtlinge zugewiesen bekommen, weitere 30 kämen demnächst. Vergleiche man die Zahlen der vergangenen Jahre, so könne man jedes Mal eine Verdopplung feststellen, sagte die Sozialdezernentin. 2020 seien 99 Asylsuchende in den Landkreis Rottweil gekommen, 2021 stieg die Zahl auf 194, in diesem Jahr seien es bereits 404 Asylsuchende.

600 Ein-, Aus- und Umzüge

Neben der Herausforderung, eine Unterkunft für die Flüchtlinge zu finden, koste auch die Abwicklung der Ein-, Aus- und Umzüge und die damit verbundene Bewältigung weiter Strecken im gesamten Landkreis jede Menge Zeit, hieß es von Verwaltungsseite. Allein im vergangenen halben Jahr habe man 600 Ein-, Aus- und Umzüge begleitet.

Landrat Michel kündigte angesichts des derzeit enormen Zustroms an, bald wieder auf die Optionen Aula des Berufsschulzentrums und Kreissporthalle Rottweil zurückgreifen zu müssen. Die Aula mit Platz für rund 55 Personen sei die erste Möglichkeit, wenn diese auch nur bedingt helfe. Insbesondere auf die Belegung der Kreissporthalle wolle man natürlich tunlichst verzichten, meinte Finanzdezernent Gerald Kramer. Die Verwaltung wisse um die Belastung für den Schulbetrieb, wenn man diese Karte ziehen müsse – insbesondere wenn Sport Abiturfach sei. Es bleibe jedoch nichts anderes übrig als Gewehr bei Fuß zu stehen.

Halle in Schramberg wird auch geprüft

Im Ernstfall benötige man rund eine Woche, um die Halle wieder so vorzubereiten, dass Flüchtlinge dort unterkommen können. Die Einrichtungsgegenstände seien noch verfügbar und warteten auf den Einsatz. Man sehe sich natürlich auch nach Alternativen um und fasse städtische Sporthallen ebenfalls ins Auge, jedoch sei die Umsetzung sehr schwierig. Aktuell werde auch die Kreissporthalle Schramberg als Unterbringungsmöglichkeit geprüft. Diese eigne sich nicht ganz so gut wie die Rottweiler Halle. Einige Punkte wie Brandschutz und Fluchtwege müssten beispielsweise geklärt werden, erklärte Kramer.

Kreisordnungsamtsleiter Thomas Seeger berichtete zum Schluss der Konferenz noch darüber, dass man im Servicezentrum 2100 Geflüchtete aus der Ukraine ersterfasst habe. Weitere Flüchtlinge seien teils in anderen Aufnahmestellen bereits erfasst worden. Was die vom Landkreis betreuten Flüchtlinge angehe, so wisse er, dass 290 Personen den Kreis Rottweil mittlerweile wieder verlassen hätten.